PSD2

Die PSD2 wird öffentlich

Bild: Getty Images | Ilyast

Medien erklären ihren Lesern die PSD2. Das gelingt oftmals ziemlich gut. Mit etwas schlechtem Willen und einer guten Portion Uninformiertheit geht's allerdings auch anders.

War die PSD2 längere Zeit ein Expertenthema, besetzt die neue Zahlungsdienste-Richtlinie seit einigen Wochen zunehmend Raum in breitstreuenden Publikumsmedien. Die von Finanzinstituten an ihre Kunden verschickten neuen AGBs werfen Fragen auf – Journalisten und Schreiber nehmen das Thema auf und bieten Orientierungshilfe.

Eine (nicht wissenschaftliche) Kurzanalyse zahlreicher Artikel in verschiedenen Medien zeigt, dass sich das komplexe Thema einer interessierten Leserschaft auf sehr unterschiedliche Weise näherbringen lässt.

Kurz, einfach, sec und sachlich

Diesen Weg geht die Mehrheit der Medien. Die wesentlichen Punkte in der Zusammenfassung – wer's liest, ist über die zentralen Punkte informiert, weiss noch nicht alles, aber immerhin genug, um die richtigen Fragen zu stellen. Beispiele für diese Schiene liefern der Stern oder auch die Badische Zeitung und zahlreiche andere Medien.

Ausführlich, anschaulich, aus der Sicht des Lesers

Im Moment noch eher die Ausnahme, deshalb fallen diese Geschichten angenehm auf. Aus der Position des Kunden wird anschaulich erklärt, was die PSD2 bringt, Komfort und neue Möglichkeiten sind beispielhaft illustriert, Hintergrund und Tiefe werden mitgeliefert – und dennoch bleiben die Informationen einfach zu lesen.

Wer sich ein paar Minuten Zeit nimmt, freut sich auf die neuen Möglichkeiten und weiss fast alles, was für Kunden wichtig sein kann.

Ein hervorragendes Beispiel für diese Schiene stammt von Sebastian Kirsch, der in der Wirtschafts Woche eine gut recherchierte Geschichte abgeliefert hat. Umfassend, detailliert, klar und verständlich.

Die apokalyptische Variante

Die deutsche Bild-Zeitung hat Anfang November schon mal gut vorgelegt mit der Headline: "Warum Ihre Kontodaten in höchster Gefahr sind". Die nachgeschobene Behauptung, dass die neue EU-Richtlinie "Unternehmen einen ständigen Blick auf unsere Konten möglich macht", liest sich flüssig und und blendet grosszügig aus, dass Unternehmen gar nichts können, wenn der Kunde das nicht will.

Auf Finanztreff.de gelingt dann sogar Fachautoren das Heraufbeschwören der Apokalypse: "Ab dem 13.01.2018 werden Ihre Bankdaten für Dritte einsehbar!", wird eindringlich gewarnt. "Durch die PSD2-Richtlinie wird das Bankgeheimnis völlig ausgehebelt", ist da zu lesen. Der apokalyptische Faden wird munter weitergesponnen, ohne auch nur ein Wort darüber zu verlieren, dass ohne das explizite Einverständnis des Kunden sämtliche Tore für Drittanbieter verschlossen bleiben.

Wer nicht bereits besser informiert ist als der Schreiber, bekommt tatsächlich den Eindruck, dass ab Januar 2018 tausende von datengierigen Eindringlichen jählings über sämtliche persönlichen Kontodaten herfallen. 

Fazit

Die PSD2 bringt viel Neues für Bankkunden. Komfort und neue Möglichkeiten, aber auch Verantwortung für die eigenen Daten. Wer die Spielregeln kennt, kann profitieren und wird sehr gut mit Open Banking umgehen können. Aktuell und in den nächsten Monaten sind gut aufbereitete Fakten und Informationen für das breite Publikum wichtig, damit Kunden wissen, zu was sie ja oder nein sagen dürfen.

Wer sich als Schreiber und Autor ins Thema eingelesen und die PSD2 auch nur im Ansatz verstanden hat, braucht seine wehrlosen Leser nicht zu verschrecken, informieren genügt dann schon. Den meisten Journalisten gelingt das glücklicherweise auf Anhieb.