Challenger-Banken

FinTech Revolut generiert mit forscher Angriffstaktik extrem hohe Wachstumszahlen

Fliegendes Geschwader geformt aus Dollarnoten
Bild: ekinyalgin | Getty Images

Es ist nicht forsche Taktik allein, Revolut überzeugt mit Komfort, ausgebauten Leistungen und mit tiefen Gebühren zwischen kostenlos und moderat.

In der Schweiz ist Revolut längst präsent. Die Challenger-Bank ist offiziell noch gar nicht gestartet, dennoch sind bereits einige Zehntausend User mit der App der Smartphone-Bank aktiv.

Dieser nicht selbst produzierte Erfolg bestätigt die These, dass Neo-Banken sehr stark durch zufriedene Kunden promotet werden. Das zunehmende Interesse von Breitenmedien sowie die regelmässigen und oftmals ausführlichen Berichte über die Leistungen der Smartphone-Banken unterstützen und verstärken diesen Effekt erheblich.

Komfortable Ausgangslage für Challenger-Banken

Die neuen Banken stecken die eingesparten Marketingkosten in die Produktentwicklung und in die Erweiterung ihrer Leistungpakete. Das wiederum stärkt und bestätigt die Kundenbasis und provoziert weitere Medienberichte.

Startet eine bekannte Neo-Bank in einem weiteren Land, ist ein erster Boden dadurch bereits gelegt. Zumindest innerhalb von Europa, weil einzelne Länder weder Kunden- noch Nachrichten-bezogen als Insel funktionieren.

Für N26 steht die Schweiz noch im laufenden Jahr auf Liste der neuen Destinationen. In den USA hat N26 seit Juli 2019 Vorsprung, was den Start angeht, Revolut ist allerdings aktuell dabei, Büros und Teams in den USA aufzubauen. Genaue Termine sind noch nicht kommuniziert, der Markteintritt dürfte jedoch nicht in weiter Ferne liegen.

Die aktuelle Kundenbasis von Revolut und N26

Über sämtliche Märkte gesehen hat Revolut die Nase mit deutlich über 6 Millionen aktiven Kunden vorne, N26 kommt aktuell auf 3,5 Millionen Kunden. Im Zentrum steht jedoch weniger ein Wettrennen mit Siegern und Verlierern, in gewisser Weise verstärken sich die Challenger-Banken gegenseitig.

Die Märkte sind gross genug für Revolut, N26, Nubank, Monzo, Yapeal und zahlreiche andere Neo-Banken. Sie alle etablieren gemeinsam eine neue Kultur von komfortablem Smartphone Banking mit ebenso smarten Leistungen und tiefen Gebühren. Damit konkurrenzieren sie sich weniger innerhalb der eigenen Reihen, sie wildern durchwegs in den angestammten Revieren der traditionellen Banken.

Die aktuellen Wachstumszahlen von Revolut und N26

Nach eigenen Angaben hat N26 die Kundenbasis von 2,3 Millionen im Januar 2019 auf aktuell 3,5 Millionen gesteigert. Betrachtet man das letzte halbe Jahr, generiert die digitale Smartphone-Bank pro Monat im Durchschnitt gut 250'000 neue Kunden. Diese überraschenden Werte sind im Juni 2019 kommuniziert worden, also noch vor dem Markteintritt von N26 in den USA.

Noch überraschender lesen sich die Wachstumszahlen von Revolut. Haben die Verantwortlichen die Zahl der täglichen Neukonto-Eröffnungen Anfang 2019 noch mit rund 10'000 beziffert, waren es Mitte Jahr bereits 20'000 neue User pro Tag. Offenbar ist auch dieser sehr hohe Wert bereits Schnee von gestern.

Die aktuell kommunizierten und neusten Zahlen machen entweder sprachlos oder atemlos, je nach Konstitution und Herkunft der Betrachter. Dabei beeindruckt nicht allein die blosse Zahl, erstaunlich sind vielmehr Tempo und steil ansteigende Kurve des Wachstums.

