LegalTech

Das LegalTech-Startup Jurata will den Rechtsmarkt disruptieren

Die Gründer des LegalTechs Jurata: David Roegiers, Simon Raess, Luca Fábián
Die Gründer des LegalTechs Jurata: David Roegiers, Simon Raess, Luca Fábián (Bild: Jurata)

Im Gegensatz zur Digitalisierung und Disruption in der Finanzindustrie, präsentiert sich der Rechtsmarkt in der Schweiz digital noch ziemlich unbefleckt.

Der aktuell noch tiefe Digitalisierungsgrad ist insofern erstaunlich, als gerade Anwältinnen und Anwälte in mehreren Rechtsgebieten für unterschiedliche Klienten im Kern denselben Job machen. Immer wieder. So gibt's zum Beispiel im Arbeitsrecht, Vertragsrecht, Erbrecht und in anderen Disziplinen Standards oder auch Vorlagen, die sich von Fall zu Fall nur durch Details oder Personalisierung unterscheiden. 

Folglich lassen sich einfache rechtliche Dienstleistungen weitgehend automatisieren. In einer Form, von der nicht ausschliesslich Kanzleien, sondern auch deren Kundinnen und Kunden profitieren – im Aufwand und in den Kosten. Ansätze und erste Angebote sind vorhanden, aber im Vergleich zu den Möglichkeiten ist die Branche in Sachen Digitalisierung und Automatisierung bisher nicht wirklich aus den Startpflöcken rausgekommen. Das soll sich ändern.

Das Zürcher LegalTech Jurata betreibt eine Online-Rechtsplattform und verfolgt damit die Mission, Privatpersonen und KMU Zugang zu Rechtsdienstleistungen zu verschaffen – auf transparente, digitale und intuitive Art und Weise. 

Das LegalTech Jurata hat Pläne und Ziele

Und auch erste konkrete Angebote und Produkte. Dazu gehören zum Beispiel die Online-Tools für automatisierte Fimengründungen und Markeneintragungen. In beiden Fällen mit variablen Paketen zu tiefen Festpreisen. Das Tool für die Erstellung von rechtssicheren Arbeitsverträgen ist ebenfalls online und kann kostenlos genutzt werden. 

Diese Produktfamilie segelt unter dem Namen "Virtual Lawyer" – der Name ist Programm und dieses Programm soll in Zukunft massiv erweitert werden. Jurata erkennt in diesen Bereichen enormes Potenzial, das bisher kaum ausgeschöpft worden ist. Mitgründer David Roegiers erklärt Plan, Weg und Ziel:

«Technologie ist der Schlüssel dazu, einfache rechtliche Dienstleistungen für eine breite Masse von Privatpersonen und KMU zugänglicher und erschwinglicher zu machen. Anwältinnen und Anwälte sollen sich hingegen auf massgeschneiderte Beratung in anspruchsvollen Fällen konzentrieren können.»

Der Plan leuchtet ein und dürfte für alle Beteiligten neuen Nutzen schaffen. Private und KMU nutzen budgetschonende Tools, die konkrete Probleme lösen helfen – schnell, automatisiert und deshalb unkompliziert. Anwältinnen und Anwälte verwalten und managen keine drögen Standards und Vorlagen, sondern bringen ihre Fähigkeiten in nicht digitalisierbaren Fällen ein, die Know-how, individuelle Strategien und Lösungen sowie fallspezifische Beratung erfordern.

Wie sind diese Anwältinnen und Anwälte für anspruchsvolle Aufgaben zu finden?

Jurata löst diese Frage mit einer Plattform für Privatpersonen und für KMU, welche Klienten in einem effizienten und weitgehend automatisierten Matching-Prozess mit passenden Anwältinnen und Anwälten zusammenführt. Gesuchte Spezialisten lassen sich damit online nach Rechtsgebieten, Geografie oder auch nach der Grösse einer Kanzlei eingrenzen und finden.

Aktuell sind nach Aussagen des LegalTechs bereits rund 1'200 Anwältinnen und Anwälte mit an Bord, das entspricht ungefähr 10 Prozent der Schweizer Anwaltschaft. Die übrigen 90 Prozent bleiben willkommen, weil: die anrollende Disruption des Rechtsmarkts richtet sich nicht gegen Anwältinnen und Anwälte, der dringend notwendige frische Wind bringt qualitative Vorwärtsbewegung in den Markt und schafft neue Möglichkeiten für alle Beteiligten.

Die Disruption des Rechtsmarkts soll in schnellen Schritten weitergehen

Das LegalTech hat noch sehr viel vor, will das bereits Bestehende ausbauen und zudem neuartige Rechtsprodukte lancieren. Den dazu notwendigen finanziellen Treibstoff hat sich Jurata in einer Pre-Seed-Finanzierungsrunde beschafft, die dem Startup im Februar eine halbe Million Franken in die Kasse gespült hat. 

Investoren und LegalTech sind sich einig: der Rechtsmarkt ist eine noch sehr schwach digitalisierte und wenig automatisierte Service-Industrie. Deshalb mit sehr viel Raum für Innovationen und neue Geschäftsmodelle, die an verstaubten Strukturen kratzen und längst überholte Verfahren und Prozesse aufbrechen. Im Interesse von Privaten und KMU, die juristische Unterstützung brauchen. Und im Interesse von Anwältinnen und Anwälten, die in der Neuzeit angekommen sind oder immer schon unterwegs waren – das sind jene, die ihre Zeit und ihre Kompetenz nicht an Routine verschwenden möchten. Die digitalen Möglichkeiten und Helfer schaffen den Raum, um sich auf anspruchsvolle und herausfordernde Aufgaben zu konzentrieren, in denen kreative Menschen und hervorragende Profis ihre Stärken ausspielen können.