Nachhaltigkeit

Bequem leben oder Umwelt schützen – was ist Verbrauchern wichtiger?

Containerschiff auf dem Meer in Ansicht von oben
Quelle: VMware

Einsichten zur Haltung gegenüber dem Klimawandel – und warum Verbraucher das Potenzial des sinnvollen Technologieeinsatzes noch nicht erkennen.

Die Welt steht mit dem fortschreitenden Klimawandel vor einer ihrer grössten Herausforderungen. Damit stellt sich die Frage: Wie kann die Zukunft der nächsten Generationen gesichert werden? Die Lösung liegt auf der Hand: Ressourcen, die zur Verfügung stehen, müssen effizienter eingesetzt werden. Eins der zentralen Themen der neusten VMware Studie Digital Frontiers 4.0 untersucht, ob Konsumenten in Europa dafür überhaupt bereit sind. Und die klare Antwort lautet: Nein.

Während Experten wie der UN-Generalsekretär António Guterres vor einer "Alarmstufe Rot für den Planeten" warnen und der Einsatz der Technologien zur CO2-Reduzierung voranschreitet, sehen sich Endverbraucher bisher kaum in der Pflicht, ihr individuelles Verhalten zu ändern. Dabei ist klar: Der heutige Lebensstil kann nicht mehr über Jahrzehnte aufrechterhalten werden.

Verbesserungspotenzial beim Verhalten der Verbraucher

Gerade im digitalen Bereich fehlt es in der breiten Bevölkerung noch an Bewusstsein dafür, dass auch das Konsumieren in der digitalen Welt Auswirkungen auf den ökologischen Fussabdruck hat. Doch auch wenn europäische Verbraucher darüber informiert werden, wieviel CO2 ihr Einsatz von Technologie – etwa durch Streaming, Fliegen oder Online-Shopping – freisetzt, sind sie kaum bereit, etwas an ihrem Verhalten zu ändern. Der Kauf eines Kleidungsstücks im Online-Shop produziert beispielsweise bis zu viermal so viel CO2 wie ein Kauf im Laden. Dennoch würden nur 26 Prozent der Europäer auf Online-Shopping verzichten, laut der Studie. 

Eine sechsstündige Netflix-Sitzung verursacht rund 330 Gramm CO2. Was das bedeutet, können nur wenige einordnen. So haben 44 Prozent der Befragten angegeben, dass sie keine Bedenken diesbezüglich haben. Hier ist definitiv mehr Aufklärung nötig, denn die aktuelle Energiekrise zeigt jetzt schon, dass Verbraucher bereit sind, ihr Verhalten zu ändern. Das betrifft nicht nur das Heizen sondern auch generell die Reduzierung des Strom- und Energieverbrauchs. 

Indifferenz, trotz Überfülle an Nachrichten zum Klimaschutz?

Die zahlreichen akuten Krisen, die aktuell im Fokus der Nachrichtenkanäle kommuniziert werden – Covid-19, der Ukraine-Krieg mit dem Gas-Stopp oder die Inflation – rücken das Thema Klimawandel in der Aufmerksamkeit nur marginal nach hinten. Wissenschaftlich aufgeschlossene Bürger sind sich darüber im Klaren, dass die gravierende Krise unserer Zeit der Klimawandel ist. Ironischerweise führen uns aber die im Vergleich zur globalen Klimaveränderung "kleineren" Krisen vor Augen, wie wir auch im Kleinen etwas Gutes bewirken können. Jeder Einzelne kann sein Konsumverhalten überprüfen. Dazu gehört explizit auch das digitale Konsumverhalten. Genau hier liegt das Potenzial, sehr effizient mit der Auswertung digitaler Daten anzusetzen, was vielen Menschen noch nicht klar ist. Daher muss mehr Bewusstsein dafür geschaffen werden, welche Auswirkungen der digitale Datenverkehr rund um die Welt in Bezug auf das Klima hat.

Die Studienergebnisse machen jedoch deutlich, dass Regierung und Industrie zuerst bei den Konsumenten für mehr Vertrauen in eine gemeinsame Datennutzung sorgen müssen. Ein Blick auf Europa, wo dem Datenschutz politisch ein hoher Stellenwert beigemessen wird, zeigt, dass nahezu zwei Drittel (59 Prozent) der Bürgerinnen und Bürger zunehmend über die Sicherheit ihres digitalen Fussabdrucks im Internet besorgt sind. Fast drei Viertel, nämlich 71 Prozent, haben Sorgen, welche Rolle die Technologie bei der Verbreitung von Fehlinformationen spielt. Darüber hinaus sind sich nur 12 Prozent der Konsumenten in Europa im Klaren über die Verwendung ihrer Daten. 

