PSD2 und Open Banking: Wer erlaubt Nicht-Banken den Zugriff auf Kontodaten?

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Die Zurückhaltung erodiert: Komfort steht im Vordergrund, deshalb wird die Bereitschaft grösser, das eigene Bankkonto für Drittanbieter zu öffnen.

In früheren Umfragen war kühle Zurückhaltung spürbar und messbar, wenn es darum ging, Drittanbietern Zugriff auf die eigenen Kontodaten zu gewähren. Das Thema Open Banking in Verbindung mit Komfort und neuen Möglichkeiten scheint bei Konsumenten verstärkt angekommen zu sein. Die Bereitschaft wächst, Nicht-Banken den Zugriff auf das eigene Konto zu erlauben.

Was Kunden wollen:
"Die Sicherheit einer Bank und die Innovationskraft eines FinTechs"

Das Beratungsunternehmen PwC belegt mit einer repräsentativen Studie in Deutschland, dass die bedingungslose Treue zur Hausbank erodiert, wenn gewünschte Services nicht angeboten werden.

Bankkunden in Deutschland verlieren Berührungsängste zu neuen Dienstleistern und sind bereit, für mehr Komfort und neue Services den Kontozugriff für Dritte zu erlauben. Die Studie zeigt, dass Bankkunden "alles an einem Ort" haben wollen, getrennte Finanzdienstleistungen mit mehreren Logins und Frontends werden zum Auslaufmodell.

Die überraschenden Zahlen:

68 Prozent der Befragten sind bereit, Drittanbietern von Finanz-Apps einen Zugriff auf ihr Bankkonto einzurichten.

Noch deutlicher ist die Bereitschaft bei den Bankkunden unter 30 Jahren:

86 Prozent der Befragten sind zur Öffnung ihres Kontos bereit.

Grossen Wert legen die Befragten bei der Öffnung auf Sicherheit und Datenschutz. Beides sind Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen.

In früheren Umfragen war die Bereitschaft zur Öffnung noch nicht dermassen ausgeprägt wie in der aktuellen Studie. Die wachsende Zustimmung an sich ist nicht erstaunlich – das Tempo der schwindenden Zurückhaltung allerdings ist eher überraschend.

Peter Kleinschmidt, Leader Digital Financial Services bei PwC Deutschland, zu den Umfrage-Ergebnissen:

«Bankkunden wollen das Beste aus beiden Welten – die Sicherheit einer Bank und die Innovationskraft eines FinTechs. Kreditinstitute, die nicht beides leisten können, werden es künftig schwer haben. Denn dann nutzen die Kunden – dank PSD2 – nur noch ihre Infrastruktur, beziehen die profitablen Services aber beim digitalen Wettbewerber.»

PSD2 und Open Banking

PSD2 ist der Treiber und Beschleuniger für Open Banking. Die erweiterte Zahlungsdienste-Richtlinie muss in EU-Ländern bis 13. Januar 2018 in nationales Recht umgesetzt werden.

Die zunehmende Bereitschaft von Bankkunden, Drittparteien Zugriff auf ihr Konto zu gewähren, hängt im Wesentlichen mit drei Faktoren zusammen:

Wissen
PSD2 war und ist ein Experten-Thema. Allerdings ist die direkte Auswirkung der PSD2, das Open Banking, ein klares Konsumenten-Thema. Und dieses Thema spielt seit einigen Monaten in Breitenmedien vermehrt eine Rolle. Die Zahl der Artikel und Berichte zu den Möglichkeiten von Open Banking ist sprunghaft angestiegen. Deshalb sind Konsumenten und Bankkunden zunehmend besser informiert und verbinden mit dem Stichwort Open Banking konkrete und nutzbare Mehrwerte.

Wollen
Komfort und neue Services stehen bei Bankkunden, neben Sicherheitsaspekten, im Vordergrund. Gleichzeitig sinkt die Bereitschaft, mehrere Frontends und mehrere Logins für Finanzdienstleistungen zu bewirtschaften. Kunden wollen alles an einem Ort haben und sich ihre Services in einem einzigen Frontend zusammenstellen können. Support in Form von Information kommt dabei von unerwarteter Seite: Die zahlreichen Artikel und Berichte von Breitenmedien über die Möglichkeiten der Digital Identity befeuern indirekt auch das Thema von Open Banking. Ohne ganz direkten Zusammenhang, aber die neue Prämisse "ein Login für alles" leuchtet sofort ein, deshalb ist der gedankliche Schritt zu "alle Finanz-Services in einem Frontend" eher klein.

Machen
Innovative Banken und FinTechs bieten seit längerem schon Services an, die unter der Flagge Open Banking segeln oder zumindest ähnlich ausgerichtet sind. Zufriedene Nutzer sprechen darüber in ihrem Umfeld und in Social Networks – auch das forciert den Trend und die Lust auf neuen Komfort und intelligente Services, welche das Leben einfacher machen.

Die Resultate der Umfrage von PwC zeigen, dass das Thema Open Banking bei breiteren Zielgruppen angekommen ist. Wünsche und Anforderungen wachsen und daraus resultieren Verhaltensänderungen, welche zunehmend Auswirkungen auf alle Finanzdienstleister haben werden.

Stichworte zum Thema im Lexikon: PSD2 | Open Banking | Digital Identity

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