Envisioning the Future of Payments: Entwicklungen, Meinungen, Fakten und Einsichten – zusammengetragen aus dem Swiss Payment Forum 2025.
Sie fragen Ihre KI-Assistentin nach dem besten Deal für ein neues E-Bike, sie sucht, verhandelt, kauft und zahlt direkt, alles in Sekunden. Klingt nach Science-Fiction? Nicht mehr, wenn man dem Swiss Payment Forum 2025 Glauben schenkt.
Am 17. und 18. November verwandelte sich das Zürich Marriott Hotel in ein pulsierendes Zentrum für über 200 Payment-Profis aus Banken, FinTechs, Handel und Regulierungsbehörden. Organisiert durch Nicole von Mulert von Vereon, stand der Event unter dem Motto "Envisioning the Future of Payments" und präsentierte heisse Themen und Entwicklungen wie digitale Wallets, AI-gestützten Handel, Fraud-Prävention und Instant Payments.
Das Swiss Payment Forum 2025 war ein Mix aus inspirierenden Keynotes, hitzigen Debatten und tiefschürfenden Interview-Formaten – all dies um die Branche voranzutreiben.
In einer Zeit, in der der Zahlungsverkehr zwischen rasanten Innovationen und strengen Regulierungen balanciert, hat das Forum – seit über einem Jahrzehnt ein Fixpunkt in der Schweizer Szene – gezeigt, wie die Schweiz als Payment-Technologie-Hub glänzen kann.
Von traditionellen Karten zu smarten Wallets, von Betrug an der Ladesäule bis zum digitalen Franken: Praxisnahe und gleichzeitig zukunftsweisende Diskussionen – mit einem Hauch von Optimismus, dass Technologie und die Hoffnung auf weniger Regulierung Hand in Hand gehen können. Willkommen in der Payment-Zukunft.
Im Zeichen eines fundamentalen Wandels der europäischen Zahlungslandschaft
Der Kongress startete mit einer herzlichen Eröffnung durch Dr. Sandro Graf von der ZHAW und Nicole von Mulert. «Das Swiss Payment Forum 2025 steht im Zeichen eines fundamentalen Wandels der europäischen Zahlungslandschaft», betonte von Mulert und wies auf Wallets, KI, Compliance und regulatorische Änderungen hin. Themen, welche die gesamte Finanz-, Payments- und Handelswelt betreffen und beschäftigen.
Die Agenda war knackig: Von Wallets über KI bis zu Bitcoin und Stablecoins, alles verpackt in Keynotes, Panels und interaktiven Sessions, die den Teilnehmern handfestes Wissen und neue Einsichten lieferten.
Fokus Wallets: Das grosse Rennen um Europa
Der erste Tag tauchte tief in die Welt der digitalen Wallets ein. Steven Jacob von Arkwright Consulting gab in "Payment Wallets in Europa – Status quo und Ausblick" einen Überblick über das Wettrennen: OEM-Pays (Erklärung/Wiki: OEM steht für Original Equipment Manufacturer, das heisst OEM Pay steht für Zahlungsdienste der Gerätehersteller) wie Apple Pay und Google Pay dominieren, aber nationale Helden wie Twint in der Schweiz, Bizum in Spanien oder Blik in Polen halten dagegen.
Jacob unterstreicht, dass die Wachstumsdynamik von der Benutzerfreundlichkeit und Sicherheit abhänge. Bis 2030 könnte ein interoperables Netzwerk in Europa aufgebaut werden. Weiter skizzierte er Szenarien, in denen lokale Lösungen Big Techs Paroli bieten können.
Stefan-Pascal Brunner und Deniz Maden von Viseca bauten darauf auf mit "Von der Kartenverwaltung zu Digital Payments: Die P2P-Evolution des one Digital Service". Sie zeigten, wie klassische Karten nahtlos in digitale P2P-Modelle übergehen. «Diese Evolution ermöglicht eine nahtlose Integration von P2P-Zahlungen in bestehende Systeme, was die User Experience erheblich verbessert», führten sie weiter aus.
Satya Puppala von G+D Netcetera ergänzte in "Issuer Pay Wallets & NFC Payments – Unlocking value beyond OEMPays": «Mit Apples Öffnung der iPhone-Payment-Funktionen können Kartenemittenten nun endlich NFC nahtlos integrieren, um die tägliche Nutzung der Wallet zu erhöhen. Die Implementierung wird somit einfacher, schnell und vor allem eben nutzerfreundlicher.»
Andre Standke von Thede Consulting (Projective Group) ist wie schon in anderen Jahren für die Zukunftsaussichten zuständig. Er malte in "Europäisches Akzeptanznetzwerk und Paymentzielbild 2030" das grosse Bild: «Bis 2030 streben wir ein einheitliches Akzeptanznetzwerk an, das Effizienz und Interoperabilität maximiert».
Es wurde klar: Wallets sind nicht nur Apps für die Kunden, sondern Gateways zu Daten und zu Kundenloyalität. Dies eröffne ein Schlachtfeld, vor dem Schweizer Player nicht zurückschrecken sollten.
