Challenger-Banken

N26 und Revolut: Kampf um den deutschen Markt

Deutsche Flagge im Wind
Bild: Oleksii Liskonih | Getty Images

Revolut hat weltweit doppelt so viele Kunden wie N26 – die Freude bleibt getrübt: Im Heimmarkt des Rivalen N26 bekommt Revolut nur einen halben Fuss auf den Boden.

Die britische Challenger-Bank Revolut war in Auftritt, Kommunikation und Expansion bisher deutlich aggressiver unterwegs im Vergleich zu ihrem deutschen Mitspieler N26. Mit der Ankündigung der aktuellen Offensive hat N26 in diesem Bereich allerdings aufgeschlossen, wir haben berichtet. Immerhin will N26 den Massenmarkt erobern und hat keine Zweifel aufkommen lassen, wer dabei im Visier steht: die Kunden der klassischen Banken.

Aktuell rollt N26 Massnahmen und Influencer-Kampagnen aus und wird mit Sicherheit zulegen – auch und gerade im Heimmarkt Deutschland. 

Deutschland – ein hartes Pflaster für Revolut

Weltweit hat Revolut mit 13 Millionen mehr als doppelt so viele Kunden wie N26. In Deutschland hat die Challenger-Bank bisher jedoch nur einen halben Fuss auf den Boden bekommen. Auf Anfrage unserer Kollegen von Finance Forward hat Revolut die aktuelle Zahl der Kunden in Deutschland mit rund 300'000 angegeben. N26 dürfte in ihrem Heimmarkt inzwischen an der Millionengrenze kratzen, konkrete Zahlen sind von N26 nicht zu haben.

Ein Gefälle, dass ein wachstumsorientertes Unternehmen schlecht wegstecken kann. Zumal Revolut in einem zehn Mal kleineren Markt, der Schweiz, ohne nennenwerte Marketinganstrengungen bisher 350'000 Kunden gewonnen hat – ein Erfolg, der sich in Deutschland nicht einstellen wollte. Dazu kommt, dass Revolut beim Start im deutschen Markt vor drei Jahren selbstbewusst und angriffig stolze Ziele formuliert hatte, wir haben berichet.

Der damalige Country Manager Claudio Wilhelmer hatte den Markteintritt im September 2017 mit einer Kampfansage und starken Worten eingeläutet:

«Die grossen Banken haben ihren Spass gehabt. Von hohen und intransparenten Gebühren bis hin zu veralteter Technologie wird auf Kosten der deutschen Verbraucher schon viel zu lange eine Party gefeiert. Wir sind die Einzigen, die diese Party beenden können und tun das umgehend, indem wir nach Deutschland kommen, um Konsumenten mit Revolut endlich eine echte tägliche Alternative zu ihrer aktuellen Bankverbindung zu geben. Kein Stein bleibt auf dem anderen, die Karten der deutschen Bankenwelt sind ab heute neu gemischt».

Auf unsere Anfrage hatte Wilhelmer damals folgende Zielmarken formuliert: Bis Ende 2017 wollte Revolut 100'000 neue Kunden an Bord holen, bis Ende 2018 sollten es dann 300'000 Kunden sein. Dieses Ziel hat Revolut erst mit zwei Jahren Verspätung erreicht, die Party ist inzwischen von N26 gefeiert worden: Das FinTech hat den damaligen Vorsprung genutzt und die Zahl der Kunden erheblich vergrössert.

Die doppelte Offensive

Über die markanten Punkte der soeben lancierten Offensive von N26 haben wir diese Woche ausführlich berichtet. Offenbar startet Revolut parallel dazu nun ebenfalls eine Offensive, um den deutschen Markt zu knacken. Details dazu haben die Kollegen von Finance Forward geliefert. Revolut hat personell in Berlin massiv aufgestockt, die zentrale Positions des Country Managers ist allerdings noch nicht besetzt.

Die Ziele bleiben auch für den zweiten Anlauf ehrgeizig: Bis Ende 2021 sieht Revolut die Zahl der Kunden im DACH-Raum bei 1,5 Millionen. Man darf davon ausgehen, dass Revolut und N26 mit hohem Einsatz von Ressourcen operieren und sich nichts schuldig bleiben werden. Beide Challenger-Banken sind hervorragend finanziert und werden ihre Möglichkeiten nutzen.

N26 behält den Heimvorteil und geht mit einem neu geschnürten und interessanten Angebotsfächer ins Rennen. Revolut dürfte hochmotiviert sein für den zweiten Anlauf, hat inzwischen in Angebot und Leistungen sehr viel mehr zu bieten als 2017 sowie an Erfahrung und auch an Professionalität stark zugelegt.

Der deutsche Markt ist gross genug für zwei Challenger-Banken mit attraktiven Angeboten. Die doppelte Offensive dürfte Konsumenten und Kunden freuen, die von klassischen Banken, von N26, von Revolut und auch von Vivid Money umworben werden. Wer dieses Mal die Party feiert und wer Platzhirsch bleibt oder wird, entscheiden ebendiese Kunden. So oder so ist in Deutschland mit einem heissen Winter zu rechnen.