CBDC vs. Bitcoin

Venezuela will die Hyperinflation bremsen, führt den digitalen Bolivar ein und wirft Bitcoin-Miner raus

Venezuelas Flagge verwittert an einer Holzwand
Bild: Jorge Villalba | Getty Images

Nach dem "Souveränen Bolivar" soll im Oktober der "Digitale Bolivar" kommen – da ist der Bitcoin im Weg, deshalb sind Miner nicht mehr willkommen.

Der auf Oktober 2021 angekündigte "Digitale Bolivar" wird die Hyperinflation im erdölreichsten Land der Welt kaum stoppen. Auch dann nicht, wenn die venezolanische Zentralbank plant, dem Bolivar sechs Nullen abzuziehen. Nullen sind in den letzten Jahren schon mehrmals abgezogen worden – mit dem einzigen Effekt, dass ein dickes Geldbündel vorübergehend etwas dünner wird, das für ein Ei oder ein Huhn auf den Ladentisch gelegt werden muss.

Fakt bleibt, wer zwischen dem Erhalt der Zahltagstüte und dem Laden um die Ecke nicht schnell genug rennen kann, bezahlt für Ei und Huhn deutlich mehr. Nach Angaben des unabhängigen Wirtschaftsinstituts Oberservatorio Venezolanao de Finanzas liegt die Inflation auf der Basis der letzten zwölf Monat bei 1'984 Prozent. 

Tauschhandel, Dollar und Kryptowährungen als Ausweg

Die Ankündigung des Digitalen Bolivars hat denn auch keine grossen Wellen geschlagen. Das ist nicht erstaunlich, Ideen der Regierung und Interventionen der Zentralbank haben in den letzten Jahren keine spürbaren Verbesserungen gebracht, zumindest nicht auf Dauer.

Die Bevölkerung versucht, sich selbst zu helfen und setzt auf Tauschhandel, Dollar und Bitcoin. Die galoppierende Inflation in einem heruntergewirtschafteten Land lässt venezolanischen Konsumenten auch keine andere Wahl.

Die Zentralbank Venezuelas (BCV) will mit dem Digitalen Bolivar (BsD) das Land auf den Weg der "wirtschaftlichen Erholung" bringen. Dies nach einer Krise, welche "durch brutale Angriffe auf unsere Wirtschaft, unsere Währung und die kriminelle Verhängung einer Finanzblockade ausgelöst wurde". Zudem verfolgt die Zentralbank das Ziel, den Übergang zu einer digitalen Wirtschaft durch die Modernisierung der Zahlungssysteme zu beschleunigen.

Venezuela zieht Bitcoin-Minern den Stecker

Im Zusammenhang mit dieser Entwicklung dürften auch die angezogenen Schrauben zu bewerten sein, die jetzt Bitcoin-Miner treffen. Der Bundesstaat Carabobo hat Mining-Unternehmen kürzlich den Stecker gezogen und den Strom abgestellt. Diese Massnahme wird weder den Bitcoin bremsen noch den bereits 2018 eingeführen Petro Coin retten. Letzterer verharrt regungungslos und ereignislos an Ort, ohne feststellbare Transaktionen.

Das Ausdünnen oder der Rauswurf von Mining-Unternehmen wird auch dem neuen Digitalen Bolivar im Oktober 2021 keinen Auftrieb verleihen. Der Bolivar, im Herbst mit sechs Nullern weniger, bleibt wahrscheinlich weiterhin der Hyperinflation ausgesetzt, in seiner digitalen Ausprägung genauso wie als analoger Geldscheinstapel. Die Regierung um Nicolás Maduro hat das Vertrauen der darbenden Bevölkerung längst verspielt und die Zentralbank kennt keine wirkungsvollen Rezepte für ein Anziehen der Wirtschaft.

Dennoch dürfte der Rauswurf von Mining-Unternehmen darauf zielen, den unliebsamen Konkurrenten Bitcoin aus dem Feld zu nehmen. Im Gegensatz zum Digitalen Bolivar als CBDC entzieht sich der Bitcoin dem Einfluss von Zentralbank und Regierung. Das Muster erinnert an die Vorgehensweise der chinesischen Behörden, die in den letzten Monate und Wochen zu beobachten war. China will das Terrain ebnen für die eigene CBDC, den digitalen Yuan, da stört der Bitcoin. Über den finalen Angriff der chinesischen Zentralbank auf Bitcoin und Kryptowährungen hat MoneyToday.ch berichtet, hier.

Folgt Venezuela der chinesischen Vorgehensweise, wird es nicht beim Rauswurf von Minern bleiben. China operiert mit direkten Einschränkungen, welche den Umgang mit Bitcoin und auch mit anderen Kryptowährungen schwierig bis unmöglich machen.