Und weiter, KI rockt den Handel: Von Agentic Commerce zur personalisierten Zahlung. KI und davon vor allem die KI-Agenten waren die Stars des Forums.
David Kauer von Postfinance erklärte in "Die Zukunft des Payments: Personalisierte Kundenerlebnisse im Zeitalter von KI": Nun könne man endlich die vielen Daten, welche man über die Jahre in all den Big-Data-Projekten gesammelt hat, mit KI optimal analysieren und nutzen. Und wenn man dazu noch die alte Idee von Internet of Things addiert, welche nun auch endlich nutzbar scheint, ermöglicht das, kontextbezogene Erlebnisse zu schaffen. «Payments werden zu einem integralen, personalisierten Alltagselement».
Santosh Ritter Country Manager von Visa legte in "Eine Milliarde gute Gründe für den KI-gestützten Handel" nach: «Nach E-Commerce und Mobile Commerce ist Agentic Commerce der nächste Megatrend. KI-Agenten werden suchen, auswählen und kaufen, während Visa die Sicherheit gewährleistet.» Eine selbstbewusste Aussage, von Ritter überzeugend platziert.
Dr. Daniela Massaro und Davide Messina von Mastercard in "The Evolution of Payment" warnten aber: «Verbraucher fragen die KI, diese findet, wählt und bestellt. Dies aber erfordert neue Lösungen für Sicherheit und Transparenz in AI-gestützten Journeys. In Zukunft werden KI-gestützte Agenten selbstständig Zahlungen auslösen. Es ist wichtig, das zu verstehen.»
Damit Agentic Commerce sicher funktioniert, brauche es ein Fundament, das sensible Daten schütze, dadurch Vertrauen schaffe und natürlich zahlreiche Sicherheitsmechanismen, welche den Kunden schützen.
Ilias Smaragdis und Ana Dukic von NCR Atleos rundeten mit zwei Themen ab, "The Power of a Modern Switching Platform" und "AI Based Fraud Prevention": Moderne Switching-Plattformen verbinden die immer komplexer werdenden einzelnen Zahlungsinstrumente. Denn international operierende E-Commerce-Plattformen wollen auch lokale Nischenanbieter ihren Kunden anbieten. Weiter zeigten sie auf, wie sich mit KI Fraud-Risiken erheblich reduzieren lassen und wie man gleichzeitig die Effizienz erhöhen kann.
Matthew Griffin, Futurist vom 311 Institute, krönte den Tag: «Wir entmystifizieren emergierende Technologien wie DLT und KI, um die Zukunft zu bauen. Payments werden intelligenter und sicherer.» Ein emotionaler Vortrag.
Der Apéro Riche am Abend lud zum lockeren Austausch ein – ideal, um neue Ideen zu spinnen. Eine Möglichkeit zum Networken, die von einigen Gästen bis in späte Stunden genutzt wurde.
Sicherheit first: Fraud, Instant Payments und der Tanz mit dem Risiko
Tag zwei eröffneten Christian Baumann und Dr. Sandro Graf.
Nahtlos nach der Eröffnung begrüsste Baumann André Moeller von Elli, dem Payments-Arm von VW. Im Gespräch mit Baumann erzählte er über Geschichten aus dem Leben eines Payments, Risk and Fraud Guys. Insbesondere über die Herausforderungen im Fraud-Bereich beim Laden von Elektrofahrzeugen, also EV-Charging: «EV-Charging steht vor grossen Herausforderungen, insbesondere im Fraud-Bereich. Visionen wie integrierte Payments können das ändern. Betrug an der Ladesäule ist ein wachsendes Problem, das durch smarte Lösungen adressiert werden muss.»
Severin Pflüger von Zürcher Rechtsanwälte, Handelsverband Swiss und VEZ, diskutierte mit Stefan Schneider von Cards Consult und PayComm e.V., in "Vorsicht Perspektivwechsel!". Schneider weiss genau, wo die ungemütlichen Punkte der Branche liegen. Er bittet Pflüger um einen Blick hinter die Kulissen der Zahlungsabwicklung.
Pflüger meint, dass die nach wie vor intransparenten Gebühren den Handel ausbremsen. Nicht per se die Höhe der Gebühren, die tatsächlich hoch sind, sei das Problem, sondern es sei schlicht unmöglich zwischen den Anbietern zu vergleichen. Und diese fehlende Kostentransparenz behindere auch den Fortschritt: «Mir kommt es vor, die Kosten verhalten sich wie ein Ballon. Kaum schafft es der Händler oder der Regulator auf der einen Seite die Kosten zu drücken, dann blähen sich die Kosten sofort woanders wieder auf».
Stefan Giger von SIX und Thomas Müller von Rivero in "Vom Risiko zum Vertrauen – Kundenfokus im Kartenbetrugsfall": Durch klare Prozesse und Automatisierung kann ein negatives Erlebnis in ein positives gewandelt werden, eine Customer Journey im Dispute Management baut Vertrauen auf. Was passiert, wenn ein Fraud-Fall mit der Karte eintritt? Müller und Giger beschreiben Risiken und zeigen, wie allfällige Kundenreklamationen in Chancen umwandelt werden können, dank gutem Service.
