PropTech

Sechs Monate nach der ersten Seed-Finanzierung: 6 Millionen für das PropTech Properti – ein positives Signal für andere Startups

Adrian und Levent Künzi, die Gründer von Properti
Adrian und Levent Künzi, die Gründer von Properti (Bild: Properti)

Das PropTech ist erst gut zweieinhalb Jahre alt, hat bereits über 100 Mitarbeiter an Bord und ist mit frischem Kapital auf dem Weg vom Startup zum Scaleup.

Das Zürcher Startup Properti demonstriert beispielhaft, dass Investorengelder auch in der Schweiz weiterhin fliessen, wenn die Geschäftsidee auf soliden Beinen steht.

Ein Startup will die Immobilienbranche radikal digitalisieren

Properti ist im September 2019 gegründet worden mit der Idee, Bewirtschaftung, Vermietung und Verkauf von Wohnimmobilien zu digitalisieren. Die Vision der beiden Gründer Levent Künzi und Adrian Künzi zielt darauf, ein universelles Ökosystem für alle Bedürfnisse und Transaktionen rund um Immobilien zu schaffen. Eine Plattform, die Kunden, Immobilienexperten und Immo-Dienstleister direkt, einfach und transparent vernetzt.

Dabei spielen Technologien wie Virtual Reality (VR), Augmented Reality (AR) und Künstliche Intelligenz (KI) zentrale Rollen. Details zum Zusammenwirken von Mensch und Maschine und wie Properti das eine mit dem anderen verbindet, haben wir bereits vor einigen Wochen porträtiert, hier

Mit dazu gehören Digital- und Fachexperten, welche innerhalb einer Rundum-Beratung sämtliche Belange von Käufern, Mietern, Verkäufern und Vermietern klären. Diese menschliche Komponente soll in der Prozessabwicklung durch Technologie gestärkt werden und weitgehend automatisiert ablaufen.

Die Idee der beiden Brüder, zentrale Prozesse mit einer Plattform für die bisher schwach digitalisierte Immobilienbranche auf neue Beine zu stellen, ist offenbar gut im Markt angekommen. Das PropTech ist am Wachsen, hat nach kurzer Zeit bereits über 100 Mitarbeiter an 12 Standorten an Bord und will das laufende Jahr mit einem Umsatz von 8 Millionen Franken abschliessen. Die Gründer glauben, dass ihr Unternehmen ab 2024 profitabel arbeiten wird.

Die Finanzierung des Startups

Die ersten zwei Jahre haben die Gründer ihr Startup mit eigenen Mitteln und mit der Unterstützung von Family & Friends finanziert. Im Dezember 2021 sammelte das Startup in einer ersten Seed-Finanzierung 1.25 Millionen Franken ein. Nach Aussagen von CEO Levent Künzi löste diese erste Runde "einen regelrechten Ansturm von Investoren" aus, was kurze sechs Monate später zu einer zweiten Finanzierungsrunde geführt hat.

Vor einigen Tagen hat Properti eine zweite Seed-Finanzierung über 6 Millionen Franken erfolgreich abgeschlossen. Neben dem Leadinvestor Serpentine Ventures überzeugte das Startup ausserdem Sparrow Ventures und eine Reihe namhafter Business Angels und Privatinvestoren. Vor allem die Kombination aus einer hohen Wachstumskadenz, spezifisch entwickelter Technologie und einem fundierten Beratungs-Know-how habe die Investoren überzeugt, so das PropTech. Künzi zum erfolgreich abgeschlossenen Funding:

Das gewonnene Kapital unterstützt uns dabei, das rasante Unternehmenswachstum, die Fortschritte der Technologie und die nötige Umwälzung veralteter Makler-Tätigkeiten auf Kurs zu halten

Das neue Risikokapital soll hauptsächlich in den Ausbau der Technologieplattform fliessen, um den eingeschlagenen Weg der hybriden Kombination von Mensch und Technologie weiter zu optimieren.

Stark besetzter Verwaltungsrat

Properti hat drei Positionen im Verwaltungsrat neu mit Persönlichkeiten besetzt, welche Beiträge leisten werden, den Weg vom Startup zum Scaleup zu verkürzen:

Max Meister bringt als General Partner von Serpentine Ventures eine langjährige Erfahrung als Gründer, Investor und Chairman mit. Dario Fazlic ist unter anderem Mitgründer von DeinDeal, Movu, Immozins und der Wefox Group, letztere gilt als grösstes InsureTech-Startup in Europa. Christoph Tonini gehört zu den Pionieren der Schweizer Digital-Experten, war CEO der TX Gruppe und ist unter anderen VR des Migros-Genossenschafts-Bundes und der TX-Group.

Was sagen Risikokapitalisten über Properti?

In einem Startup-Porträt der Bilanz bewerten zwei VCs, die nicht in Properti investiert sind, die Chancen des PropTechs. Roland Zeller ist angetan von der Idee, «in einem altbackenen, trägen, analogen Markt die Leerläufe aus dem Maklergeschäft herauszunehmen» und meint:

«Ich ärgere mich über dieses Startup – weil es mir unter dem Radar durchgerutscht ist! Aber die Gründer haben was Geiles gebaut: einen Hidden Champion. Ich bin wirklich beeindruckt!»

Alex Fries zum PropTech: 

«Ich war von Properti sehr überrascht. Von dem Startup hatte ich zuvor noch nichts gehört, weil es bisher im Stealth-Modus war. Für eine so junge Firma sind die Umsätze sensationell, das habe ich in der Schweiz noch nicht erlebt.»

Fries führt den Erfolg von Properti auch darauf zurück, dass das Startup die Hürden für Kunden und Partner sehr tief gelegt hat, um die Services von Properti auszuprobieren: keine Einstiegsgebühren, nur Abo-Modell, Ausstieg jederzeit möglich. Der VC aus dem Silicon Valley schiebt nach: «Ich hätte investieren sollen!»

Fazit

Einige Dinge scheinen die beiden Gründer ziemlich richtig gemacht zu haben, sonst wären sie nicht dermassen schnell gewachsen. Offenbar aber nicht Wachstum um jeden Preis, sondern mit Blick auf eine gesunde Waage von Investitionen, Umsätzen und Erträgen. Zudem mit dem kalkulierten Ziel, in absehbarer Zeit Profitabilität zu erreichen. Diese Marke soll bereits 2024 übersprungen werden.

Dass Risikokapitalgeber bereits eine halbes Jahr nach der ersten Seed-Finanzierung bereit sind, weitere 6 Millionen Franken zu investieren, ist ein Indikator dafür, dass Properti auf soliden Beinen unterwegs ist und realistische Ziele formuliert.

Für andere Startups in der Schweiz ist das ein positives Signal. Auch in eingetrübten wirtschaftlichen Zeiten und Umfeldern ist Risikokapital vorhanden – und dieses Kapital wird auch gesprochen. Immer vorausgesetzt, das Geschäftsmodell und die Gründer überzeugen und gewinnen als Macherinnen und Macher das Vertrauen der Investoren.