Ein Chef, kein Chef, viele Chefs – oder alles ganz anders?

Video: Stephan Handschin und Ivo Bättig zur neuen Organisationsform von Unic
Bild: Stockbyte | Getty Images

Alles ganz anders: Zwanzig Jahre klassische Führungsstruktur sind genug, Unic gibt sich eine agile Organisationsform und setzt auf Holacracy.

Digitale Transformation gehört zu den missverständlichen Begriffen. Das "digital" im überstrapazierten Terminus legt falsche Fährten. Wohl spielen Digitales und Techologien eine zentrale Rolle, wichtiger jedoch sind Menschen, Unternehmen, Gesellschaft und Veränderungsprozesse, welche das Zusammenwirken aller Beteiligten betreffen.

Unic ersetzt die klassische Führungsstruktur

Unic, ein digitales Schweizer Unternehmen mit rund 250 Mitarbeitern an mehreren europäischen Standorten, ist 20 Jahre alt geworden. Die nächsten 20 Jahre beginnt Unic mit einem mutigen Schritt und liefert damit ein starkes Beispiel für Digitale Transformation im Unternehmen.

Unic verzichtet auf klassische Führungs- und Hierarchiestufen, delegiert Verantwortung und auch Entscheidungsbefugnis an Mitarbeiter in verschiedenen Rollen. Teams agieren selbstverantwortlich und autonom, laufende Veränderungsprozess gehören zum Programm, ermöglicht durch eine agile Struktur.

Ob ein CEO Zeit und Lust hat, Entscheidungen zu treffen, stellt sich als Frage nicht mehr, das Team übernimmt. Ob Entscheidungen Einzelner in der Hierarchie weit oben richtig oder abgehoben sein können, interessiert nicht mehr, die Verantwortung ist völlig anders verteilt. Was revolutionär klingt, ist vielmehr evolutionär und nennt sich Holacracy.

Holacracy statt klassisches Organigramm

Holacracy ist ein Modell und ein Regelwerk, nach dessen Grundsätzen bereits über 500 Unternehmen weltweit arbeiten und funktionieren. Im Kern folgt Holacracy folgenden Prinzipien:

  • Radikale Abkehr von der Führungsstruktur mit klassischen Hierarchiestufen, Kommunikation und Entscheidungswege funktionieren nicht mehr von oben nach unten
  • Holacracy ist ein System für Selbstmanagement in Unternehmen und Organisationen, gewissermassen ein Peer-to-Peer-Betriebssystem
  • Selbstorganisierende Tendenzen werden ermöglicht und sind auch notwendig
  • Autorität, Macht und Entscheidungsbefugnis funktionieren verteilt, werden über Rollen definiert und sind nicht auf wenige (hierarchisch definierte) Personen konzentriert
  • Transparenz, Eigenverantwortung und Agilität werden erhöht
  • Abläufe sind klar strukturiert, Entscheidungswege vereinfacht, Verantwortung funktioniert dezentral, Mitarbeiter werden zu Unternehmern und arbeiten motiviert

Was sich einfach liest, ist auch bei näherer Betrachtung nicht wirklich kompliziert – allerdings sehr durchdacht und in einem Regelwerk klar definiert.

Holacracy Constitution

Das Regelwerk, die "Holacracy Constitution", ist frei verfügbar und anwendbar. Das Regelwerk umfasst fünf Kapitel:

  • Energizing Roles
  • Circle Structure
  • Governance Process
  • Operational Process
  • Adoption Matters

Wer mag, ein Blick lohnt sich: Holacracy Constitution

Auf der Website sind auch Trainings verfügbar, als Webinare online oder als Workshops in verschiedenen Städten.

Holacracy im Markt

Der NZZ-Artikel vom April 2016 benennt Beispiele und Unternehmen, welche mit Holacracy und auch anderen evolutionären Organiationsformen Erfahrungen gesammelt haben. Der Artikel vermittelt einen interessanten Überblick. Und das jüngste Beispiel für Digitale Transformation im Unternehmen, in Angriff genommen von Unic, wird in Zukunft ebenfalls Einsichten und Erfahrungen liefern.

Weitere Informationen und Links zum Thema

NZZ über Holacracy: "Arbeiten ohne Chef und Hierarchie"

Swisscom: Aktuelle Erfahrungen mit Holacracy im Unternehmen

Unic: Stephan Handschin und Ivo Bättig zur Einführung von Holacracy im Unternehmen

Was dahinter steht: "Create a fundamental shift in the way we work"

Holacracy im Detail: "A complete System for Self-Organization"

Stichworte zum Thema im Lexikon: Digitale Transformation

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