Neo-Banken

Viel Bewegung an der Front der Schweizer Neo-Banken

Logos von Neo-Banken auf einer unscharfen News-Seite

Oftmals bleibt es rund um Neo-Banken längere Zeit erstaunlich ruhig – und aufs Mal liefern alle gleichzeitig kleinere oder grössere Schlagzeilen.


Alpian

Die Neo-Bank mit Banklizenz und Private-Banking-Touch ist die letzte der sieben Schweizer Neo-Banken, die nun auch beim Vorsorgesparen in der Säule 3a nachzieht.

Im Moment operiert Alpian noch mit Anmeldung und Warteliste, der Launch der eigenen 3a-Vorsorgelösung soll jedoch noch im November über die Bühne gehen.

Kaspar&

Verkaufsgerüchte tauchen bei Neo-Banken immer wieder mal auf, diesmal steht Kaspar& im Fokus. Das in der Regel gut informierte Finanzportal Inside Paradeplatz streut in einem Nebensatz im Umfeld einer Neon-Story ein Gerücht, das sich wie eine Tatsache liest:

"Im Schweizer Neo-Banking beginnt der Ernst der Lage. Kaspar&, ein Fintech, das Kunden Kleinst-Investments in ETF ermöglichte, hat sich soeben an die Vorsorgestiftung Liberty verkauft. Preis: vermutlich minimal, so ein Insider."

Mit der Liberty Vorsorgestiftung ist Kaspar& im Zusammenhang mit der Säule-3a-Lösung schon seit mehr als zwei Jahren verbandelt. Auf unsere Nachfrage, ob Liberty nun komplett übernommen hätte, meinte Co-Founder und CEO Jan-Philip Schade, dass er "über einen Verkauf von Kaspar& natürlich wie immer rechtzeitig informieren würde". Sollte so etwas aktuell werden, würden wir ganz sicher voher von ihm hören.

Das ist kein knallhartes Dementi, aber auch kein Ausführungsbescheid eines Verkaufs. Es lässt also zumindest die Möglichkeit offen, dass hier ein Gerücht langsam Gestalt in Richtung von Realität annimmt.

Neon

Neon ist mit der Startnummer 6 ins Ziel gelaufen und hat letzte Woche ihre eigene Säule 3a fürs Vorsorgsparen lanciert – noch vor der Nummer 7 Alpian. Auch Neon will allerdings erst Ende November launchen.

Interessanterweise sind die Neons fremdgegangen und haben nicht mit der Hypothekarbank Lenzburg kooperiert, sondern mit der Privatbank Lienhardt & Partner. Freier Wettbewerb und Diversifizierung, klar, trotzdem erstaunlich.

Radicant

Nach dem Hin und Her um Radicant in den letzten Monaten hatte Verwaltungsratspräsident Marco Primavesi seinen Rücktritt per Ende Jahr angekündigt. Das ist bekannt. Neu ist, dass Primavesi nun auch seinen Sessel im Bankrat der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB) bereits per Ende 2025 zur Verfügung stellt und nicht – wie ursprünglich kommuniziert – bis 2027 bleiben wird.

Diese Planänderung und die dürre Medienmitteilung zum Thema lassen darauf schliessen, dass man bei der BLKB bemüht ist, es den politischen Kreisen recht zu machen, indem alle Radicant-Mitverantwortliche beflissen entfernt werden.

Der Ende Oktober neu eingesetzte Radicant-CEO Bruno Meyer scheint vom Mutterhaus den Job gefasst zu haben, die Neo-Bank personell und strukturell zu verschlanken. Ob das die laufenden Verkaufsanstrengungen zu beflügeln vermag, bleibt ungewiss.

Für potenzielle Käufer, vor allem ausländische, ist in erster Linie die Schweizer Banklizenz interessant. Das bleibt sie mit oder ohne schlanken Laden, der von der BLKB und den politischen Kreisen nun ohnehin langsam zur Wertlosigkeit kommuniziert worden ist.

Yuh

Mit Jan De Schepper hat Swissquote einen Mann aus den eigenen Reihen auf den CEO-Sessel der Neo-Bank Yuh gehievt. De Schepper ist seit zehn Jahren bei Swissquote an Bord und hat auch Yuh von Anfang an begleitet.

