Eltern beginnen frühzeitig mit dem Sparen für ihre Kinder. Hauptsächlich über klassische Sparkonten, Wertschriften-Sparen spielt (noch) eine Nebenrolle. Das ist das Ergebnis einer Studie, durchgeführt von der Hochschule Luzern (HSLU) im Auftrag der Online-Vermögensverwaltung True Wealth, Details dazu hier.
So sparen Eltern zu 76 Prozent ausschliesslich über Sparkonten für ihre Kinder, erst 21 Prozent nutzen auch Wertschriften. Interessanter Unterschied: Bei Eltern, die selbst aktiv in Wertschriften investieren, liegt dieser Anteil jedoch deutlich höher – bei 35 Prozent. Das dürfte damit zusammenhängen, dass Anlegerinnen und Anleger sich der Rendite-Unterschiede zwischen Sparkonten und Wertschriften-Anlagen bewusst sind.
Sparkonto vs. Wertschriften-Sparen
Wenn Eltern, Grosseltern, Gottis und Göttis, Tanten und Onkel einem Kind den späteren Start ins Erwachsenenleben finanziell ebnen wollen, legen sie traditionellerweise bevorzugt ein Sparkonto an. Mit regelmässigen Einzahlungen während 18 Jahren kann bis zur Volljährigkeit ein kleines Vermögen zusammenkommen.
Klein deshalb, weil magere Sparzinsen keine erfreulichen Renditen abwerfen. Das gilt auch für sogenannte Vorzugszinsen, die Banken bei Jugendsparkonten einräumen. Bei niedrigen Zinsen hat der Zinseszinseffekt wenig Chancen und in der Regel lässt die Inflation das real eingezahlte Vermögen sogar schmelzen.
Werden über 18 Jahre die Sparbeträge regelmässig in gut diversifizierte Aktien- oder ETF-Portfolios eingezahlt, fällt der Vergleich zwischen Sparkonto und Wertpapier-Portfolio sehr deutlich aus. Das beweist jeder Blick in die Vergangenheit der Vermögensentwicklung mit unterschiedlichen Formen des Sparens und Anlegens.
Kinder mit Wertpapier-Anlagen stehen als junge Erwachsene besser da, sie sind vermögender als ihre Altersgenossen mit Sparkonto. Je nach Börsenentwicklung über die Jahre liegt der Unterschied nicht in ein paar wenigen Prozenten, Wertpapier-Portfolios schaffen oftmals ein Mehrfaches der Sparkonto-Einlagen.
Mit ganz wenigen Ausnahmen setzen klassische Banken bevorzugt auf die weiterhin gefragten Jugendsparkonten. FinTechs haben in den letzten Jahren die Palette erweitert und bieten Fonds- oder ETF-Sparpläne für Kinder an. Mit der Idee, den traditionellen Sparbatzen zu toppen und für Kinder langfristig Vermögen mit Renditen aufzubauen.
Zu den FinTechs, welche diese modernen Sparschweine mit Rendite-Potenzialen in Form von Kinderportfolios anbieten, gehören in der Schweiz zum Beispiel Descartes, Findependent und True Wealth.
Hat die Idee der Kinderportfolios Chancen im Markt?
Die drei genannten FinTechs und Online-Vermögensverwalter melden durchwegs gute Resultate. Zum Beispiel True Wealth ist 2023 mit dem Angebot des Wertpapier-Sparens für Kinder gestartet und hat nach eineinhalb Jahren über 5'000 ETF-basierte Kinderportfolios gemeldet, die eröffnet worden sind.
Das Sparkonto wird nicht über Nacht durch das Anlagesparen ersetzt, aber das durch Zahlen und Renditen überzeugende Konzept von Fonds- und ETF-Sparplänen kommt offenbar zunehmend an. Zumal Sparkonten und Kinderportfolios sich auch in Kombination ergänzen können.
