Berichte in den Medien oder offizielle Statements zur PSD2 waren in den letzten Monaten und Jahren sehr dünn gesät bis praktisch nicht vorhanden. Die Unlust am Thema ist nachvollziehbar, weil die Öffnung der Schnittstelle zum Kunden für Banken, Drittanbieter und Kunden mit umwälzenden Änderungen verbunden ist.
Seit kurzer Zeit wird spürbar, dass die "Macht des Faktischen" überhand gewinnt und die Phase des Ausblendens, der Ratlosigkeit, des Lavierens und des Totschweigens sich dem Ende zuneigt. Die PSD2 wird auch in der Schweiz zum Thema, die Diskussionen dürften in nächster Zeit breiter, aktiver und vor allem konkreter geführt werden.
Unter dem saloppen Titel "EU-Direktive sorgt für Zoff unter den Schweizer Banken" richtet aktuell die Handelszeitung in ihrer Online-Ausgabe den Scheinwerfer auf die PSD2. In der Printausgabe wird's ausführlich und die Handelszeitung beleuchtet das Thema von verschiedenen Seiten – mit interessanten Schlussfolgerungen und bemerkenswerten Statements.
Die PSD2, die Banken und die FINMA
"Es ist eine Abkürzung, die Bankern in ganz Europa den Angstschweiss auf die Stirn treibt: PSD2", eröffnet Sven Millischer, Wirtschaftsjournalist und Co-Leiter "Unternehmen und Politik", seinen Artikel zur EU-Direktive in der Handelszeitung. Millischer erklärt die Grundzüge der PSD2, schlägt einen Bogen zum neuen Schweizer FinTech-Gesetz, das aktuell in der Vernehmlassung steckt und leitet daraus ab, dass der Einfluss der PSD2 auf die Schweiz bald zunehmen könnte.
Einige Meinungen und Zitate aus dem Artikel in der aktuellen Ausgabe der Handelszeitung:
"Die Schweizer Banken hätten bis anhin argumentiert, dass es keine zusätzliche Regulierung brauche, weil es sich bei PSD2 um eine europäische Direktive handle", sagt Bankenprofessor Andreas Dietrich von der Hochschule Luzern und ergänzt: «Können sich Zahlungsauslösedienste oder Kontoaggregatoren in der Schweiz regulieren lassen, dann könnten diese sogenannten Drittanbieter auch hierzulande salonfähig werden.»
Thomas Puschmann, Swiss FinTech Innovation Lab der Universität Zürich: «Die angedachte, freiwillige Regulierung von Third-Party-Providern ist ein erster Schritt, PSD2 auch in der Schweiz einzuführen.»
"Gegen einen „gesetzlichen Zwang der Öffnung“ wehrt sich Daniela Lüpold von der Schweizerischen Bankiervereinigung SBVg, «da die Gefahr der Wettbewerbsverzerrung zuungunsten der Finanzinstitute bestehen würde». Die Schweizer Banken würden aber daran arbeiten, eine für die Schweiz passende Lösung zu finden, «die Kundenbedürfnisse optimal abdeckt»."
"Auch aus dem Grossbankenumfeld ist zu hören, dass die EU-Gesetzgebung nicht «blind und mechanisch» übernommen werden dürfe. Allerdings ist man sich der „Macht des Faktischen“ bewusst: Setze sich die PSD2 in der EU durch, könne sich die Schweiz der Direktive nicht entziehen."
Meinung zum Thema
Lesenswert auch der Kommentar als Meinung von Sven Millischer. Über eine Analogie zur Medien- und zur Musikbranche beschreibt der Autor den Kern der Digitalwirtschaft und wie durch neue Entwicklungen "traditionelle Branchen umgepflügt werden". Dem "Schreckensszenario der austauschbaren Zahlungsabwickler, das die Bankmanager bislang vor allem in Schockstarre versetzt hat", setzt Millischer entgegen, dass "Leugnen und Kleinreden weder Mobilitäts- noch Musik- oder Medienbosse vor der digitalen Disruption bewahrt hat".
Vor allem jedoch unterstreicht der Autor zwei Faktoren, welche Banken in eine starke Position bringen: Daten und Vertrauen. Beides kann Banken dazu verhelfen, über neu generierte Mehrwerte für ihre Kunden durch die PSD2 nicht zu verlieren, sondern vielmehr die eigene Position zu stärken und Open Banking aktiv mitzugestalten.
Artikel und Meinung zur PSD2 in der Handelszeitung
Artikel | Sven Millischer in der Handelszeitung: "Bund rollt den roten Teppich aus"
oder auf Seite 9 in der Printausgabe
Meinung | Sven Millischer in der Handelszeitung: "Die Brüsseler Revolution"
oder auf Seite 18 in der Printausgabe
Stichworte zum Thema im Lexikon: PSD2 | Access to Account | Open Banking | Digitale Transformation