FinTech made in Switzerland

Die IFZ-Studie sieht Wolken am FinTech-Horizont aufziehen

Titelbild der Studie IFZ FinTech Study 2021
Bild: IFZ | Hochschule Luzern

Die aktuelle Studie des IFZ verschafft einen guten Überblick zu Swiss FinTech – wo und warum erste Wolken drohen, hier in einer Zusammenfassung.

Wer den FinTech-Markt Schweiz als Ganzes betrachten will, kommt in der "IFZ FinTech Study 2021" voll auf seine Kosten. Das Institut für Finanzdienstleistungen (IFZ) der Hochschule Luzern hat eher tief geschürft und seine Erkenntnisse auf 200 Seiten zusammengefasst.

Der FinTech-Markt Schweiz

Ein einstiger Nischenmarkt hat sich in wenigen Jahren zu einer relevanten Branche entwickelt, welche für die Finanzindustrie innovative Lösungen entwickelt.

2020 ist der FinTech-Markt erneut gewachsen, allerdings langsamer als in früheren Jahren. Ende 2020 waren insgesamt 405 FinTech-Unternehmen in der Schweiz am Werk – das entspricht einem Anstieg von 23 Unternehmen (plus sechs Prozent) gegenüber dem Jahr 2019.

Die Mehrheit der Unternehmen bietet Lösungen im Bereich des Investment Managements und der Banken-Infrastruktur an. Ihre Geschäftsmodelle basieren dabei überwiegend auf Technologien aus den Bereichen der Prozessdigitalisierung, Automatisierung und Robotics.

Wirft man einen Blick auf die Belegschaft der Schweizer FinTech-Unternehmen, zeigt sich auch die Internationalisierung: Der Anteil der Mitarbeitenden, die nicht in der Schweiz, sondern im Ausland stationiert sind, steigt kontinuierlich an. Ende 2020 machte diese Gruppe bereits mehr als einen Drittel aller Beschäftigten von Schweizer FinTech-Unternehmen aus.

Die guten Bedingungen in der Schweiz verschlechtern sich tendenziell

Die gute Nachricht vorweg: Das FinTech-Hub-Ranking zeigt, dass die Schweiz im internationalen Vergleich in Bezug auf die vorherrschenden Rahmenbedingungen für FinTech-Unternehmen weiterhin gut dasteht.

Die Warnflagge: Die Bedingungen haben sich in den letzten Jahren im Vergleich zu den anderen führenden FinTech-Ökosystemen tendenziell verschlechtert. Dies trifft insbesondere auf soziale und wirtschaftliche Umweltfaktoren zu.

Dies hat dazu geführt, dass Genf, im letzten Jahr noch auf Position 3 des Rankings, seinen Platz an Stockholm verloren hat. Im Gegensatz dazu konnte Zürich, mit 149 Unternehmen der grösste FinTech Hub in der Schweiz, seinen zweiten Platz hinter Singapur halten. Eine weiterführende Analyse zeigt, dass die Qualität des Umfeldes einen klar positiven Zusammenhang mit der Grösse eines FinTech-Sektors aufweist.

Empfehlung der Studienautoren: Diesen Rahmenbedingungen Sorge zu tragen ist nicht nur für die FinTech-Branche, sondern auch für die Schweizer Finanzindustrie insgesamt von Bedeutung.

Welche Umsatzmodelle haben Schweizer FinTechs in der realen Welt?

Ein grosser Teil der Volumina, sei es im Zahlungsverkehr, bei Krediten oder Investitionen, wird immer noch von traditionellen Finanzinstituten und einzelnen etablierten FinTech-Unternehmen abgewickelt. Ein Blick auf die Zahlen zeigt zudem, dass Schweizer Banken im Laufe der Zeit effizienter geworden sind und sich der Effekt der Digitalisierung langsam materialisiert.

Dies ist unter anderem auf FinTech-Lösungen zurückzuführen, welche gemäss den Erkenntnissen der Studie mehrheitlich auf das Business-to-Business-Geschäft abzielen, was auch innovative Lösungen für etablierte Banken einschliesst. Die von FinTech-Unternehmen angebotenen Lösungen werden dabei verstärkt über Lizenzgebühren und Software-as-a-Service-Umsatzmodelle monetarisiert, während das Kommissiongeschäft, einer der wesentlichen Einkommensquellen bei traditionellen Finanzinstituten, kontinuierlich an Relevanz verliert.

Generell konnten traditionelle Finanzinstitute die verwalteten Volumina steigern, während sie ihre Kosten stabil hielten. Diese Entwicklung spiegelt sich jedoch nicht auf der Ertragsseite wider. Das deutet darauf hin, dass die gewonnenen Effizienzgewinne direkt an die Kundinnen und Kunden weitergegeben werden.

Nicht viel los mit Open Banking

Angetrieben durch den Druck auf Geschäftsmodelle, durch technologische Fortschritte, veränderte Kundenbedürfnisse und regulatorische Anforderungen gilt Open Banking, bei dem Banken und Drittanbieter gewisse Daten beziehungsweise Dienstleistungen miteinander austauschen, als bedeutender Trend in der Finanzbranche.

Eine in der Studie präsentierte Umfrage unter IT-Verantwortlichen bei Schweizer Banken zeigt jedoch, dass der Druck zur Öffnung von Bankschnittstellen wie auch der Bedarf an entsprechenden Lösungen, insbesondere im Business-to-Consumer-Bereich, relativ gering ist.

Weitere Hinderungsgründe für die Implementierung von Open-Banking-Lösungen sind die hohen Kosten und Aufwände sowie Bedenken in Bezug auf die IT-Sicherheit und auch die fehlende Standardisierung. Letzteres ist, zumindest teilweise, darauf zurückzuführen, dass Open Banking in der Schweiz vom Markt getrieben und nicht wie in der Europäischen Union über verbindliche Richtlinien (PSD2) verordnet ist.

Daher haben sich verschiedene Plattformen herausgebildet, die den sicheren und standardisierten Austausch von Daten und Dienstleistungen ermöglichen. Diese Plattformen werden zunehmend von den Banken genutzt, insbesondere im Firmenkundengeschäft. Die Banken sehen dabei den grössten Vorteil von Open Banking in der vereinfachten Kollaboration mit Drittparteien. Jedoch können sie sich eine solche nicht mit allen Typen von Drittanbietern vorstellen.

Die Studie zum Runterladen

Die "IFZ FinTech Study 2021" geht in Analyse und Erkenntnissen sehr viel tiefer, sie untersucht auf 200 Seiten sämtliche relevanten Bereiche im Zusammenhang mit dem FinTech-Markt Schweiz. Mit dazu gehören Aspekte von Investoren und Finanzierung sowie die vergleichende Betrachtung der Schweizer FinTech-Szene im internationalen Kontext.

Den lesenswerten Überblick zur FinTech-Branche gibt's als PDF in englischer Sprache, das über den Link gleich unten kostenlos runtergeladen werden kann.