N26 mit ambitionierten Zielen

N26-Gründer Maximilian Tayenthal & Valentin Stalf
Bild: N26-Gründer Maximilian Tayenthal (links) & Valentin Stalf (rechts)

Die Smartphone-Bank dehnt ihre Grenzen aus, will Grossbritannien erobern und hat die USA auf dem Radar. Und: Warum die wachsende Allianz der mobilen Banken verstärkt zum Thema für etablierte Finanzinstitute werden kann.

N26 gehört zu den FinTech Startups mit eigener Banklizenz, das seit seinem Start schnell gewachsen ist: mehr als 500'000 Kunden in 17 europäischen Ländern nutzen bereits die Leistungen der mobilen Bank. Das Bankkonto im Smartphone funktioniert komplett digital, ist in wenigen Minuten eröffnet, setzt auf Komfort und Simplizität und bietet Konto, Statistiken, Karten, Zahlungsverkehr, Sparen, Investieren, Versicherungen und mehr.

Ehrgeizige Ziele in Europa

Zusätzlich zu den 17 bereits erschlossenen N26-Ländern in Europa sollen weitere Märkte erobert werden, die weissen Flecken im EU-Raum sollen weniger werden. Zudem gibt Mitgründer Valentin Stalf in einem Interview mit Reuters selbstbewusst zu Protokoll, dass die Smartphone-Bank die Marktanteile der klassischen Banken verringern wird: N26 erwartet, dass in den nächsten zwei bis drei Jahren fünf bis zehn Prozent der Privatkunden im Alter zwischen 18 und 35 Jahren etablierten Bankhäuser den Rücken kehren und bei N26 andocken werden.

Stalf setzt dabei auch auf die neuen Möglichkeiten der PSD2 und meint im Interview gegenüber Reuters, dass die PSD2 dem Unternehmen helfen wird, potenzielle Kunden zu identifizieren und ihnen bessere Deals anzubieten im Vergleich zu etablierten Banken.

Die Eurozone ist N26 allerdings nicht genug, zwei weitere Märkte sollen erobert werden.

N26 in Grossbritannien

Nach Angaben von N26 gewinnt die mobile Bank jeden Tag mehr als 1'500 neue Kunden in den bisherigen Kernmärkten dazu. Ein Muster, das N26 auf Grossbritannien übertragen möchte, der Start auf der britischen Insel ist in der ersten Jahreshälfte 2018 geplant.

Mitgründer und CEO Valentin Stalf glaubt, dass «britische Kunden N26 als die Bank entdecken werden, die jeder gerne nutzt». Ehrgeizige Ziele, zumal N26 in Grossbritannien keinen unbesetzten und unbeackerten Markt vorfindet: Atom, Monzo, Starling und Revolut bewirtschaften Grossbritannien seit längerem erfolgreich als Heimmarkt und alle Konkurrenten sind sehr komfortabel mit Investorenkapital oder Kapital aus der Crowd ausgestattet.

N26 kann in Grossbritannien sicher Erfolg haben, ebenso wie zum Beispiel Revolut umgekehrt im Rest von Europa, es ist jedoch kein Start auf einem weissen Blatt Papier. Balgen sich bereits andere FinTech Startups mit vergleichbaren Angeboten und der Positionierung als Smartphone-Bank um den Kuchen, dürften die Marketingkosten erheblich steigen. Die liegen nach Valentin Stalf jährlich zwischen fünf und zehn Millionen Euro (Reuters), dürften jedoch mit den aktuellen Expansionsplänen in die Höhe schnellen. Auch deshalb, weil die Smartphone-Bank-Konkurrenten teilweise deutlich aggressiver unterwegs sind. Auf der anderen Seite sind die neuen FinTech-Banken in einer guten Ausgangslage, weil sie weniger auf die Kunden ihrer direkten Konkurrenten schielen, sie haben (gemeinsam) weitaus grössere Felder im Visier.

Mit dem Neueintritt von N26 sind bereits mindestens fünf FinTech Startups mit eigener Banklizenz in Grossbritannien unterwegs, die den Markt schon bewegt haben und weiter bewegen werden. Diese Allianz dürfte auch für etablierte Banken verstärkt spürbar werden – alle Smartphone-Banken fahren mit ihren Angeboten, Services und Gebührenmodellen frontal gegen die Angebote klassischer Banken.

N26 in den USA

Der Eintritt von N26 in den US-Markt gehört zu den überraschendsten News und auch zu den mutigsten Entscheidungen des Unternehmens. Die USA sind im Vergleich zu Europa und GB noch eine ganz andere Schuhnummer, in mehrfacher Hinsicht.

