Schweizerinnen und Schweizer sitzen auf Bergen von Altgold in Form von Schmuck – und sie machen ihr Gold zu Geld

Boeing 747 im Landeanflug auf Sydney
Bild: Getty Images | Boeing746

Mit 319 Tonnen Gold in Schmuckstücken besitzen die Schweizer so viel Altgold, wie ein Jumbo-Jet im Landeanflug auf die Waage bringt.

Was oftmals ungenutzt in Schweizer Schubladen rumliegt, Goldschmuck, führt zusammengenommen zu einem erstaunlichen Volumen. Zur Einordnung einige Vergleiche: 319 Tonnen Goldschmuck, so viel besitzen die Schweizerinnen und Schweizer, entsprechen in etwa zehn Prozent der jährlichen weltweiten Goldförderung. Schweizer horten Goldschmuck im Wert von gut 17 Milliarden Franken, das entspricht rund einem Drittel der Goldreserven der Schweizerischen Nationalbank. Und, wie bereits angeführt, mit einer vollbeladenen Boeing 747 kann der Goldschmuckbesitz der Schweizerinnen und Schweizer aufgewogen werden.

Wer besitzt Goldschmuck?

Zwei Drittel der Schweizer Bevölkerung (66%) besitzen Schmuckstücke aus dem gelben Edelmetall, der Besitz pro Kopf liegt durchschnittlich bei 7,1 Schmuckstücken. Damit hüten die Besitzerinnen und Besitzer einen Goldschatz im Wert von knapp 17.2 Milliarden Franken. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage der Universität St. Gallen (HSG) im Auftrag des Edelmetallhändlers Philoro.

Die vorliegende Studie ist eine Premiere, es ist das erste Mal, dass in der Schweiz das Thema "Altgold" empirisch analysiert wurde.

Wer macht Altgold zu Geld – und warum?

Eine knappe Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer (52%) hat in der Vergangenheit schon mindestens einmal Goldschmuck verkauft. Unter den Gründen für den Verkauf steht "schnelles Geld" an erster Stelle. Die Studienautoren gehen davon aus, dass die Entscheidung zum Altgold-Verkauf durch die Inflation und durch den Druck höherer Lebenshaltungskosten beeinflusst wird. «Es ist anzunehmen, dass die gegenwärtige wahrgenommenen Inflation eine Auswirkung auf die Absichten für den Verkauf von Altgold hat», sagt Professor Sven Reinecke von der Universität St. Gallen. 

Männer trennen sich leichter vom Familienschmuck im Vergleich zu Frauen. Die Umfrage zeigt, dass der Anteil von Personen, die einmal oder mehrmals Goldschmuck verkauft haben, bei den Männern mit 59 Prozent deutlich höher ist als bei den Frauen (44%). Unabhängig vom Geschlecht können sich 77 Prozent der Befragten vorstellen, in Zukunft nochmal oder zum ersten Mal Altgold zu verkaufen.

Die folgende Grafik präsentiert die unterschiedlichen Gründe für den Verkauf der Schmuckstücke. Das dominierende Hauptmotiv des "schnellen Geldes" scheint die Annahme der Studienautoren zu bestätigen.

Warum das Altgold oft unter Wert verkauft wird

Beim Altgold-Verkauf hat für Kundinnen und Kunden die Vertrauenswürdigkeit die höchste Priorität, an zweiter Stelle folgt die Korrektheit der Schätzung. Interessant ist deshalb, dass 65 Prozent der Kunden trotzdem keine Zweitmeinung zur Schätzung einholen. Das wäre jedoch sinnvoll und notwendig, weil die unterschiedlichen Methoden der Schätzung nicht durchwegs über jeden Zweifel erhaben sind. Mit unpräzisen Methoden laufen Kundinnen und Kunden Gefahr, ihr Altgold unter Wert zu verkaufen.

Gefragt nach der Schätzmethode für das Altgold zeigt sich, dass das Wägen mit 41 Prozent klar dominiert. An zweiter Stelle folgt der Säuretest (26%). Erstaunlich hohe 12 Prozent der Befragten geben an, dass der Ankäufer lediglich nach dem Bauchgefühl oder mit den Augen eine Schätzung vornahm. Die wirklich präzise Methode, die Röntgenfluoreszenzanalyse, wurde nur von 10 Prozent der Befragten angegeben.

Die folgende Grafik zeigt, welche Methoden bei der Schätzung von Altgold dominieren.

Obwohl damit die Mehrheit der Umfrageteilnehmer Schätzmethoden angegeben haben, die nicht allzu präzise sind, gaben sie sich mit der ausbezahlten Ankaufssumme einigermassen zufrieden. An erster Stelle bei der Zufriedenheit stehen die Edelmetallhändler mit der Bewertung 5,5 auf einer Skala von 1 bis 7. An zweiter Stelle folgen die Online-Ankäufer mit 4,9. Das Schlusslicht bilden die Juweliere mit 4,4. 

Präzise Analysen führen zu fairen Preisen

Die Unwissenheit von Kundinnen und Kunden kann ausgenutzt werden. Dazu kommt, dass unpräzise Schätzmethoden oftmals dazu führen, dass Schmuckstücke unter ihrem eigentlichen Wert verkauft werden. Christian Brenner, CEO von Philoro Schweiz, fasst zusammen, worauf Altgold-Verkäufer achten sollten: 

«Wer sein Altgold verkauft, kann viel mehr herausholen, wenn ein Ankäufer gewählt wird, der die Röntgenfluoreszenzanalyse anwendet», so Brenner. «Mit dieser präzisen Analyse werden alle Edelmetalle eines Schmuckstücks gemessen, also Gold, Silber, Platin und Palladium», erklärt er.

Besitzerinnen und Besitzer von Altgold sollten darauf bestehen, dass alle Edelmetalle zum aktuellen Kurs ausbezahlt werden. Neben einem Hauptedelmetall könnten die weiteren Bestandteile nicht selten rund 10 Prozent des gesamten Ankaufspreises ausmachen, hält Brenner fest, was vor allem bei teuren Schmuckstücken ins Gewicht fallen wird.