Letzte Woche haben mehrere Revolut-Mitarbeiter in ihren LinkedIn Accounts eine bemerkenswerte Nachricht gepostet. Unter anderen Ieva Elvyra Kazakeviciute, Culture and Engagement Manager bei Revolut. Oder auch Dan Westgarth, North America General Manager, der gerade dabei ist, das Team für Revolut US zu formieren, damit der Markteintritt in den USA von einer starken Crew angepackt werden kann. Die Nachricht im Original-Wortlaut:

Ist der Wert von "yesterday" eine Eintagsfliege, dann eine bemerkenswert hochfliegende. Ist die Zahl von über 40'000 Neukunden pro Tag der Massstab für das weitere und kontinuierliche Wachstum, lässt sich hochrechnen, wohin die weitere Reise bei diesem Tempo gehen wird. Der Markt USA ist auch hier noch ausgenommen, der Start steht erst bevor.

Etwas Hintergrund ohne zu viele Details

Letzten Freitag hat Valentin Scholz, Head of Engagement bei Revolut, für unsere Kollegen des Branchenportals Brutkasten sein Nähkästchen etwas geöffnet. «Im Moment wachsen wir schneller als N26, Monzo, Monese, Starling und weitere Konkurrenten zusammen», meinte Scholz und kündigte an, dass die Marke von 7 Millionen Kunden evenuell noch diesen Monat geknackt werden könnte.

So wie bei N26 soll auch bei Revolut der schnelle Anstieg und der Löwenanteil der Neukunden "von den eigenen Nutzern" kommen. N26 CEO Valentin Stalf hat in der Vergangeneit mehrmals schon betont, dass der stärkste Produktions-Kanal in zufriedenen Kunden liegen würde, welche die Smartphone-Bank Freunden und Bekannten weiterempfehlen.

Auf diesen Marketingkosten-sparenden Effekt setzt auch Valentin Scholz von Revolut, fügt allerdings an, dass "Revolut in den vergangenen Monaten ein paar Sachen optimiert hätte, die jetzt langsam ausgerollt würden". Welche "Sachen" da als optimierte Wachstumsbeschleuniger wirken, liess sich Scholz nicht entlocken, er wollte nicht ins Detail gehen, um die Konkurrenz nicht auf gute Ideen zu bringen.

Wie geht's weiter?

Für das Wachstum von Revolut und N26 dürfte der Markt USA eine zentrale Rolle spielen. N26 könnte zudem in Brasilien sehr stark zulegen, weil die von Nubank losgetretene Welle gute Voraussetzungen für das FinTech aus Deutschland schafft, wir haben berichtet. Beide Challenger-Banken, Revolut wie auch N26, haben mehrere weitere Destinationen auf ihrer Expansions-Landkarte, die nach und nach erobert werden sollen.

In Europa werden beide FinTechs weiterhin zulegen – unterstützt von Breitenmedien, welche die neue Banking-Kultur als Thema entdeckt haben, über Challenger-Banken zunehmend offensiv redaktionell berichten und die neuen Banken damit zum Ereignis machen. Dieser Effekt ist nicht zu unterschätzen, weil er regelmässig Leistungen und Services von Smartphone-Banken ins Bewusstsein breiter Bevölkerungsgruppen spielt.

Neben den Neo-Banken, die bereits aktiv im Markt operieren, wird das Schweizer FinTech Yapeal noch dieses Jahr starten. In Grossbritannien sind mehrere Challenger-Banken seit einigen Jahren erfolgreich unterwegs, zum Beispiel Atom, Monzo, Monese, Starling und weitere, welche dem Vernehmen nach vermehrt Lust verspüren, mit ihrem Know-how und ihren erprobten New Banking-Rezepturen auch in Kontinentaleuropa Tritt zu fassen.

Ohne jetzt Big Techs mit ihren mehr oder weniger konkreten Projekten mit ins gedankliche Boot zu nehmen: Allein mit den heute bekannten Challenger- und Smartphone-Banken ist die Landschaft der Banken in Europa heute schon deutlich farbiger und lebendiger als noch vor wenigen Jahren. Und die Branche wird an Farbe und Lebendigkeit weiterhin sehr stark zulegen.