Bezahlen mit dem Smartphone

Mobile Payment: Twint zieht aufs Land

Frisches Gemüse auf dem Bauernhof
Bild: Twint

Gleich in zweifacher Hinsicht forciert Twint die neu entdeckte Landliebe und schlägt konkrete Pflöcke jenseits der Ballungszentren ein.

Dass Landwirte zu den digital affinen Gruppen gehören, ist bekannt. Längst schon hat die Generation der innovativen Bauern in Hof, Feld, Stall, Maschinenpark und auch in Prozessen technologisch aufgerüstet.

Die beträchtliche Zahl der Landwirte mit Gespür für Marketing und zusätzliche Absatzkanäle, legt jetzt noch einen Zacken zu. Mit Münzen klimpern und mit Noten rascheln bleibt in Hofläden weiterhin erlaubt, aber da geht noch mehr: bereits 600 Bauernfamilien haben das bargeldlose Zahlen mit Twint in ihren Läden eingeführt.

Bargeldlos bezahlen in 600 Hofläden

Twint hat in Kooperation mit dem Schweizer Bauernverband dafür gesorgt, dass der karge Boden für bargeldloses Zahlen auf dem Lande genau so fruchtbar wird, wie die Scholle der innovativen Bauern. Inzwischen kann schon in 600 Schweizer Hofläden, auf dem Blumenfeld oder am Wochenmarkt mit Smartphone und Twint bezahlt werden.

Hofläden, die Twint als Zahlungsmittel anbieten, können auf der Website Vom Hof gesucht und gefunden werden. Die Website ist zusätzlich insofern praktisch für Nutzer, als auch nach gewünschten Produkten gesucht werden kann. Wer das regionale und breite Angebot an frischen Produkten direkt vom Bauernhof checken möchte – "Vom Hof" ist die grösste Plattform für Direktvermarkter und listet die Angebote von rund 1’400 Bauernhöfen in der Schweiz.

Die zweite Initiative auf dem Lande: Mit dem Smartphone bezahlen im Volg

Ab sofort gehören Smartphone und Twint in über 580 Volg-Läden in der Deutsch- wie auch in der Westschweiz zum Angebot der Bezahl-Optionen.

Die beiden Land-Intiativen erweitern die Möglichkeiten für Twint-Nutzer erheblich und schaffen geografisch für die App eine zusätzliche Dichte in der ganzen Schweiz.

Twint in Zahlen

Die Verantwortlichen von Twint liefern so gut wie nie gesamtheitliche und damit vergleichbare Nutzer- und Nutzungszahlen zu Twint, Zahlen gibt's nur als Einzelwerte und fragmentarisch. Die aktuellen Puzzle-Steine, zur Verfügung gestellt im Zuge der Land-Initiativen:

Rund 1,6 Millionen Nutzerinnen und Nutzern, rund 3 Millionen Transaktionen pro Monat, jede Minute werden bereits rund 140 Transaktionen mit Twint getätigt.

Ob die genannten Nutzer registrierte Kunden oder tatsächlich aktive Nutzer sind, ist nicht bekannt. Im Falle der aktiven Nutzer bleibt die Häufigkeit der Nutzung interessant.

Was Twint kann

So oder so ist die Entwicklung beachtlich, zumal Twint als Fusionsprodukt von Paymit und Twint in der fusionierten Form erst seit 2. April 2017 aktiv im Markt operiert. Twint hat beim Start vor allem auf Netzwerkeffekte durch die P2P-Funktion gesetzt und für die schnell wachsenden Nutzergruppen parallel die Kanäle E-Commerce und Bezahlen in Shops aufgebaut. Twint fasst diese Entwicklung mit folgenden Worten zusammen:

"Inzwischen ist Twint in praktisch allen grossen Retail-Läden bei Coop, Migros, Spar ‒ und nun auch bei Volg ‒ einsetzbar. Mit SBB, BLS, vielen Privatbahnen, Fairtiq, TCS und dem grössten Anbieter von E-Ladestationen ist Twint auch im Mobilitätsbereich führend. Zudem können bereits rund 90'000 Parkplätze in der Schweiz bargeldlos mit Twint bezahlt werden."

Was die Verantwortlichen in der Aufzählung ausgelassen haben: Twint kann auch Zeitungsboxen, Verpflegungs-Automaten von Selecta, Spenden und die mobile App bietet auch zusätzliche Mehrwertdienste wie zum Beispiel Kundenkarten hinterlegen.

Was Twint nicht kann

Den Sprung über die Schweizer Grenze hat Twint bisher nicht vollzogen, der Schlagbaum bleibt beharrlich unten. Im Moment ist offen, ob Twint dieses Potenzial in Zukunft nutzen und aktivieren und damit ins Rennen mit den internationalen Lösungen der Big Techs einsteigen will. Oder ob Twint mit selbstgewählter geografischer Beschränkung bewusst den Weg der Folklore-Lösung geht, um mit Schweizer Tugenden und schweizerischen Features zu überzeugen, die Big Techs nicht oder nur in schwächerer Ausprägung anbieten werden.

Im einen wie im anderen Fall können typisch schweizerische Features und Angebote als Trumpfkarte gespielt werden. Je nach Konzept, einmal mit dem Hintergrund des Marktes Welt und einmal mit dem Markt Schweiz. Wobei es, je nach Entscheidung, nicht darum gehen wird, mit Twint gleich die ganze Welt erobern zu wollen, die ist bereits breit in Arbeit. Immerhin jedoch könnte ein erster zentraler Faktor sein, die Welt für Schweizer Twint-Nutzer zu öffnen.