Neuer Player im Crypto Valley: Blockchainbasierte E-ID für Zug

Bild: Getty Images | Sweetjinkz

Die Stadt Zug nutzt die Ressourcen des Crypto Valley und entwickelt eine Blockchain-Identität für alle Einwohner.

Die Vision der Digitalen Identität hat einen prominenten Mitspieler dazu gewonnen, das Projekt einer blockchainbasierten Digital Identity konkretisiert sich aktuell in Zug. Und die Stadt gibt Gas: Bereits ab September 2017 will Zug als weltweit erste Gemeinde allen Einwohnerinnen und Einwohnern die Möglichkeit schaffen, eine digitale Identität zu bekommen.

Zug und das Crypto Valley setzen auf die Blockchain

Als Teil des Crypto Valley geht die Stadt Zug bei ihrem Projekt eigene Wege und setzt auf die Blockchain. Auf der Basis der Ethereum-Blockchain, der grössten Blockchain 2.0 mit Wurzeln in Zug, wird die Identität einer Person durch eine neu entwickelte App erfasst, mit einer Crypto-Adresse verknüpft und verifiziert. Konkret können sich Zuger Einwohner selbst über die App registrieren. Diese E-ID wird nicht bei der Stadt Zug zentralisiert, vielmehr in der Blockchain fälschungssicher "abgelegt". Die Stadt selbst überprüft und bestätigt lediglich nach der Registrierung die Identität einer Person.

Die Stadt Zug als Vorreiterin mit starken Partnern

Zug im Crypto Valley ist bereits mehrfach dadurch aufgefallen, dass neue Technologien nicht nur diskutiert, sondern aktiv getestet und eingesetzt werden. So können zum Beispiel Zuger seit 1. Juli 2016 am Schalter der Einwohnerkontrolle nicht nur mit Schweizer Franken zahlen, auch Bitcoins werden akzeptiert.

Das aktuelle und mutige Projekt der Stadt Zug mit der Digital Identity auf Basis der Blockchain ist ein weiterer Schritt und ein sichtbarer Zeichen für die digitale Community im Crypto Valley, das allen Einwohnern zugute kommen soll. Der Zuger Stadtpräsident, Dolfi Müller, zu seinen Plänen:

«Wir wollen eine einzige elektronische Identität – eine Art digitalen Pass – für alle möglichen Anwendungen. Und wir wollen diese digitale ID nicht zentralisiert bei der Stadt, sondern auf der Blockchain. Wir überprüfen und bestätigen lediglich die Identität einer Person.»

Dolfi Müller treibt das Projekt mit Partnern und in einem Rahmen voran, der alle notwendigen Kompetenzen bündelt. Mit an Bord und an der Entwicklung beteiligt sind: das Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern sowie die Technologie-Unternehmen Consensys-uPort (Zug) und TI&M (Zürich).

Mathias Bucher, Dozent am IFZ, erklärt aus seiner Sicht die Motive für die Beteiligung des IFZ der Hochschule Luzern am gemeinsamen Projekt:

«Heute liegt unsere digitale Identität noch bei grossen Suchmaschinen und sozialen Netzwerken, die daraus Profit schlagen. Eine selbstverwaltete, sichere und beglaubigte Identität ist für das Funktionieren einer immer digitaleren Gesellschaft aber unabdingbar. Es spricht für das Crypto Valley Zug, dass wir in Zusammenarbeit von Forschung, Industrie und Behörden eine solche Identität pragmatisch realisieren können.»

Rouven Heck, Product Lead Digital Identity bei Consensys, doppelt nach und unterstreicht die Vorteile von uPort als technologische Lösung für das Identitätsprojekt der Stadt Zug:

«Durch die Registrierung auf der öffentlichen, globalen Ethereum-Blockchain bietet die Stadt Zug ihren Einwohnerinnen und Einwohnern einen innovative Zugang sowohl für lokale wie auch internationale Dienstleistungen. Diese Lösung bietet enormen Mehrwert an erhöhter Sicherheit, da private Daten unter der vollständigen Kontrolle der Einzelpersonen bleiben und gleichzeitig eine deutlich reibungslosere Nutzung von digitalen Diensten ermöglicht.»

Die Stadt Zug will bis im September 2017 mit Blockchain-Anwendungen weitere Erfahrungen sammeln und voraussichtlich im Frühling 2018 via E-Voting eine Konsultativabstimmung durchführen, um die Meinung der Zuger Bevölkerung zum Projekt zu erfragen.

Eine Digital Identity exklusiv für Zug?

Die Stadt Zug nutzt ihren technologischen Standortvorteil und ihre Verbindungen innerhalb des Crypto Valley. Zudem setzt sich eine fortschrittlich denkende Stadtregierung um Dolfi Müller nicht zum ersten Mal mit Technologie-Unternehmen an einen Tisch, um komplexe Technologien konkret für Menschen und für Städte nutzbar zu machen.

