Challenger-Banken

FinTech Revolut ist in den USA gestartet

Smartphone vor der US-amerikanischen Flagge
Bild: Revolut

Mehrmals angekündigt, immer wieder verschoben, jetzt Realität: Revolut bewirtschaftet den US-amerikanischen Markt.

Mit den Worten: "The UK’s fastest growing tech company has arrived in the U.S.", begrüsst die Challenger-Bank Revolut auf der USA-Website ihre amerikanischen Besucher.

Der selbstbewusste Approach kann helfen, als Spaziergang mit sicherem Ausgang kann der Markteintritt in den USA jedenfalls nicht bezeichnet werden. Mit Chime und anderen Anbietern ist der Markt erfolgreich in Arbeit und gerade Chime kommt gut an und wächst sehr schnell. Die europäische Antwort auf amerikanische FinTechs muss sich erst etablieren.

Konkurrent N26, bereits seit Mitte 2019 in den USA aktiv, hatte nach fünf Monaten 250'000 Kunden für die App gewonnen. Diese Zahlen sind sicher nicht schlecht, dürften jedoch den Erwartungen an den Riesenmarkt USA eher hinterherhinken. 250'000 entspricht der Zahl der Kunden, die Revolut in der kleinen Schweiz quasi nebenbei bis Oktober 2019 eingesammelt hatte. Nebenbei deshalb, weil Revolut in der Schweiz offiziell noch gar nicht gestartet ist, vielleicht auch nie starten wird – die App ist einfach verfügbar und räumt ab.

Der Vergleich hinkt insofern, als die Schweiz und die USA nicht nur in Grösse und Bevölkerungszahl sehr unterschiedlich sind. Die USA scheinen ein Markt zu sein, der für europäische Challenger-Banken nicht ganz einfach zu knacken ist. Die einheimische Konkurrenz schläft nicht, sondern agiert sehr aktiv. Möglicherweise muss für die Rezeptur von Banking und Features, die in Europa stark einschlagen, das Terrain in den USA erst vorbereitet werden. So gesehen ist die Verstärkung durch Revolut weniger als Konkurrenz für N26 zu sehen, mehr als Mitstreiter, der im Kern die Amerikaner für dasselbe Thema sensibilisiert.

Revolut ist gut finanziert für das Abenteuer USA

Das frische Kapital von 500 Millionen Dollar, eingesammelt in der kürzlichen Series-D-Runde im Februar 2020, dürfte Revolut die notwendige Kraft und den langen Atem verschaffen, um mit einer etwas grösseren Kelle anzurichten. Zudem agiert das FinTech erfahrungsgemäss deutlich aggressiver als seine Konkurrenten und fällt auch dadurch auf, dass neue Funktionen, Features und Möglichkeiten laufend und in schneller Folge aufgeschaltet werden. 

Das insgesamt umfangreiche Leistungspaket ist in Europa allerdings noch nicht harmonisert, die Angebote sind von Land zu Land unterschiedlich. Ob die geplante Harmonisierung in Europa auch gleich die USA einschliessen sollen, ist nicht bekannt – im Bereich der schnell erweiterten und ausgebauten Leistungen dürften jedoch Chancen liegen. Dieses Moment und diese sichtbare Bewegung gehört mit zu den Kernstärken von Revolut.

Das Angebot zum Marktstart

Revolut kooperiert in den USA mit der Metropolitan Commercial Bank (Bankservices, Infrastruktur) und stellt das beruhigende Argument der Einlagensicherung bis 250'000 US-Dollar (via Federal Deposit Insurance Corporation FDCI) ganz nach vorne. 

Die Challenger-Bank bietet in den USA im Wesentlichen ihre Debitkarte mit den gewohnten Leistungen, Sofort-Benachrichtigung bei Kartenzahlungen, virtuelle Karten, Budgetierungs-Funktionen mit Benachrichtig bei bestimmten Ereignissen, Sparfunktionen mit Vaults plus natürlich reale Wechselkuse ohne versteckte Gebühren sowie das Halten und Umtauschen von 28 Währungen in der App. Zudem lockt das FinTech mit der Aussicht, dass US-Kunden ihr Gehalt bis zu zwei Tage im Voraus per Direkteinzahlung erhalten, wenn sie ihre Kontodaten mit ihrem Arbeitgeber teilen.

Zum Start bietet Revolut für Privatkunden das Standard- und das Premium-Paket, die Metal Card ist noch nicht verfügbar. Die Services für Business-Kunden sind angekündigt, da führt das FinTech eine Warteliste. Bei den Privatkunden soll Revolut bereits eine umfangreiche Warteliste aufgebaut haben, mit dem Onboarding der Vorangemeldeten kann jetzt begonnen werden.

In der Pipeline und bereits angekündigt sind noch zahlreiche Leistungen wie Kryptowährungen, Junior-Konten, Open Banking und mehr. Ziemlich sicher wird Revolut bei diesen und weiteren Leistungen kräftig aufs Gas drücken, um in der Summe der Dinge durch "das bessere" Smartphone Banking überzeugen zu können.