Generationen-Barometer 2023

Die Generation Z und der Graben zwischen Jung und Alt

Drei junge Leute blicken pessimistisch in die Kamera
Bild: Getty Images | Pascal Broze

Die Generation Z blickt pessimistisch in die Zukunft, hat aber den grössten Willen, diese Zukunft zu gestalten.

Das Berner Generationenhaus veröffentlicht bereits zum dritten Mal eine repräsentative Studie zur Befindlichtkeit der verschiedenen Generationen. Bemerkenswerter Befund: die Generationen nähern sich einander nicht unbedingt an, die Betrachtungen driften teilweise auseinander.

Vor allem die Generation Z fällt dadurch auf, dass sie von sich aus einen wachsenden Graben zwischen Jung und Alt ausmacht und die eigene Zukunft alles andere als positiv einschätzt. Einige Resultate aus der Studie, deren Entwicklung man im Auge behalten sollte. Immerhin sind die jungen Angehörigen der Generation Z jene, denen nicht nur die Zukunft gehört – sie werden diese Zukunft auch gestalten.

Generation Z erkennt einen Graben zwischen den Generationen

Ein Auseinanderdriften der Bevölkerung zwischen Jung und Alt wird von der Gesamtheit nach wie vor nicht als akute Bruchlinie wahrgenommen, lediglich von einem Viertel der Bevölkerung. Bei den Altersgruppen gibt es jedoch grosse Unterschiede, in der Wahrnehmung junger Menschen öffnen sich teilweise Kluften.

Bei den jüngsten Befragten (18-25 Jahre) sind 57 Prozent der Meinung, dass es in der Schweiz einen Graben zwischen den Generationen gibt. Bei den 26- bis 35-Jährigen nehmen bloss noch 30 Prozent ein Auseinanderdriften zwischen Jung und Alt wahr. Bemerkenswert ist, dass die jüngste Altersgruppe (18-25 Jahre) die Spannungen zwischen den Generationen deutlich stärker wahrnimmt (oder auch wahrzunehmen glaubt) als andere Altersgruppen. Eine Tendenz, die in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat und eine starke Veränderung der Wahrnehmung in dieser Altersgruppe zeigt.

So fühlen sich zum Beispiel 48 Prozent der 18- bis 25-Jährigen aufgrund ihres Alters in der Arbeitswelt massiv benachteiligt und diskriminiert – deutlich häufer als über 25-Jährige (28 %). Diese von den Jungen wahrgenommene Spaltung zwischen Jung und Alt könnte könnte nach Ansicht der Autorinnen und Autoren der Studie auch darauf zurückzuführen sein, dass sich Jüngere nicht genug verstanden oder wahrgenommen fühlen.

Eine mögliche Erklärung ist eine strukturelle Benachteiligung des Jungseins. Noch im Jahr 2020 gab die Hälfte der Befragten an, dass sie sich in den letzten fünf Jahren schon einmal wegen ihres Alters benachteiligt gefühlt haben. Diese Einschätzung ist rückläufig, allerdings nur bei Personen über 35. Von den jüngeren Befragten fühlt sich noch immer mehr als die Hälfte gelegentlich oder öfter benachteiligt. Die Gründe für die wahrgenommene Benachteiligung liegen unter anderem auch in den verschiedenen aktuellen Krisen, Corona-Pandemie inklusive, welche junge Menschen härter treffen kann als Leute mit Lebenserfahrung. 

Der Graben zwischen den Generationen ist bemerkenswert, jedoch noch nicht die bedeutendste Kluft in der Schweiz, im Vordergrund stehen die Unterschiede zwischen Reich und Arm, der politische Hickhack zwischen Links und Rechts, das Verhältnis von Stadt und Land sowie – erstaunlicherweise nach wie vor – unüberbrückbare Haltungen zu den Covid-19-Massnahmen.

Gesellschaftspolitische Gräben: Die Ergebnisse im Detail

Die Generation Z blickt pessimistisch in die Zukunft

Wie sieht die Welt in 30 Jahren aus? Ähnlich wie beim Generationen-Graben gibt's bei der Generation Z auch einen Ausreisser bei der Frage, wie optimistisch oder pessimistisch die jungen Leute in die Zukunft blicken.

In der Gesamtheit der Befragten werfen zwei Drittel einen eher pessimistischen Blick in die Zukunft. Auch hier tut sich ein neuer Graben auf: der Anteil der sehr optimistischen Befragten hat sich seit der letzten Umfrage leicht erhöht, während der Anteil der sehr pessimistischen Befragten jedoch ebenfalls gestiegen ist.

