Neo-Banken

FinTech Neon braucht frisches Kapital

Das Signet der Crowdinvesting-Kampagne 2022 der Neo-Bank Neon
Bild: Neon

Der hohe Kapitalbedarf der Neo-Bank scheint ungebrochen, das FinTech lanciert seine nächste Crowdinvesting-Kampagne und möchte 5 Millionen einsammeln.

Das FinTech Neon gehört seit Jahren zu den komfortabel finanzierten Neo-Banken. Institutionelle Investoren wie TX Group, Back Bone Ventures, QoQa Services, Helvetia Venture Fund und weitere haben sich bisher sehr grosszügig gezeigt. Dazu kommen private Investoren aus der "Höhle der Löwen" wie Roland Brack, Bettina Hein und Lukas Speiser.

Realisierte Finanzierung 2021: 12 Millionen Schweizer Franken

Allein 2021 ist Neon in einer Finanzierungsrunde Mitte Jahr mit frischen 7 Millionen Franken von den Investoren auf die weitere Expansionsreise geschickt worden. Im Anschluss an diese Runde hat das FinTech über eine Crowdinvesting-Kampagne weitere 5 Millionen eingesammelt. MoneyToday.ch hat über beide Finanzierungen berichten, hier und hier.

Neon gehört mit der 12-Millionen-Kapitalspritze 2021 und auch mit früheren Finanzierungsrunden zu den hoch finanzierten FinTechs und Neo-Banken in der Schweiz.

Angestrebtes Finanzierungsziel 2022: 7.5 Millionen Schweizer Franken

Im September 2022 hat Neon nach eigenen Aussagen mit seinen institutionellen Investoren eine Kapitalerhöhung von 2.5 Millionen Franken abgeschlossen. Damit scheint der Hunger nach frischem Kapital allerdings noch nicht gestillt zu sein.

Offenbar hat Neon einen höheren Kaptialbedarf und startet in zwei Wochen eine zusätzliche Crowdinvesting-Kampagne mit dem Ziel, weitere 5 Millionen Franken einzuspielen. Wie bereits bei der Kampagne 2021 bietet Neon Anlegerinnen und Anlegern stimmrechtslose Aktien in Form von Partizipationsscheinen an. Private Investoren aus der Community sind damit am finanziellen Ergebnis beteiligt, können aber den Kurs die Zukunft des Unternehmens nicht mitbeeinflussen.

Die Chancen stehen wahrscheinlich eher gut, dass das Finanzierungsziel auch mit der neuen Kampagne erreicht werden kann. Neon gibt die Zahl seiner Kundinnen und Kunden aktuell mit 130'000 an und kann auf eine breite und treue Community setzen. Geht die Rechnung auf, kommt das FinTech nach 12 Millionen im Jahr 2021 auf weitere 7.5 Millionen Franken im laufenden Jahr.

Der erneut hohe Kapitalbedarf ist für ein FinTech in der Grösse und mit dem Geschäftsmodell von Neon eher erstaunlich. So erfolgreich die Neo-Bank sich finanziert, so beachtlich scheint auch die Cash-Burn-Rate des Unternehmens zu sein.

Änderung der Strategie und Schubumkehr auch bei Neon

Zahlreiche FinTechs haben in den letzten Monaten der bisher verfolgten Strategie von schnellem Wachstum um jeden Preis abgeschworen. Die Investorengelder fliessen weiterhin, aber in der Regel um einiges dünner – und oftmals verbunden mit der Forderung nach Profitabilität.

Diese Schubumkehr scheint auch für Neon zu gelten. Das FinTech formuliert als neu gesetztes Ziel unter anderem:

"Neu setzen wir nicht mehr vorrangig auf Wachstum. Um uns langfristig und nachhaltig am Markt zu etablieren und unabhängig von externem Kapital zu werden, wollen wir nun zielstrebig die Profitabilität erreichen."

Diese Ziel teilt Neon mit einer wachsenden Zahl von FinTechs. Dazu gehören auch Grössen wie Klarna und weitere, die sich gezwungen sahen, ihre Strategie zu ändern. Das Problem dabei: nach Jahren des ungebremsten Wachstums ist der Schritt zur Profitabilität in der Regel weder schnell noch ohne weiteres zu schaffen. Für zahlreiche FinTechs, ebenfalls hoch finanzierte, war und ist der Strategiewechsel mit zum Teil drastischen Einschnitten verbunden.

Im Zusammenhang mit dem aktuellen Engagement seiner Investoren verdeutlicht Neon die Intentionen der Geldgeber mit folgendem Statement:

"Diese Kapitalerhöhung war gestützt vom Vertrauen und dem Wunsch unserer bestehenden, professionellen Investorinnen und Investoren, Neon als Produkt noch besser zu machen und die erfolgreiche Entwicklung des Unternehmens weiter fortzusetzen. Zudem hat die Kapitalerhöhung das klare Ziel, Neon durch neue Produkte und das Erreichen der Profitabilität unabhängig von externem Kapital zu machen."

So wie bei anderen FinTechs treten die Investoren offenbar auch bei Neon auf die Bremse und knüpfen ihr letztes Engagement an die klare Bedingung der Profitabilität. Entscheidend dürfte bleiben, wie viel Druck von den Investoren kommt und wie viel zeitlicher Spielraum dem FinTech eingeräumt wird, um die gesteckten Ziele zu erreichen.

Das FinTech sucht neue Ertragsquellen

Für das laufende Jahr rechnet Neon nach eigenen Aussagen mit einem Umsatz von 6 Millionen Schweizer Franken, nach 3.5 Millionen im letzten Jahr. Die realisierten Umsätze scheinen zu steigen, möglicherweise aber nicht im Gleichschritt mit den Ausgaben.

Das FinTech plant, mit der Lancierung neuer Produkte zusätzliche Ertragsquellen zu erschliessen. Im Gespräch sind neue Finanzproduke wie Trading, Hypotheken und Kredite. Als Nächstes will das FinTech in den Handel mit Aktien und Kryptowährungen einsteigen. Mit beiden Angeboten möchte Neon im Laufe des kommenden Jahres starten.

Mit diesen beiden Sparten ist Neon als Neueinsteiger etwas spät dran. Die Schweiz ist mit verschiedensten Plattformen für Aktien- wie auch für Kryptohandel inzwischen gut versorgt. Diese Leistungen werden von zahlreichen in- und ausländischen FinTechs, spezialisierten Apps und auch von Neo-Banken in teilweise sehr ausgebauter Form erbracht.

Ein neuer Anbieter müsste sich durch ungewöhnliche Angebote oder Extras auszeichnen, um gegen eine etablierte Konkurrenz zu bestehen. Die Chance für Neon könnte jedoch, einmal mehr, in einer sehr treuen Community liegen. Ist die Bindung stark genug und möchten Neon-User alles aus einer Hand beziehen, dann könnte auch der Einstieg in den Aktien- und Kryptohandel klappen.