Das ist besonders dann eine gute Idee, wenn zum Beispiel monatlich ein gleich hoher Betrag aufs Sparkonto und in die Anlagelösung eingezahlt wird. Die unterschiedlichen Kontostände nach einem Jahr, nach fünf oder nach zehn Jahren zeigen dann schwarz auf weiss, welche Form des Sparens der bessere Weg für eine finanziell gute Zukunft der Kinder sein kann.
Blick ins Ausland: Das neu lancierte Kinderdepot von Trade Republic
Der Berliner Neo-Broker mit Banklizenz hat Ende Mai das neue Angebot "Kinderdepot" eingeführt. Mit der Idee, dass Eltern in Zeiten einer wachsenden Rentenlücke aktiv den Vermögensaufbau für ihre Kinder anpacken können.
Alle von Trade Republic bekannten Funktionen gelten auch für das neue Kinderdepot: Kostenlose Ausführung von Sparplänen auf Aktien und ETFs, Bruchstückhandel sowie volle Weitergabe der EZB-Zinsen auf das gesamte Vermögen, derzeit 2 Prozent.
Neu ist auch das "Trade Republic Kindergeld": Die Fondskosten ausgewählter Vanguard ETFs – wie beispielsweise dem bekannten FTSE All World – werden monatlich gutgeschrieben und automatisch reinvestiert, bis das Kind 18 Jahre alt ist.
Christian Hecker, Mitgründer von Trade Republic, zur Lancierung des Kinderdepots:
«Das Rentensystem ist in Zukunft nicht sicher. Unseren Kindern werden wir eine marode Altersvorsorge und hohe Staatsschulden hinterlassen. Nur der eigene, frühe Vermögensaufbau wird der jungen Generation dabei helfen, in Sicherheit alt zu werden. Mit dem Kinderdepot schaffen wir die die Grundlage für Millionen von jungen Sparern in Deutschland.»
Der Neo-Broker rechnet vor, warum das Kinderdepot ein zentraler Baustein für den Start einer privaten Altersvorsorge der jüngsten Generation sein kann: Wer beispielsweise ab der Geburt 100 Euro monatlich anlegt und eine durchschnittliche Jahresrendite von 7 Prozent erzielt, kann zum 18. Geburtstag über mehr als 43'000 Euro verfügen. Zum Vergleich: Der MSCI World Index hat laut Daten des Deutschen Aktieninstituts (DAI) in den letzten 20 Jahren durchschnittlich 8.6 Prozent Rendite pro Jahr erwirtschaftet.
Setzt man die monatlichen Einzahlungen ab dem 18. Geburtstag aus und lässt das angesparte Vermögen bis zum Rentenbeginn weiter am Markt investiert, wird man im Ruhestand über 1 Million Euro angesammelt haben. Frühes Sparen macht den Unterschied, sagt Trade Republic – ob für das Studium, den Start in die Selbstständigkeit oder die spätere Altersvorsorge.
Die ersten Zahlen zu den neu lancierten Kinderdepots von Trade Republic
Die Idee der Anlagelösungen für Kinder kommt offenbar auch in Deutschland gut an. Wenige Wochen nach dem Marktstart meldet Trade Republic, dass Familien bereits über 100'000 Kinderdepots eröffnet hätten, um ihren Nachwuchs beim günstigen und einfachen Vermögensaufbau zu unterstützen.
Der Neo-Broker hat allerdings auch von einer bestehenden und grossen Kundenbasis profitiert. Europas grösste Sparplattform, wie Trade Republic sich selbst bezeichnet, bedient über 8 Millionen Kunden. Dazu gehören Eltern, die als Anlegerinnen und Anleger aus eigener Erfahrung den Unterschied in Sachen Rendite zwischen Sparkonten und Anlagelösungen einschätzen können. Diese Kundengruppe hat eine erhöhte Bereitschaft, wie auch die Studie aus der Schweiz zeigt, für ihre Kinder Sparpläne mit Anlagelösungen zu kombinieren.
Ob im Ausland oder in der Schweiz, Kinderportfolios sind im Aufwind. Das bedeutet nicht das Aus für die traditionellen Sparkonten, nur eine fällige und renditeorientierte Diversifizierung bei Sparplänen für Kinder.