Besonders deutlich schlägt dies bei den unter 26-Jährigen durch: 81 Prozent dieser Altersgruppe hat gebremste Zukunftserwartungen und blickt eher pessimistisch auf das Jahr 2052. Das ist eine drastische Veränderung innerhalb eines Jahres. Hatten bei der Befragung 2021 noch 43 Prozent der 18- bis 25-Jährigen (eher) optimistische Zukunftserwartungen, sind es 2022 nur noch 19 Prozent.

Die Generation Z steht hier im Gegensatz zur Altersgruppe der 26- bis 35-Jährigen, diese hat den optimistischsten Blick in die Zukunft. Der Unterschied zwischen den zwei nah beieinanderliegenden Generationen zeigte sich bereits in der Wahrnehmung des Generationen-Grabens. Entsprechend ist zu vermuten, dass auch die unterschiedlichen Zukunftsaussichten der Generationen eine Rolle spielen, wenn es um die Wahrnehmung der Gesellschaft und deren Perspektiven geht.

Resignation und Rückzug oder anpacken und die Zukunft gemeinsam gestalten?

Auch bei dieser Frage bildet die Generation Z eine Ausnahme und sorgt gleichzeitig für eine Überraschung. Wie bereits ausgeführt blickt die Mehrheit der Bevölkerung (66 %) eher pessimistisch in die Zukunft. Ein Grossteil (83 %) geht davon aus, dass der eigene Einfluss auf diese Zukunft (sehr) klein ist. Damit sehen sich mehr als ein Viertel der Befragten einem Gefühl der Machtlosigkeit bezüglich der Gestaltung unserer Zukunft ausgesetzt.

Hier kommt erstaunlicherweise Gegensteuer von den unter 26-Jährigen, diese Altersgruppe sieht noch am ehesten Einflussmöglichkeiten auf die Zukunft unserer Gesellschaft. Obwohl – oder gerade weil – diese Generation den pessimistischsten Blick in die Zukunft hat (81 %), sieht knapp ein Drittel (32 %) dieser jungen Menschen grosse Gestaltungsmöglichkeiten. Die Generation Z sieht die Zukunft zwar sehr negativ, sie will sie aber gleichzeitig aktiv angehen.

Zukunftsaussichten: Die Ergebnisse im Detail

Zufriedenheit der unter 35-Jährigen nimmt kontinuierlich ab

Nur noch jede fünfte Person unter 36 Jahren gibt heute an, sehr zufrieden mit ihrem Leben zu sein – 2020 war es noch knapp ein Drittel. Bei Befragten über 55 Jahren hingegen ist fast die Hälfte sehr zufrieden mit dem Leben.

Die tiefe Lebenszufriedenheit der Jungen spiegelt sich auch in der Bewertung der persönlichen Lebensqualität im Vergleich mit jener der eigenen Eltern. Wer in den späten 1980ern oder danach geboren wurde, geht nicht mehr davon aus, dass die eigene Lebensqualität höher ist als jene der Eltern. Gleichzeitig schätzen diese jungen Altersgruppen die Lebensqualität zukünftiger Generationen, zum Beispiel jene der eigenen Kinder, tiefer ein als die eigene.

Fazit: Junge Menschen glauben nicht mehr an das alte Generationenversprechen, gemäss dem jede neue Generation etwas bessere Lebensbedingungen haben sollte. Ältere Jahrgänge hingegen schätzen die eigene Lebensqualität höher als jene der Eltern ein. Zudem gehen sie davon aus, dass die eigenen Kinder es wiederum besser haben und haben werden. Die eigenen Erfahrungen führen hier offenbar zu einer positiveren Einschätzung der Potenziale der nachfolgenden Generationen.

Lebenszufriedenheit: Die Ergebnisse im Detail

Was bewegt und beschäftigt die Generationen?

Der aktuelle Generationen-Barometer fokussiert nicht spezifisch auf die Generation Z, der Report untersucht Befindlichkeiten, Betrachtungen, Unterschiede und Gemeinsamkeiten sämtlicher Generationen. 

Die Studie geht zum Beispiel auch der Frage nach, wie und warum das Einfühlungsvermögen und Empathie innerhalb der Gesellschaft schwinden. Oder was die verschiedenen Generationen unter Erfolg verstehen und was ein erfolgreiches Leben ausmacht. Der Report geht der Illusion eines nachhaltigen Lebensstils auf den Grund wie auch den Beziehungsformen der Zukunft. Er bringt Reformideen und Lösungsansätze, die verschiedene Generationen anzubieten haben. Das und mehr ist einem fast 80-seitigen PDF zusammengefasst, das kostenlos runtergeladen werden kann, über den Link gleich unten.