Die anfängliche Euphorie gegenüber der Elektromobilität ist verflogen. Immer weniger Menschen in der Schweiz können sich vorstellen, ein Elektroauto anzuschaffen, 30 Prozent lehnen es grundsätzlich ab. Eine Trendwende ist nicht in Sicht.
Ein anderes Bild ergibt sich beim Automarkt generell: Die Bevölkerung gibt an, wieder mehr Autos kaufen zu wollen.
Kaufabsicht für Elektroautos stagniert auf tiefem Niveau
Das ist eines der Ergebnisse des AXA Mobilitätstacho des Forschungsinstituts Sotomo: 24 Prozent der Personen, die in den nächsten zwei Jahren einen Autokauf planen, möchten sich ein Elektroauto anschaffen. Das sind fast genau gleich viele wie im Jahr zuvor (23 %) und deutlich weniger als vor zwei Jahren (34 %).
Auch die grundsätzliche Offenheit gegenüber Elektroautos hat in den letzten zwei Jahren abgenommen: 2023 war für 61 Prozent der Befragten ein Elektroauto eine Option, für 25 Prozent hingegen unter keinen Umständen. Dieses Jahr können sich noch 59 Prozent ein Elektroauto grundsätzlich vorstellen, 30 Prozent lehnen es mittlerweile sogar kategorisch ab.
Vorbehalte gegenüber der Elektromobilität nehmen zu
Während die Beliebtheit von Plugin-Hybriden deutlich steigt, scheinen die bisherigen technologischen und preislichen Fortschritte von reinen Elektroautos nicht ausgereicht zu haben, um die Vorbehalte gegenüber der Antriebstechnologie aus dem Weg zu räumen.
Im Vergleich zum Vorjahr haben die Bedenken tendenziell sogar noch zugenommen. Personen, die eher zu einem Hybrid oder Verbrenner tendieren, sehen folgende Bereiche, in denen sich die Elektromobilität verbessern müsste, damit ein Elektroauto für sie in Frage käme:
Knackpunkt Reichweite: 56 Prozent sehen darin Verbesserungsbedarf, das sind 6 Prozent mehr als letztes Jahr. Weitere Hinderungsgründe sind: Kaufpreis (51 %) und Lademöglichkeiten (49 %).
E-Occasionsmarkt hinkt weiter hinterher
Dem hohen Kaufpreis entgegenwirken könnte der Kauf eines Occasion-Elektroautos. Doch dem Gebrauchtkauf von Elektroautos steht die Bevölkerung nach wie vor skeptisch gegenüber. Zwar ist der Anteil der angehenden Elektroauto-Käufer, die sich einen Gebrauchtkauf klar vorstellen können oder sogar schon einen getätigt haben, seit letztem Jahr von 33 auf 39 Prozent gestiegen.
Dieser Wert bleibt jedoch deutlich hinter demjenigen von Verbrennern zurück, wie der letztjährige Mobilitätstacho gezeigt hat: Rund vier von fünf Verbrenner-Kaufinteressierten können sich einen Occasionskauf vorstellen oder haben bereits entsprechende Erfahrungen gemacht.
Diese Diskrepanz zeigt sich auch beim Blick auf die konkreten Kaufpläne von Personen, die in den nächsten zwei Jahren ein Auto anschaffen wollen. Während 55 Prozent jener, die einen Verbrenner kaufen möchten, den Kauf über den Occasionsmarkt planen, sind es bei den E-Auto-Interessierten lediglich 19 Prozent.
Für die Skepsis gegenüber dem Gebrauchtkauf von E-Autos gibt es insbesondere zwei Gründe:
Erstens haben viele Menschen Bedenken, dass sie den Batteriezustand nicht akkurat überprüfen können. Zweitens entwickelt sich die E-Auto-Technologie derzeit rasch weiter.
Image von Elektroautos fällt hinter Verbrenner zurück
Auch das Image der Elektromobilität scheint zu leiden. Vergangenes Jahr hatten noch 60 Prozent das Image von Elektroautos in der Bevölkerung positiv oder eher positiv eingeschätzt. Ein Jahr später sind es nur noch 51 Prozent.
Die Einschätzung des Images von Verbrennern hingegen bleibt mit 62 Prozent positiv stabil. Der Anteil der Personen, die glaubt, dass Elektroautos auf Schweizer Strassen niemals die Mehrheit gegenüber Verbrennern stellen werden, nimmt ebenfalls zu, von 17 Prozent im Jahr 2023 auf 26 Prozent im Jahr 2025.
Politische Förderung hat es schwer
«Trotz diesen offensichtlichen Durchsetzungsschwierigkeiten von Elektroautos befürwortet weiterhin nur eine Minderheit von 38 Prozent eine stärkere politische Förderung der Antriebstechnologie – das sind sogar vier Prozent weniger als im Vorjahr», erklärt Michael Hermann, Leiter von Sotomo.
Umgekehrt gibt es aber auch keine Mehrheit, die findet, die Fördermassnahmen sollten reduziert werden. Nur 34 Prozent sind dieser Meinung. 28 Prozent finden die derzeitigen Fördermassnahmen angemessen.
Ein Verbot von Neuzulassungen von Autos mit Verbrennungsmotoren ab 2035, wie es die EU beschlossen hat, ist in der Schweiz unbeliebt. Rund zwei Drittel sprechen sich dagegen aus, nur 28 Prozent befürworten es. Vor zwei Jahren waren es noch 37 Prozent.