Banken

Darf in Bankfilialen neuerdings auch gebechert werden?

Die Schalterhalle der Bank Cler mit Bistro
Bild: Bank Cler

In kultivierter Form sogar mehr als das: Essen, trinken, plaudern und feiern – neu im Basler Hauptsitz der Bank Cler.

Schweizer Banken haben erstaunlich lange am Konzept der Schalterhallen festgehalten. Irgendwann haben sich neue Ideen durchgesetzt, welche multifunktionale Tempel wie Einkaufs-Malls schon länger vorgelebt haben. Seither präsentieren sich Geschäftsstellen von Banken heller, bunter, experimenteller und nehmen vermehrt den Charakter von stylischen Wohlfühl-Landschaften an.

Der Weg der Bank Cler

Die Bank Cler hat im Zuge ihrer Neupositionierung im Mai 2017 erstmals in Zürich mit dem Umbau der Geschäftsstelle Urania ihre neue Design-Marke gesetzt: hell, freundlich, modern, stylisch, luftig und Mut zur Farbe. In den Folgejahren sind sämtliche Geschäftsstellen in der Schweiz nach diesem Konzept umgebaut und umgestaltet worden.

Den Schlusspunkt setzt in diesen Tagen der Haupsitz der Bank Cler in Basel, an bester Passantenlage am stark frequentierten Aeschenplatz. An diesem zentralen Punkt sind täglich sehr viele Menschen unterwegs, ohne an Geld oder an Banken zu denken. Für die Basler Banker Motivation genug, die Möglichkeiten der grossen Fläche der Geschäftsstelle zu nutzen, um über intelligent komponierte zusätzliche Anziehungspunkte neues Publikum zu generieren.

Eine Bank wird zum Bistro

Die neu gestaltete Halle erinnert in (fast) nichts an eine Bank. Sie ist ein hell und trendig konzipierter Treffpunkt und Begegnungsort mit Bistro, Restaurant, Bar und Sitzoasen, Eventflächen inklusive. Mitten in der Stadt. Damit will die Bank Cler verschiedene Kundengruppen begeistern, gerade auch jüngere Leute. Kunde der Bank muss man nicht sein, um sich im Bistro zu treffen, es steht für alle offen. Aber die Bank ist nahe, weil Bistro und Bank ohne harte Trennung und deshalb unsichtbar ineinander übergehen, gewissermassen fliessend.

Die Symbiose von Kundenzone und innovativem Gastro-Konzept, oder umgekehrt, ist gelungen. Und die Erwartungen könnten sich erfüllen, weil nicht eine Bank im Vordergrund steht, sondern ein cooler Begegnungsort, der die Wünsche von Passanten und Stadtwanderern ins Zentrum stellt.

Die Station, auf diesen Namen hört das erlebnisgastronomische Bistro, wird von Tom Wiederkehr betrieben. Der Foodblogger und genussgetriebene Restauranttester will seine Gäste mit kulinarischen Höhepunkten aus der ganzen Welt überzeugen. Ebenso international ist die Getränkeauswahl: Weine, Bier und Drinks aus aller Welt.

Das Gastro-Konzept ist auf unterschiedliche Wünsche und Gewohnheiten verschiedener Gruppen ausgelegt: Kaffee und Gipfeli am Morgen, lecker Lunch über Mittag oder Apéro und Talk am Abend. Die wechselnden Spezialitäten auf der Karte können von Rastlosen auch vorbestellt, abgeholt und im Büro oder Zuhause genossen werden.

Tagsüber ist die "Die Station" ein Bistro mit breitem Angebot, mitten in der Bank. Allerdings völlig ohne Banken-Groove. Damit am Abend die Lichter nicht vorzeitig ausgehen, wird die Geschäftsstelle durch eine Glaswand vom Gastro-Bereich getrennt, das Bistro bleibt bis 22 Uhr offen. 

Nachhaltig im Fokus

Bei der Konzeption und beim Umbau der neuen Halle sind mehrere Nachhaltigkeit-Aspekte umgesetzt worden. Durch energieeffiziente Technologie und Bauweise sind zum Beispiel nach Angaben der Bank Einsparpotenziale von bis zu 70 Prozent realisiert worden. Interessantes Nachhaltigkeits-Detail am Rande: Bonus für die Crew im Bistro gibt's nicht für den meisten Umsatz, sondern für das Vermeiden von Food Waste.

Clever gedacht, geschmackvoll umgesetzt und gut inszeniert

Mit ihrem Gastro-Konzept zündet die Bank Cler eine nächste Stufe der Geschäftsstellen-Evolution. Die zentrale und stark frequentierte Lage wird der neuen Geschäftsstelle Gäste und Kunden aller Couleur in die Hallen spülen – gerade deshalb weil sie nicht wie eine Geschäftsstelle daherkommt. Der Bank kann's recht sein. Ob bestehende und neue Kunden den Weg zum Bankgeschäft direkt oder über den wiederholten Umweg von kulinarischen Freuden im Bistro finden, spielt keine Rolle, Image-Gewinnerin bleibt die Bank Cler.

Mit dem Konzept am Aeschenplatz in Basel setzt die Bank Cler eine neue Marke, die Nachahmer finden dürfte. Die Geschäftsstelle ist ein Treffpunkt, ein Begegnungsort, ein genussorientierter Erlebnistempel und bleibt dennoch eine Bank. Einfach eine gut getarnte, die Kundenzone spielt sich nicht in den Vordergrund, sie ist Teil eines harmonischen Design-Auftritts mit zahlreichen Facetten. Deshalb kann der Aeschenplatz aus unterschiedlichen Gründen angesteuert werden. Das gibt Punkte und verschafft der Bank neues Publikum und zufriedene Kunden.

Ob Banking durch den Magen geht, ist im Gegensatz zur Liebe noch nicht Gegenstand empirischer Untersuchungen. Die Bank Cler wird zu gegebener Zeit über Resultate berichten.