Dieses Zwei-Schienen-Konzept behält er bei. Mit sofortiger Wirkung CEO von Yuh, bleibt er weiterhin für die Produkt- und Marketingstrategie von Swissquote verantwortlich. Viel Bürde für einen allein.

Erklärt jedoch durch die Absicht von Swissquote-CEO Marc Bürki, künftige Produktentwicklung von Swissquote und Yuh optimal aufeinander abzustimmen. «So können wir Yuh stärker in Swissquote einbinden und gleichzeitig den Brand weiter stärken», meint Bürki.

Yuh ist mit ausgeprägtem Startup-Gen und mit grossen Freiheiten an der langen Leine erfolgreich und die Nummer 1 unter den Schweizer Neo-Banken geworden. Die kommunizierten Pläne lassen in Zukunft auf eine kürzere Leine schliessen. 

Zak

Wie die CEO der Basler Kantonalbank (BKB), Regula Berger, unseren Kollegen von der Handelszeitung verraten hat, will die Neo-Bank Zak bis Ende Jahr eine Lücke schliessen. Mit Zak Invest soll eine Anlagelösung aufgeschaltet werden. Wie und was genau, dürfte demnächst kommuniziert werden, wenn die Lösung bereits Ende Jahr stehen soll.

Lustige Pointe ausserhalb von Neo-Banken im lesenswerten Interview: Die BKB-CEO findet Instant Payment nicht so wichtig und erkennt im Markt kein Bedürfnis. Eine von Bergers Begründungen:

Wenn Sie bei Coop oder Migros einkaufen, brauchen Sie kein Instant Payment

Wo die BKB-Chefin recht hat, hat sie recht und provoziert deshalb keinen Widerspruch. Im Coop oder Migros braucht's kein Instant Payment – stimmt.


Die Schweizer Neo-Banken-Landschaft im Überblick

Die Zusammenstellung der in der Schweiz aktiven Neo-Banken mit den jeweils zuletzt gemeldeten Nutzerzahlen vermittelt einen ungefähren Eindruck der aktuellen Grössenverhältnisse und Marktanteile.

Schweizer Neo-Banken Markteintritt Kunden insgesamt davon in der Schweiz
Alpian (F-ISPB) Oktober 2022 25'000 25'000
Kaspar& März 2022 7'000 7'000
Neon März 2019 240'000 240'000
Radicant (BLKB) August 2023 18'000 18'000
Yapeal Juli 2020 10'000 10'000
Yuh (Swissquote) Mai 2021 350'000 350'000
Zak (Bank Cler) März 2018 80'000 80'000
Aktive Schweizer Apps: 7      
       
Ausländische Neo-Banken Markteintritt Kunden insgesamt davon in der Schweiz
N26 Schweiz 2019 4.8 Millionen* keine Angaben
Revolut Schweiz 2017 65 Millionen 1'000'000
Wise März 2010 16 Millionen keine Angaben
Aktive ausländische Apps: 3   *ertragsrelevante  
       
Neo-Banken Verticals Markteintritt Kunden insgesamt davon in der Schweiz
Relio Oktober 2023 Angaben folgen Angaben folgen
Aktive Vertical Apps: 1      
       
Neo-Banken in Umwandlung      
CSX (Credit Suisse)
UBS plant keine eigenständige
Weiterführung der App
Wechselangebot an Kunden:
Key4 Banking Pure von UBS
Oktober 2020 400'000 400'000
Coop Finance+ (Coop)
Coop plant keine eigenständige
Weiterführung der App
Wechselangebot an Kunden:
Lila Set von Valiant
Oktober 2023 keine Angaben keine Angaben
       
Neo-Banken in Liquidation      
FlowBank
FINMA: Konkurs eröffnet am
13. Juni 2024
November 2020 keine Angaben keine Angaben
Swiss4
FINMA: Konkurs eröffnet am
4. März 2025
April 2024 keine Angaben keine Angaben

Hinweis der Redaktion: Neo-Banken, die ihre aktuellen Kundenzahlen nicht korrekt gespiegelt sehen, weil länger nicht kommuniziert, dürfen Letzteres jederzeit gerne nachholen, hier, damit Ersteres auf den neusten Stand gebracht werden kann.