Werden Prämienerhöhungen zum nicht versicherbaren Risiko für Unternehmen?

Mehrere Stapel mit Münzen, die brennen
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Nach einem Medienbericht will die Allianz Versicherung Hunderte Mittelständler als Kunden loswerden – über saftige Prämienerhöhungen.

Ein Versicherer ist für Unternehmen dann ein guter und verlässlicher Partner, wenn er gegen faire Prämien Risiken absichert. Die deutsche Allianz Versicherung scheint nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung aktuell eine ziemlich rabiate "Bestandessanierung" ihres Kundenstamms vorzunehmen. 

Um die 2'000 Verträge mit Mittelständlern mit einem Umsatz bis zu 500 Millionen Euro sollen bei der Allianz zur Disposition stehen. Vericherungsmakler berichten dem Blatt, dass der Versicherer Hunderte Unternehmen loswerden wolle, indem die Prämien für Sachversicherungen massiv erhöht werden. Die "Süddeutsche Zeitung" zitiert einen empörten Makler:

Wir haben für mehrere Hundert Kunden Erhöhungen, in Einzelfällen bis 400 Prozent

Bei diesen richtig steilen Erhöhungen sei klar, so der Makler, dass der Versicherer die Betriebe nicht mehr als Kunden haben will.

Offenbar stehen insbesondere bestimme Branchen im Fokus der Strategie, so zum Beispiel die holzverarbeitende Industrie, Kunststoffwerke oder auch Entsorgungsbetriebe. Unternehmen, die als besonders feuergefährdet gelten, scheinen nicht mehr ins Konzept der Allianz zu passen. Beim indirekten Rauswurf spiele es keine Rolle, so der Bericht, wie lange eine Firma bereits Kunde sei oder ob die betroffenen Unternehmen kürzlich Schäden hatten oder nicht.

Die "Süddeutsche Zeitung" benennt ein Unternehmen aus der Holzindustrie, ohne Schaden in den vergangenen Jahren, das statt bisher 15'000 jährlich künftig mehr als 40'000 Euro bezahlen soll.

Im Schnitt betrage die Prämienerhöhung "nur" etwa 20 Prozent, allerdings mit Ausreissern nach oben. Die Allianz verwahrt sich gegen den Vorwurf des Kunden-Rauswurfs und begründet die angepassten Prämien mit Verlusten im Sachgeschäft – durch eine Erhöhung der Preise bei Firmen mit hohem Schadenpotenzial soll der steigende Schadenbedarf gedeckt werden. 

Bestandessanierungen stehen auch auf der Agenda von anderen Versicherern. In der Wahrnehmung von Maklern und Industriekunden fällt die Allianz offenbar durch ein besonders rabiates Vorgehen auf.

Machen Versicherer Unternehmen sicher?

In der Regel schon. Keine Frage, dass sie dabei Risiken individuell nach Branchen berechnen und gegen entsprechende Prämien versichern. Ebenfalls keine Frage, dass Versicherungsgesellschaften nicht als Wohltätigkeits-Institutionen agieren, sondern Gewinne erwirtschaften und ihren Aktionären Dividenden auszahlen möchten. 

Alle Interessen unter einen Hut zu bringen, ist nicht sicher ganz einfach, in der Vergangenheit aber offensichtlich nicht so schlecht gelungen. Versicherer leben von und mit einem partnerschaftlichen Gedanken und damit auch von Vertrauen. Ein fragiles Gefüge, dem Sorge getragen werden sollte.

Zu rabiate Schritte in Richtung von weiterer Gewinnmaximierung hinterlassen möglicherweise Spuren, welche einzelnen Unternehmen, der gesamten Wirtschaft und schliesslich auch der gesamten Versicherungsbranche schaden. Es hat ja einige Zeit gedauert, bis sich Slogans wie "Gemeinsam stark" oder "Wir stehen an Ihrer Seite" mit Substanz und Inhalt gefüllt haben. Möglicherweise keine gute Entscheidung, diese Aussagen über Nacht von Bekenntnissen zu Behauptungen zu machen.