EZB nimmt Puls: Ertragskraft der Grossbanken im Euro-Raum auf Talfahrt

Euro-Banknoten in verschiedenen Werten
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Die aktuelle Bankenstatistik der Europäischen Zentralbank zeigt, dass die Corona-Pandemie in den Bilanzen der Grossbanken deutliche Spuren hinterlässt.

Die Europäische Zentralbank (EZB) überwacht die Grossbanken im Euro-Raum und fasst deren Ergebnisse jeweils in statistischer Form zusammen. Aktuell stehen 115 Institute auf dem Radar der EZB, in Deutschland unter anderen die Deutsche Bank und die Commerzbank. Reuters hat einen vertieften Blick in die jüngste Bankenstatistik der EZB geworfen, die aktuellen Zahlen bieten wenig Grund zur Freude.

Eigenkapitalrendite bei den grossen Banken um 70 Prozent gesunken

Das Corona-Jahr hinterlässt sichtbare Spuren: Konnten die Grossbanken im Euro-Raum im vierten Quartal 2019 noch 5.16 Prozent Eigenkapitalrendite (ROE) erwirtschaften, ist die ROE ein Jahr später im vierten Quartal des Corona-Jahrs 2020 auf 1.53 Prozent geschrumpft.

Die EZB begründet die zunehmende Ertragsschwäche der untersuchten Grossbanken mit gestiegenen Wertberichtigungen und Rückstellungen sowie mit rückläufigen operativen Ergebnissen.

Zahlreiche Experten gehen davon aus, dass auch das laufende Jahr für die Branche hart werden dürfte. Mit ein Grund für die grösser werdenden Löcher in den Bankbilanzen dürften unter anderem steigende Kreditausfälle sein – verursacht durch die anhaltenden Beschränkungen der Wirtschaft im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie.

Die Krise scheint die Situation zu verschärfen, dürfte jedoch nicht der alleinige Grund für die Verfassung der Banken sein. Die EZB-Bankenkontrolleure, berichtet Reuters, würden schon seit längerem an die Finanzinstute appellieren, strukturelle Schwächen anzugehen, welche sich in niedriger Profitabilität und tiefen Börsenbewertungen niederschlagen. Zudem sollten sich die Geldhäuser angemessen auf eine Zunahme an notleidenden Krediten (NPL) vorbereiten.

Beim Thema der faulen Kredite scheinen die Grossbanken jedoch auf guten Wegen zu sein, zumindest im Moment. Die NPL-Quote der faulen Darlehen sank auf 2.63 Prozent im vierten Quartal 2020 im Vergleich zu 3.22 Prozent ein Jahr zuvor.

Und wie sieht's bei den Schweizer Banken aus?

Der kürzlich von EY publizierte Schweizer Bankenbarometer 2021 basiert nicht durchwegs auf harten Zahlen, mehr auf den Einschätzungen von 100 Führungskräften verschiedener Banken in der ganzen Schweiz, wir haben berichtet.

Bei den befragten Bankern zeichnen sich keine tiefen Sorgenfalten ab, die Studie attestiert den Schweizer Banken insgesamt eine robuste Verfassung. Dennoch sind sich auch die Finanzinstitute in der Schweiz einig, dass die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie nicht spurlos an ihnen vorbeigehen werden. 

Eine deutliche Mehrheit von 75 Prozent der befragten Banken befürchtet, dass es kurzfristig zu einem sprunghaften Anstieg der Wertberichtigungen kommen wird, vor allem im Kreditgeschäft mit KMU. Steigende Kreditausfälle im Geschäft mit Wohnbau­finanzierungen erwarten zudem 36 Prozent der Befragten in den kommenden sechs bis zwölf Monaten.

Dennoch bleiben die Schweizer Banken optimistisch, zumindest auf lange Sicht. Sie sind von der Widerstandsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft überzeugt und rechnen damit, dass zum Beispiel die KMU sich bereits innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre von den Auswirkungen der Corona-Krise erholen werden.