Was möglicherweise bereits ab September 2017 für die Stadt Zug funktioniert, kann auch anderen Städte und Regionen Nutzen bringen. Zug ist mit diesem Projekt der Testmarkt für die Schweiz, die Stadt geht die ersten mutigen Schritte, entwickelt und testet eine Technologie, um eine konkrete Lösung zu schaffen.

Die Konzepte von anderen Gruppierungen funktionieren national und teilweise auch international. Dasselbe gilt für die Technologie der Zuger, wenn sie ausgereift ist und im Markt Zug reibungslos läuft. Ab diesem Zeitpunkt ist nicht nur Zug, vielmehr auch die Schweiz um eine Technologie und um eine Alternative reicher. Im Falle der Zuger Variante mit einem Konzept, das die digitale Identität der Zuger und der Schweizer Bevölkerung über die Blockchain organisiert.

Wegweisende Köpfe treiben die Vision der Digitalen Identität voran

Jahrelang war die Digitale Identität Gesprächsthema in der Schweiz, allerdings eine Diskussion ohne konkrete Taten und Projekte. Abgesehen von der SuisseID, die mit beträchtlichem Aufwand auf die Rollbahn gestellt worden ist, ohne jemals wirklich abheben zu können.

Seit Ende 2016 hat sich das geändert. Zahlreiche Gruppierungen, Institutionen und Unternehmen sind mit konkreten Projekten am Ball. Befeuert dann vor allem auch durch den Vorentwurf zur elektronischen Identität, den der Bundesrat im Februar 2017 vorgestellt und in die Vernehmlassung geschickt hat. Auf dem Boden dieser neuen Klarheit sind weitere Initiativen entstanden und bereits verfolgte Pläne weiter konkretisiert worden.

Unsere Redaktion berichtet laufend über neue Entwicklungen – eine kurze Zusammenfassung der letzten Monate zu den Ereignissen, Protagonisten und Mitspielern:

Die Chronologie der Ereignisse rund um die Digital Identity der Schweiz

Seit 2010: SuisseID
Sieben Jahre im Markt und dennoch ein kostspieliger Ladenhüter geblieben. Zu umständlich, zu teuer und in der Kommunikation ohne jede Brücke zur Schweizer Bevölkerung. Niemand wusste, dass es eine SuisseID gibt.

Ende 2016: Zwei Gruppen mit konkreten Projekten
Sichtbare Bewegung im November 2016, als das Triumvirat von UBS, Credit Suisse und Swisscom zum ersten Mal laut über ihr gemeinsames Projekt der Digital Identity nachdenkt. Parallel dazu und weiterhin ebenfalls am Werk: SBB und Post, welche ihr eigenes Projekt vorantreiben.

Februar 2017: Bundesrat stellt Vorentwurf zur elektronischen Identität vor
Die offizielle Sicht der Dinge kommt mit dem Statement des Bundesrates, der mit seinem Vorentwurf zur elektronischen Identität den Rahmen für die neuen Realitäten schaffen will. Mit einer Aufgabenteilung zwischen Staat und Wirtschaft, Ausstellen und Handling der Digital ID soll bei privaten Dienstleistern angesiedelt werden. Der Entwurf geht am 22. Februar 2017 in die Vernehmlassung.

Mitte Mai 2017: Lancierung SwissID
SwissSign, das Gemeinschaftsunternehmen von Post und SBB, lanciert die SwissID, die ab Herbst 2017 schrittweise eingeführt werden soll.

Mitte Mai 2017: Gegenwind vom Kanton Zürich
Der Kanton Zürich formuliert einen Gegenvorschlag, der die Hoheit über die Digital Identiy bei Bund, Kantonen und Gemeinden anbinden möchte, lediglich die notwendige Software soll über Drittanbieter beschafft werden.

Ende Mai 2017: Vision einer einzigen digitalen Identität
Die Initiative von Swiss FinTech Innovations, welche Post und SBB sowie UBS, Credit Suisse und Swisscom plus weitere Partner an einen Tisch bringen will – mit der Vision, eine einzige Schweizer Digital Identity zu schaffen.

Ende Mai 2017: eID+ und Plattform e-Government as a Service
Die von Procivis entwickelte eID+ wird als Beta-Version einer integrierten elektronischen Identitäts- und Dienstleistungsplattform vorgestellt und in Betrieb genommen.

Anfang Juli 2017: Blockhain-Identität für alle Einwohner von Zug
Die Stadt Zug präsentiert ihre Lösung der blockchainbasierten Digital Identity, entwickelt in Kooperation mit dem Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern sowie den Technologie-Unternehmen Consensys-uPort (Zug) und TI&M (Zürich). Die App soll ab September 2017 allen Einwohnern von Zug eine digitale Identität verschaffen.

Aktuell und Zukunft: Offenes Feld für weitere Ideen, Technologien und Anbieter.

Stichworte zum Thema im Lexikon: Digital Identiy | E-ID | E-ID-Gesetz | SwissID | Blockchain