Zudem erfahren viele Bürgerinnen und Bürger zwar aus den Nachrichten von Cyberangriffen, Datenmissbrauch und Datenschutzverletzungen, aber es wird kaum über die technologischen Fortschritte berichtet, die wir als Gesellschaft bereits erreicht haben. So etwa in der Forschung, der Medizin oder dem Gesundheitswesen, aber auch in der Logistik oder der öffentlichen Verwaltung. Misstrauen – nicht nur privaten Unternehmen sondern auch öffentlichen Digitalisierungsinitiativen gegenüber – führten beispielsweise dazu, dass die SwissCovid-App auf "nur" 1.67 Millionen Smartphones bisher aktiv war – das entspricht noch knapp einem Fünftel der Bevölkerung (Quelle: BFS). Hier bleibt viel Potenzial ungenutzt.

Eine mögliche Lösung: Implementierung von Daten zur verbrauchernahen Kommunikation

Unternehmen verfügen heute über zahlreiche Daten, deren Potenziale noch nicht ausgeschöpft sind. So können Informationen mit Verbrauchern geteilt werden, die für sie von Interesse sind und somit das Kauf- und Entscheidungsverhalten beeinflussen. Seien es Kennzahlen zur Nachhaltigkeit, Details zur Lieferkette und zur Einhaltung sozialer Produktionsbedingungen oder statistische Beweise, warum das eigene Produkt dem Wettbewerb voraus ist. Daten können Fakten darüber schaffen, welchen Impact Produkte oder Organisationen auf die Umwelt haben. Sie geben Verbrauchern damit eine Entscheidungsgrundlage für ihr Konsumverhalten an die Hand.

Der Abbau gewachsener Silos innerhalb von Unternehmen kann zur sinnvollen Zusammenführung und Nutzung von Daten führen. Das erfordert in der Regel auch eine Anpassung der Infrastruktur, bei der Multicloud-Strategien ein Schlüssel zum Erfolg darstellen können: Sie erlauben es Unternehmen flexibel zu skalieren und nicht nur die Einhaltung von Datenschutzgesetzen sicherzustellen oder Compliance Anforderungen zu bedienen. "Data Sovereignty" kann so als Wettbewerbsvorteil eingesetzt werden. Im nächsten Schritt gilt es dann, die Organisation und Mitarbeiter zu befähigen, mit bestehenden sowie neuen Daten Innovationen voranzutreiben – aber auch zu wissen, wann ein Prototyp beziehungsweise ein Produkt keine Zukunft hat und dessen Entwicklung eingestellt werden sollte.  

Inzwischen können Partnerunternehmen mit Hilfe moderner Applikationen über standardisierte Schnittstellen zusammenarbeiten und Daten, die für alle Beteiligten relevant sind, einfach austauschen oder einsehen. Ein konkretes Beispiel dafür ist die VMware Tanzu-Plattform, welche die Ausführung von Anwendungen zuverlässig und im erforderlichen Umfang in einer Vielzahl von Clouds aus erlaubt. Dadurch können Unternehmen von zentraler Governance, Networking, Sicherheit und Beobachtbarkeit für standortunabhängiges Kubernetes profitieren. So entstehen ganze Ökosysteme, über die beispielsweise die Supply-Chain lückenlos verfolgbar wird. Langfristig kann es auch ein Ziel sein, über die Systeme Ansätze zur Kreislaufwirtschaft zu realisieren, um möglichst ressourcenschonend zu produzieren.

Ein weiteres Beispiel sind Ressourceneinsparungen beim Thema Lieferkette. Wenn Unternehmen durchwegs die Emissionen lückenlos über Daten nachverfolgen können, lässt sich daraus Einsparpotenzial ermitteln. Das hilft auch dabei, Kosten zu senken. Um derartige Auswertungen umzusetzen, muss allerdings erst die technische Infrastruktur stimmen. Sobald das der Fall ist, können auch Informationen zur klimafreundlichen Unternehmenspolitik nach aussen getragen werden. Denn als Fazit ist klar: Umwelt und Unternehmen profitieren gleichermassen, wenn Entscheidungen auf Basis von Daten getroffen werden.

Der Autor: Thomas Krieg

Thomas Krieg ist Senior Director Alps Region bei VMware. In dieser zentralen Rolle verantwortet er die Ausrichtung von VMware in der Alpenregion und treibt die lokale Unternehmensstrategie voran, insbesondere im Umfeld der digitalen Transformation durch innovative Lösungen in den Bereichen Cloud, Netzwerk, Security und digitaler Arbeitsplatz.

Mit über 30 Jahren Erfahrung in der IT-Industrie, davon mehr als 25 Jahre in leitenden Positionen, verfügt Krieg über ein umfangreiches Fachwissen.