Bankenverband öffnet sich für FinTechs

Bankenverband und FinTechs
Bild: Jason Khaw | Getty Images

Macht Einigkeit stark? Oder ist Streitkultur gesund? Oder bedingt das eine das andere, weil unterschiedliche Ansichten im Resultat zu besseren Lösungen führen?

Der Bankenverband (BdB), einer der fünf Spitzenverbände in Deutschland, setzt auf die Formel der breiten Auseinandersetzung – neu mit FinTechs am selben Tisch. Nicht für einmal, auf Dauer. Deshalb öffnet sich der BdB für FinTechs.

Neue Mitglieder im Bankenverband: Elf FinTechs

Der Bankenverband setzt auf die Formel: Zuerst Diskussion und Auseinandersetzung mit allen Beteiligten. Dann intelligente Lösungen, welche breit abgestützt und deshalb tragfähig sind. Um die Herausforderungen von Digital Banking zu stemmen und gemeinsam die Zukunft zu gestalten, nimmt der BdB neu FinTechs als Mitglieder des Verbandes mit an Bord. Im ersten Anlauf die folgenden Startups: Cash Payment Solutions (Barzahlen), Cringle, Deposit Solutions, Elinvar, Finleap, Figo, Giromatch, IDnow, Masterfin, Naga Group, NDGIT.

Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes, zur Motivation des Spitzenverbandes, sich zu öffnen:

«Für Banken und FinTechs bieten sich zahlreiche Kooperationsmöglichkeiten. Daher wollen wir als Verband beide Welten noch enger verzahnen und haben uns für Unternehmen aus der FinTech-Szene weiter geöffnet.»

Die zusätzlichen Massnahmen

Der BdB hat im Oktober 2017 einen Projektausschuss Digital Banking gegründet. Damit soll das Thema Digitalisierung schneller und weiter vorangetrieben werden. Das neue Gremium setzt sich zusammen aus Chief Digital Officers der Banken und aus führenden Köpfen der deutschen FinTech-Szene.

Mit dem Forum Digital Banking wird eine neue Veranstaltungsreihe geschaffen, welche Banken- und FinTech-Themen aus einer gemeinsamen Perspektive beleuchtet.

Michael Kemmer unterstreicht:

«Digitale Angebote sind für Banken wie FinTechs ein zentrales Zukunftsthema. Das Wachstumspotenzial ist enorm.»

Was davon zu halten ist

Eine kluge und vor allem wegweisende Entscheidung des deutschen Spitzenverbandes. Kooperationen zwischen Banken und FinTechs sind bereits Alltag. Informelle Gespräche zwischen FinTechs und Bankenverbänden haben auch bisher schon stattgefunden, eine Annäherung und der Boden für Kooperation und gemeinsame Lösungen war bisher jedoch nicht in Sicht. In diesem Punkt hat der BdB mit seiner mutigen Öffnung nun erfreuliche Tatsachen geschaffen.

Haben sich Bankenverbände und FinTech-Branche in der Vergangenheit zuweilen heftig gezankt (Beispiel Screen Scraping im Umfeld der PSD2), werden sie das auch in Zukunft tun. Weil beide Parteien teilweise unterschiedliche Schwerpunkte setzen und deshalb aus jeweils anderen Positionen argumentieren. Übergeordnet verfolgen jedoch Banken und FinTechs genau dieselben Ziele – und die sind dermassen anspruchsvoll, dass sie gemeinsam sehr viel leichter und besser erreichbar sind.

Zanken sich Bankenverbände und FinTech-Branche in Zukunft, werden diese Diskussionen neu am selben Tisch geführt und ausgetragen. Das fördert nicht nur das Verständnis für die jeweils andere Partei, das macht Kompromisse und damit gemeinsame Lösungen überhaupt erst möglich. Und dadurch gewinnen alle: Banken, FinTechs, Markt und Kunden.

Wenn im Laufe der Zeit etablierte Bankenverbände zu neuen starken Vereinigungen für Finanzdienstleister und Finanztechnologie werden, darf die Zukunft kommen. Dann ziehen alle relevanten Teilnehmer und Macher am selben Strick. Und diese gemeinsame Kraft und Kreativität werden wir dringend brauchen, weil die Gegner nicht (mehr) in den eigenen Reihen sitzen, die kommen von ausserhalb.

Einzige offene Frage zum Thema: Wann öffnet sich die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) für FinTechs?

Bankenverband: Präsentation der FinTech-Mitglieder

Stichworte zum Thema im Lexikon: BdB | SBVg | Screen Scraping | Digitale Transformation