Eine Analyse zum Bitcoin und zu Kryptowährungen

Verliert der Bitcoin aktuell an Schwung oder scheitert er an der 50'000-Dollar-Marke? Warum das völlig irrelevant ist.

Ein Bitcoin auf Franken-Bankenoten
Bild: 24K-Production | Getty Images

Die kurzfristige Betrachtung von Bitcoin und Co. führt oftmals zu falschen Schlüssen, eine breitere Perspektive kann helfen, Entwicklungen besser einzuordnen.

Daytrader dürfen selbstverständlich weglesen, unsere These gilt nicht für Kurzfrist-Spekulationen. Zumal unsere Geschichte rein gar nichts mit einer Anlage-Empfehlungen zu tun hat, wir werden uns hüten, es geht schlicht um eine grundsätzliche Betrachtung zum Phänomen Bitcoin.

Wo steht der Bitcoin heute?

Sicher an einem völlig anderen Punkt im Vergleich zu seinem Höhenflug vor gut zwei Jahren. Der damals erreichte Spitzenwert von 20'000 US-Dollar nimmt sich ohnehin fast schon bescheiden aus, kratzt doch der Bitcoin aktuell an der Marke von 50'000 Dollar.

Das aktuelle Kratzen steht jedoch auf einem deutlich stärkeren Boden. Deshalb spielt es keine Rolle, wie viele Anläufe oder wie viel Zeit der Bitcoin braucht, um die nächste Hürde zu überspringen. 

Jenseits aller Chart- und technischen Analysen, im Zentrum unserer Überlegungen stehen nur und ausschliesslich beobachtbare Ereignisse und überprüfbare Faktoren, die dem Bitcoin Auftrieb geben und, wer weiss, vielleicht in Zukunft sogar zu einer neuen Stabilität der Kryptowährung führen können.

Der Bitcoin lebt durch Vertrauen – und deshalb von guten Nachrichten

Vertrauen und gute Nachrichten haben dazu geführt, dass die Kryptowährung zum diskutierbaren Vermögenswert für Investoren geworden ist. Für sehr viele Kleinanleger und auch für grosse und institutionelle Investoren. 

Auch das sind gute Nachrichten, die verstärkt in Breitenmedien thematisiert werden. Das wiederum führt dazu, dass sich weitere Gruppen und breitere Kreise für Kryptowährungen interessieren. Weniger als Zahlungsmittel, diesem Anspruch wird der Bitcoin heute noch nicht wirklich gerecht, mehr als Anlageklasse oder als alternatives Wertaufbewahrungs-Vehikel.

Mit zur Medienwirkung gehört, dass durch die Vielzahl der Artikel und TV-Geschichten allmählich ein Bewusstsein für den Kern der Kryptowährung geschaffen wird. Man weiss, die Bitcoin-Menge ist limitiert – strenger und ultimativer, als dies bei Gold der Fall ist – und knapp gehaltene Güter neigen zu Werthaltigkeit. Man weiss ebenfalls um Volatilität und Kurskapriolen, mit wachsendem Bewusstsein finden sich jedoch halbwegs plausible Erklärungen dafür. Die Vorsicht der Vergangenheit wirft man auch in Zukunft nicht über Bord, das Interesse ist jedoch geweckt und der Bitcoin gewinnt neue Beobachter.

Mit zum Bewusstsein gehört, den viel zitierten Vergleich zu Fiatgeld oder zu Gold selbst zu denken. Im Gegensatz zu Fiatgeld oder zu Gold hat der Bitcoin keinen inhärenten Wert. Das heisst konkret, der wirkliche Wert steht bei Null. Mit zum selber Denken gehört die Frage, wie kommt's, dass ein Bitcoin aktuell für mehr als 48'000 Dollar gehandelt wird? Sind das alles Wahnsinnige, die das tun? Wissen die nicht, dass der Bitcoin keinen inhärenten Wert hat?

Betrachtet man Gold als einen Klumpen Metall und Fiatgeld als bedrucktes Papier, wird im Ansatz klar, woher diese beiden "Währungen" ihren Wert beziehen. Einerseits durch Gewöhnung und Tradition, auf der anderen Seite durch Vertrauen. Im Falle von Fiatgeld durch Vertrauen in Nationalbanken und Staaten. Dieses Vertrauen ist oftmals gerechtfertigt und wird laufend bestätigt – manchmal auch nicht. Immerhin, das Vertrauen bleibt, neben anderen Faktoren, ein zentrales Element. Das gilt für alle Zahlungs- oder Wertaufbewahrungsmittel, die keinen oder einen geringen inhärenten Wert haben.

Wie entsteht Vertrauen?

Im Falle von Bitcoin durch eine breite Akzeptanz und durch die Nutzung als Investitionsobjekt oder als Wertanlage. Und, nochmals, durch gute Nachrichten. Das eine hängt mit dem anderen zusammen, aber immerhin, und damit zurück auf Anfang: Das ist einer der Hauptgründe, warum der Bitcoin heute an einem ganz anderen Punkt steht als noch vor ein paar Jahren.

Nein, niemand würde behaupten, der Bitcoin hat's geschafft und der Kurs wird jetzt nur noch steil in die Höhe schnellen. Das ist nur eine von vielen denkbaren Varianten, zwischen Absturz oder nervösem Hin und Her bleibt auch in Zukunft und weiterhin vieles möglich.

Aber immerhin, die guten Nachrichten, die sehr stark zum Vertrauen beitragen, mehren sich.

Gute Nachrichten, welche denn?

Nur gerade eine unvollständige Auswahl der Ereignisse und Medienberichte der letzten Tage und Wochen. Im Oktober 2020 stellt das Dolder Grand in Zürich einen Bankomaten für Kryptowährungen für seine Gäste auf. Das war jetzt eine kleine gute Nachricht, zugegeben, aber sie spiegelt ein offenbar wachsendes Bedürfnis von Hotelgästen. Ebenfalls im Oktober geht PayPal in die Offensive und öffnet sich für Kryptowährungen. Wie im Februar 2021 bekannt wird, investiert Tesla 1.5 Milliarden US-Dollar in Bitcoin und hat weitergehende Pläne mit der Kryptowährung.

Die Kreditkarten-Organisationen Visa und Mastercard rüsten auf und planen auf unterschiedliche Weise Services für Kryptowähungen anzubieten. Traditionelle Banken wie Morgan Stanley oder BNY Mellon und andere wagen Vorstösse in den Kryptomarkt. Der eine und der andere Milliardär beginnt laut und öffentlich über Bitcoin und Kryptowährungen nachzudenken. 

Fazit

Die Zahl der guten Nachrichten nimmt sprunghaft zu. Diese Ereignisse und News treiben den Kurs von Kryptowährungen und von Bitcoin kurzfristig in die Höhe, das ist jedoch nicht der springende Punkt. Die bedeutungsvolle Auswirkung dieser Nachrichten liegt im stark zunehmenden Interesse breiter Bevölkerungskreise, im wachsenden Vertrauen und damit in einer gestärkten Position des Bitcoin als diskutierbare Investition und Wertanlage.

Deshalb bleibt es vorderhand völlig irrelevant, ob und wann genau der Bitcoin die Hürde von 50'000 Dollar knacken wird. Der Bitcoin-Kurs bewegt sich oftmals sehr schnell und volatil in verschiedene Richtungen – das Vertrauen wächst langsamer, kennt aber in der Kontinuität seit längerem schon nur eine Richtung. Genau in diesem kontinuierlichen Aufbau liegt das wirkliche und langfristige Potenzial von Kryptowährungen.