Die Auswahl der Ansprechpartner wird immer grösser, wenn's um finanzielle Dinge oder Services geht. War vor nicht allzu langer Zeit die (einzige) Adresse gesetzt, meine Bank, hat sich der Fächer mit neuen Anbietern in den letzten Jahren massiv geöffnet. Und er wird laufend noch breiter.
"Meine Bank" bleibt weiterhin eine der Möglichkeiten, allerdings zunehmend konkurrenziert von weiteren Playern, die wie Pilze aus dem Boden schiessen und ein Stück vom Kuchen haben wollen.
Da sind zum Beispiel die Neo-, Challenger- und Smartphone-Banken, die internationalen Big Techs und FinTechs oder auch Kartenorganisationen mit ganz neuen Ambitionen – eine Vielzahl von Anbietern, die von A wie Anlagen bis Z wie Zahlungsverkehr eine Vielzahl von Leistungen und Services anbieten. Manchmal neu und einzigartig, praktisch immer smart und komfortabel, in den Gebühren oftmals günstiger als die traditionellen Anbieter.
Das gross und global gedachte Libra-Projekt hat erst kürzlich einen vorläufigen Höhepunkt der hochfliegenden Pläne und weltumspannenden Ambitionen gesetzt – weitere Initiativen werden folgen. Im Grossen wie im Kleinen.
Zentralbanken gehen in die Offensive
Zahlreiche Notenbanken sind schon länger fortschrittlich und offensiv am Werk. Zum Beispiel, indem sie über Krypto-Währungen in Form eines nationalen Stable Coins nachdenken oder für FinTechs Spielräume schaffen, um Brücken zu bauen zwischen traditionellem und neuem Banking. Dass sie dabei die Aspekte von Stabilität und Sicherheit der Finanzmärkte insgesamt im Auge behalten, versteht sich von selbst.
Andere Temperamente gibt's auch, Notenbanken die tendenziell eher über Hürden und Verbote operieren, um "das Schlimmste" zu verhindern. Dieses Schlimmste soll immer verhindert werden, keine Frage, das Neue und Gute lässt sich jedoch nicht aufhalten.
Dieser Ansicht ist offenbar auch die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), welche mit der Ankündigung überrascht, dass sie einen Innovation Hub gegründet hat. Von Anfang an mit im Boot: die Schweizerische Nationalbank (SNB).
Der Innovation Hub und seine Ziele
Das übergeordnete Ziel: der Hub soll die Zusammenarbeit zwischen Zentralbanken im Bereich innovativer Finanztechnologien fördern.
Die BIZ und die SNB informieren in ihren Meldungen über den Start des Innovation Hubs und über konkrete Pläne:
In einem ersten Schritt werden Hub-Zentren in der Schweiz, Hong Kong und Singapur eröffnet. Der Aufbau und die laufenden Arbeiten dieser Zentren werden in enger Zusammenarbeit und mit der Unterstützung der Schweizerischen Nationalbank (SNB), der Hong Kong Monetary Authority (HKMA) und der Monetary Authority of Singapore (MAS) erfolgen.
Der Hub dient als Zentrum für ein Netzwerk von Innovations-Experten aus den Zentralbanken der BIZ-Mitgliedländer. Ziel des Innovation Hub ist es, vertiefte Erkenntnisse und Einsichten über die relevanten technologischen Entwicklungen zu gewinnen, welche die Aufgaben von Zentralbanken betreffen. Gleichzeitig soll der Innovation Hub öffentliche Güter im Technologiebereich entwickeln, um das Funktionieren des globalen Finanzsystems weiter zu verbessern.
Die Haltung der Schweizerischen Nationalbank
Thomas Jordan, Präsident des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank, merkt an, dass die SNB bereits heute technologische Innovationen im Finanzbereich sehr aufmerksam verfolgt und sich aktiv im Verbund der Zentralbanken engagiert, um relevante Entwicklungen frühzeitig zu erkennen und zu beurteilen. Und er plaziert ein Bekenntnis zur aktuellen Initiative der BIZ:
Die SNB wird ihre Arbeiten in diesem Bereich weiter intensivieren und beim BIZ Innovation Hub von Beginn an eine aktive Rolle übernehmen
Ein vielversprechender Anfang
Eine interessante Initiative. Und auch ein notwendiger Schritt. Einerseits hilft es, wenn Zentralbanken sich koordinieren und aus einem gemeinsamen Informations-Pool Entscheidungsgrundlagen für neue Entwicklungen ableiten. Der Nutzen kann jedoch sehr viel weiter gehen.
Die Finanzbranche ist global sehr stark im Umbruch und vieles kann sehr viel besser für alle Beteiligten gelingen, wenn traditionelle und neue Anbieter sowie Zentralbanken und Regulatoren ein Stück weit gemeinsame Interessen verfolgen. Mit der notwendigen Offenheit gegenüber Innovationen und Entwicklungen, mit einem gemeinsamen Verständnis und deshalb auch mit einer gemeinsamen Sprache.