Mit der Expansion in die USA will N26 von einem europäischen Anbieter zu einer globalen mobilen Bank werden. Valentin Stalf, Mitgründer und CEO von N26, zur Expansion in die USA:

«Wir​ ​glauben,​ ​dass​ ​N26​ ​Vorbildcharakter​ ​für​ ​die​ ​Bank​ ​der​ ​Zukunft​ ​hat.​ ​Überall​ ​auf​ ​der​ ​Welt​ ​sind​ ​Kunden offen​ ​für​ ​ein​ ​neues​ ​Banking-Erlebnis.​ ​Das​ ​Nutzerverhalten​ ​bei​ ​Millennials​ ​hat​ ​sich​ ​stark​ ​in​ ​Richtung​ ​mobil verändert. Die​ ​USA​ ​sind​ ​ein​ ​spannender​ ​Markt​ ​für​ ​N26,​ ​der uns​ ​grosse​ ​Möglichkeiten​ ​eröffnet.​ ​Wir​ ​bieten​ ​einfaches,​ ​transparentes​ ​und​ ​zeitgemässes​ ​Banking​ ​für​ ​alle Kunden,​ ​die​ ​nach​ ​einer​ ​modernen​ ​und​ ​mobilen​ ​Banking-Erfahrung​ ​suchen.»

Mit folgendem Paket will N26 amerikanischen Banken bereits ab​ ​Mitte​ ​2018​ ​Kunden abjagen: ​Girokonto,​ ​Karte,​ ​Überweisungen,​ ​Barabhebungen​ ​und​ ​ein​ ​speziell auf​ ​den​ ​US-amerikanischen​ ​Markt​ ​zugeschnittenes​ ​attraktives​ ​Kundenbindungsprogramm​ ​anbieten. Langfristig​ ​ist​ ​geplant,​ ​eine​ ​FinTech-Plattform​ ​mit​ ​weiteren​ ​Serviceleistungen​ ​für​ ​alle​ ​finanziellen Bedürfnisse​ ​von​ ​N26-Kunden​ ​zu​ ​schaffen.

N26​ ​ist​ ​in​ ​den​ ​USA​ ​durch​ ​die​ ​N26​ ​Inc.​ ​tätig​ ​mit​ ​Sitz​ ​in​ ​New​ ​York.​ ​Um​ ​die​ ​regulatorischen Rahmenbedingungen​ ​zu​ ​erfüllen,​ ​wird​ ​N26​ ​US-Kunden​ ​Dienstleistungen​ ​über​ ​eine​ ​Partnerbank​ ​anbieten.

Märkte in Bewegung

Der neue Typ von Bank, der sich aus FinTech Startups herausbildet, die mit eigener Banklizenz operieren, bringt Märkte und Zielgruppen in Bewegung. Die Zahl der Kunden und Konten mag sich im Vergleich zu den etablierten Grossen noch bescheiden ausnehmen, die Brisanz liegt im schnellen Wachstum. Begünstigt auch durch Netzwerk-Effekte, die irgendwann ein exponentielles Wachstum anschieben.

Die einzelnen FinTech Startups unterschieden sich in ihren Angeboten durch spezielle Features und Besonderheiten, im Kern transportieren jedoch alle eine ähnliche Message im Marketing, die zunehmend gehört wird und auch ankommt: Smartphone-Bank statt klassische Bank mit Filialen, smarte Angebote, Services und Features ausgerichtet auf mobile Zielgruppen, Komfort und Tempo im Banking ohne Ballast, keine oder sehr tiefe Gebühren durch schlanke Strukturen. Im Kern lautet die gemeinsame Ansage: Du als Kunde stehst im Mittelpunkt, Leistung statt Gebühren, alles, was du brauchst, hast Du auf Deinem Handy, was fehlt und gewünscht ist, entwickeln wir sofort dazu.

Jede Smartphone-Bank, die dazukommt, geht natürlich auch in Konkurrenz zu den bereits bestehenden mobilen FinTech Startups. Gleichzeit vergrössert sich jedoch dadurch die Allianz der neuen Banken, die noch hörbarer gegen etablierte Finanzinstitute in den Ring steigen. Und dieser Aspekt fällt stärker ins Gewicht, weil die FinTech-Banken weniger in den eigenen Kreisen, vielmehr gemeinsam im weitaus grösseren Markt der etablierten Banken und ihrer Kunden wildern.

TV-Spot: N26 – Die mobile Bank im Fernsehen

Web UK: N26 in Grossbritannien

Web USA: N26 in den USA