ICO

Venezuela lanciert die eigene Kryptowährung

Ölförderung Venezuela
Bild: Bet Noire | Getty Images

Wenn Staaten über eine eigene Kryptowährung nachdenken, ist das grundsätzlich interessant. Startet Venezuela ein ICO, um die Kryptowährung Petro (PTR) unter die Investoren zu bringen, tun sich allerdings einige Fragezeichen auf.

Was schon längere Zeit im Gespräch und in Planung war, scheint Realität zu werden: Venzuela lanciert den Petro (PTR), die eigene Kryptowährung, und startet ein ICO (Initial Coin Offering), um die Petros bei Investoren zu platzieren.

Die Motive leuchten ein: Venezuela ist wirtschaftlich am Boden, selbstverschuldet durch eine Regierung, welche eine funktionierende Wirtschaft faktisch abgeschafft hat. Die Inflation erreicht schwindelerregende Höhen, Korruption gehört zum Alltag, Venezuela kann seine Schulden nicht bedienen, das Land versinkt in Armut, sitzt jedoch gleichzeitig auf einem gewaltigen Reichtum an Bodenschätzen und Erdöl.

Der Petro soll's richten

Eine Kryptowährung lebt, so wie auch eine Fiat-Währung, vom Vertrauen in die Herausgeber. In diesem Punkt hat Venezuelas Regierung keine guten Karten, weil sie bereits vor der Schaffung des Petro bewiesen hat, was man Land, Bevölkerung, Wirtschaft, Geld- und Zahlungssystemen antun kann.

Der Plan, die Kryptowährung an die gewaltigen Erdöl-Reserven anzubinden, soll den Petro mit dieser Deckung als eher stabile Kryptowährung positionieren, welche durch einen realen Wert abgesichert ist. Diese Kupplung leuchtet als Konzept ein, eine mögliche währungsbezogene Stabilität des Petro wird jedoch vom Start weg durch eine "politische" Volatilität relativiert. Liegt die Verantwortung für Stabilität und Umgang mit der neuen Kryptowährung bei denselben Gruppen, welche auch für das bisherige Wirtschafts- und Währungsdesaster stehen, besteht nicht allzu viel Hoffnung auf Erfolg.

Zudem sind die Spielregeln im Whitepaper zum Projekt von Kryptowährung und ICO teilweise sehr intransparent ausgelegt und lassen Staat und Regierung zahlreiche Möglichkeiten, die Regeln im laufenden Spiel nach Belieben zu ändern. Auch das schafft kein (notwendiges) Vertrauen und dürfte seriöse Investoren abschrecken.

Staatliche Kryptowährungen

Grundsätzlich eine interessante Idee für Staaten, über Kryptowährungen eine kontrollierte Parallwährung zu schaffen, welche als digitale Variante der Fiat-Währung funktioniert. Damit könnten zum Beispiel Smart Contracts komplett über die Blockchain abgewickelt werden, ohne bei der Zahlungsabwicklung den "Umweg" über Fiatgeld oder Banken machen zu müssen. So wie Estland über den Estcoin nachdenkt, so befassen sich auch Schweden, Russland Grossbritannien und andere Länder mit Plänen einer staatlichen Kryptowährung. Auch in der Schweiz kommt die Diskussion zum Thema verstärkt in Gang.

Die Projekt der Kryptowährung für Venezuela folgt jedoch anderen Zielen. Ob sich eine marode Wirtschaft durch ein ICO sanieren lässt, bei dem unklar bleibt, wohin die neuen Gelder fliessen, wird sich zeigen. Unabhängig vom kleinen, grossen oder ausbleibenden Erfolg des ICOs stellt sich die Frage, wie sich dieses Vorhaben längerfristig auf Ruf und Ansehen von ICOs und Kryptowährungen generell auswirken kann. Eine Frage, die erst später durch Investoren beantwortet wird, welche besser oder schlechter mit Spielregeln leben können, die sich möglicherweise immer wieder ändern.

Details zum Projekt

Zum Start werden durch Venezuela 100 Millionen Petro ausgegeben, die einem Gegenwert von rund 6 Milliarden US-Dollar ensprechen sollen. Die Presale-Phase startet am 20. Februar 2018 und dauert bis 19. März 2018, im Anschluss folgt ab 20. März 2018 dann das offizielle ICO.

Das Whitepaper zum Runterladen enthält Ausführungen, Details, Konditionen und Termine zum Projekt.