Instant Payments

Die Lust auf SEPA Instant Payments ist in verschiedenen Ländern sehr unterschiedlich ausgeprägt

Symbolbild für Instant Payments, die schnellen Zahlungen
Bild: johnason | Getty Images

Die schnellen Zahlungen sind nun schon seit über vier Jahren Realität – die Beteiligung der Banken in verschiedenen Ländern schwankt zwischen 1 und 100 Prozent.

SEPA-Überweisungen gibt's schon länger, sie definieren die gemeinsamen Regeln und Standards für Bankzahlungen im Europäischen Zahlungsraum: SCT (SEPA Credit Transfer) beschreibt das Verfahren für die Abwicklung von Überweisungen im SEPA-Raum. Diese "normale" Überweisung beansprucht in der Regel einen Arbeitstag. Löst der Absender heute eine Überweisung aus, kommt das Geld morgen auf dem Konto des Begünstigten an.

Geht das auch schneller?

Ob das schneller gehen könnte, ist nur eine rhetorische Frage. In Zeiten von verschärften FinTech-Initiativen, Digitalisierung und Phänomen wie Open Finance, Kryptowährungen, DeFi, Embedded Finance, Metaverse und mehr, mutet die Dauer von einem Tag für eine triviale Überweisung doch etwas anachronistisch an. 

Dieser Ansicht waren bereits 2015 das ERPB (Euro Retail Payments Board) und der EPC (European Payments Council). Zumal verschiedene Länder bereits nationale Lösungen für Instant oder zumindest Faster Payments in Planung oder sogar im Einsatz hatten. Deshalb haben ERPB und EPC eine harmonisierte Lösung iniziiert und auf den Weg gebracht, damit alle Länder und Banken für Instant Payments im Europäischen Zahlungsraum mit einer gemeinsamen Lösung und denselben Prozessen kooperieren können.

SEPA Instant Payments

Die schnelle Version der "normalen" und trägen Überweisungen (SCT) hört auf den Namen SCT Inst (SEPA Credit Transfer Instant). Sie ist im November 2017 ausgerollt worden – positioniert als das "neue Normal" folgt sie klaren Vorgaben und Regeln:

  • 10 Sekunden
    End-to-End-Verarbeitung innerhalb von 10 Sekunden, dann soll der überwiesene Betrag auf dem Konto des Zahlungsempfänger zur Verfügung stehen.
  • 100'000 Euro
    Instant Payments sollen für Überweisungen in Euro im gesamten SEPA-Raum bis zur Höchstgrenze von 100'000 Euro funktionieren. 
  • 24/7/365
    Permanente Verfügbarkeit rund um die Uhr, 7 Tage in der Woche, das ganze Jahr, ohne Ausnahme.
  • 34 Länder
    Instant Payments sollen in allen 34 Ländern möglich sein, welche dem SEPA-Raum angeschlossen sind.

Finanzinstitute und Payment Service Provider können SEPA Instant Payments über zwei Clearing-Netzwerke verarbeiten:

  • die Europäische Zentralbank stellt den Service Target Instant Payment Settlement (TIPS) zur Verfügung
  • die EBA Clearing betreibt den Service RT1 

So weit, so schnell, nur: ist das "neue Normal" bei Überweisungen heute europaweit Standard oder auch nach über vier Jahren eher noch die Ausnahme? Aktuelle Analysen zeigen ein gemischtes Bild.

Wo stehen verschiedene Länder mit den schnellen SEPA-Zahlungen heute?

Die Experten von CPG Finance Systems werten regelmässig aus, wie viele Zahlungsdienstleister im SEPA-Raum (gemessen anhand ihrer BIC-Bankcodes) sich für SEPA SCT und im Vergleich dazu zusätzlich für eine Teilnahme an SEPA SCT Instant entschieden haben. Das verschafft interessante Einsichten.

Zum Verständnis der folgenden Grafik: Ein Verhältnis von 100% für ein Land besagt, dass alle BIC-Bankcodes, die an SCT teilnehmen ("normale" SEPA-Überweisungen), auch SCT Inst (SEPA Instant Payments) unterstützen.

In der Auswertung vom April 2022 ist zum ersten Mal ein Land dabei, in dem sämtliche Banken, die SEPA SCT nutzen, zu hundert Prozent auch die schnellen SEPA-Überweisungen möglich machen.

Die Streuung und Verteilung ist erstaunlich, die Skala reicht tatsächlich von 1 (Schweiz und Norwegen) bis zu 100 Prozent (Slowenien).

Interessant ist auch der Anteil der schnellen SEPA-Zahlungen im Verhältnis zu den "normalen" SCT-Überweisungen.

Noch ein weiter Weg bis zum "neuen Normal"

Die Kurve der Anteile von Instant Payments steigt wohl an, liegt jedoch mit inzwischen gut 10 Prozent noch sehr weit entfernt von einer Grössenordnung, welche den schnellen Überweisungen einen Platz im ganz normalen Zahlungs-Alltag einräumen würde.

Instant Payments sind heute noch die Ausnahme und nicht die Regel. Das hängt auch damit zusammen, dass SCT Inst nicht zu den zwingenden und deshalb gemeinsamen Standards gehört, sondern von jeder Bank freiwillig eingeführt werden kann – oder eben auch nicht. 

Ist das Netz der teilnehmenden Banken noch löchrig, schmälert das die Attraktivität von Instant Payments – die schnellen Zahlungen müssen schliesslich nicht nur ausgelöst, sondern auch empfangen werden können. Zudem sind Instant Payments bei den meisten Banken kostenpflichtig, jeweils mit unterschiedlich hohen Gebühren. Also noch weit entfernt vom "neuen Normal", vielmehr eine wählbare und gebührenpflichtige Option bei Überweisungen – sofern überhaupt angeboten und verfügbar.

Werden weiterhin "normale" SEPA-Überweisungen als Standard und SEPA Instant-Überweisungen als Premium-Produkt gehandelt, werden die schnellen Echtzeit-Zahlungen noch länger in der Nische verharren. Als vorderhand verpasste Chance, Kundinnen und Kunden, private und geschäftliche, mit einem tollen Service zu überraschen.