Patrick Juffern und Nezar Nassr von Inform in "Reducing Friction in Instant Payments: A Holistic Approach to Fraud & Compliance": Instant Payments erhöhen die Zahlungsverkehrs-Geschwindigkeit. Das hilft den Fraudstern, weil die Systeme weniger Zeit haben für die Checks. Andererseits erzeugen auch Compliance-Aufgaben weitere Reibung. Da helfe ein holistischer Ansatz mit Analytics und externen Daten. Dies minimiere False Positives. Und diese False Positives gehören zu den grossen Kostentreibern.
Krypto und Stablecoins: Die Brücke zur neuen Welt
Pascale Bruderer von Swiss Stablecoin in "Stabilität trifft Innovation: Ein souveräner digitaler Schweizer Franken": Der Stablecoin-Franken schaffe Resilienz in der Zahlungslandschaft, führt Bruderer aus. Die Bedeutung und Nutzung von Stablecoins nehme weltweit zu. Jedoch würde jedes Land oder jede Region mit ihren Regulierungen komplett verschiedene Wege gehen.
Die EU, indem sie die Anforderungen und Regulierungen erhöhe. Die USA hingegen mit Deregulation durch den Genius Act. Wie die Schweiz sich verhalten will, ist noch nicht klar ersichtlich. Einen freien Markt zu haben, auch in diesem Bereich, ist wohl eher ein Vorteil.
Matthias Obrecht von der FINMA ergänzte in "Stablecoins als Zahlungsmittel aus Sicht der FINMA": Die Nutzung von Stablecoins nehme zu und die Deregulation in den USA sei im vollen Gang. Die FINMA wolle eine Regulierung, um die Stabilität zu schützen.
Dr. Marcus M. Dapp vom Swiss Bitcoin Institute fragte in "Bitcoin – ist dieses Asset nun plötzlich doch strategisch relevant?": Bitcoin ist nicht gleich Krypto. Es gibt viele Nischenprojekte, aber auch Treasury-Asset-Angebote wie bei Strategy. Nun fragt man sich, ob die Schweiz eine Bitcoin-Strategie benötigt. USA, China und Russland wissen das schon, diese Länder nutzen Bitcoin als Machtinstrument. Unternehmen sollten jedoch nicht aussen vor stehen und die Chancen nutzen, ohne allerdings zu vergessen, auch die Risiken abzuwägen.
Dr. Thomas Fromherz von G+D Netcetera in "Ein Schlüssel, zwei Türen: Passkeys bei Issuern und Netzwerken": Fromherz spricht im Wesentlichen über die neusten technischen Entwicklungen im E-Commerce. Wie die Händler die Kartendaten sicher speichern können und sollten und wie man Kunden sicher identifizieren kann, um Fraud und Verluste zu minimieren. Zudem über neueste Verfahren, welche die Kartenindustrie in die Zukunft bringen und auch den Handel mit KI-Agenten zulässt.
Michael Brüggler von FinTechWerkstatt und SFA sowie Markus Maier von Con-Ex schlossen den Tag mit "Zahlungen im Wandel. Verbindung der alten Welt (FIAT) mit der neuen Welt (Crypto)": «Neuste Entwicklungen bei Instant Payments fordern Interoperabilität. Regulatorische Herausforderungen müssen überwunden werden, um Fiat und Crypto zu verbinden.»
Key Takeaways: Was die Branche mitnimmt
Wallets als Schlachtfeld: Digitale Wallets werden zu strategischen Plattformen. Schweizer wie Twint müssen Big Techs die Stirn bieten.
KI als Game-Changer: Agentic Commerce ist nah; Sicherheit und Vertrauen sind Schlüssel.
Sicherheit vs. Speed: Instant Payments rocken, aber Fraud-Prävention muss mithalten.
Krypto-Integration: Stablecoins und Bitcoin gewinnen an Relevanz; ein digital "stabiler" Franken könnte die Schweiz boosten.
Transparenz zählt: Intransparente Gebühren, Prozesse und übermässige Regulation bremsen, jetzt ist es Zeit für Klarheit.
Fazit: Ein Wegweiser für die Payment-Revolution
Das Swiss Payment Forum 2025 war mehr als ein Event, es war ein Weckruf. Die Branche steht vor einem Paradigmenwechsel, wo KI, eine grosse Zahl an Wallets und Crypto das Spiel verändern.
Dass das Forum wichtig ist für die Branche zeigt auch die grosse Anzahl an herausragenden Partnern wie Visa, Mastercard, SIX, Postfinance und Wordline. Und auch weitere Spezialisten wie Netcetera, Rivero, Viseca, NRC Atleos, Inform, Projective Group und Arkwright waren unterstützend dabei.
Der nächste Termin ist bereits gesetzt: 16. und 17. November 2026. Wie Griffin sagte: «Die Zukunft des Payments ist intelligent und sie ist hier». Die Schweiz hat die Chance, vorne mitzumischen – vorausgesetzt, Innovation geht voraus und Regulierung verhindert nicht.
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