Internationale Geldtransfers

Zwei Freunde erobern mit ihrem FinTech Transferwise die Welt

Kristo Käärmann und Taavet Hinrikus von Tranferwise
Die Gründer von Transferwise: Kristo Käärmann und Taavet Hinrikus (Bild: Tranferwise)

Das FinTech wächst in atemberaubenden Tempo, ist mit seinen Services in über 170 Ländern präsent und: Transferwise arbeitet profitabel.

Den Begriff "Eroberung" darf man im Zusammenhang mit Transferwise wörtlich nehmen – nur gerade "Expansion" würde der Dynamik und dem explosiven Wachstum des FinTechs nicht gerecht.

Dieses explosive Wachstum hängt mit der Kernidee und dem Geschäftsmodell von Transferwise zusammen – beides ist vor acht Jahren aus persönlichem Leidensdruck der Gründer entstanden. Und beides kommt bei Kunden extrem gut an. Das FinTech verspricht, internationale Geldtransfers sehr viel schneller und vor allem bis zu acht Mal günstiger auszuführen als traditionelle Banken. Dass dieses Versprechen eingehalten wird, belegen die sprunghaft ansteigenden Nutzerzahlen.

Diesen Service nennt das Unicorn "Geld ohne Grenzen". Transferwise arbeitet dabei völlig transparent und zeigt bei jeder Überweisung den Wechselkurs, Ankunft des Geldes und Sparpotenzial sowie berechnete Gebühren klar an. Dass die Sparpotenziale tatsächlich zwischen beträchtlich und gewaltig liegen, kann auch über neutrale Vergleichsportale mit Gebührenrechner wie Monito überprüft werden.

Transferwise schreibt schwarze Zahlen

Das abgelaufende Geschäftsjahr (Ende März 2019) ist bereits das dritte Jahr, in dem Transferwise profitabel arbeitet. Den Gewinn nach Steuern hat das britische FinTech um 66 Prozent auf 10,3 Millionen Pfund gesteigert, der Umsatz hat sich um 53 Prozent erhöht und liegt bei 179 Millionen Pfund.

Transferwise operiert nicht nur seinen Kunden gegenüber transparent, auch der publizierte Geschäftsbericht 2019 liefert allen Interessierten Zahlen, Fakten und Hintergrund zum Unicorn.

CEO und Mitgründer Kristo Käärmann begleitet die Zahlen mit der Bemerkung, dass FinTech-Unternehmen inzwischen mehr als deutlich bewiesen hätten, dass Verbrauchern ein erstklassiges Kundenerlebnis zu einem niedrigen Preis geboten werden kann. Die Krux für FinTechs generell erkennt er jedoch darin, ein solides Unternehmen aufzubauen, dem Kunden langfristig vertrauen. Über diese Krux positioniert Käärmann sein eigenes Unternehmen und sagt:

Unsere Geschäftszahlen belegen, dass das Transferwise-Team diese Formel geknackt hat. Unsere goldene Kennziffer ist das Geld, welches unsere Kunden jedes Jahr durch unser kostengünstiges, transparentes Modell sparen. Heute sind das jährlich eine Milliarde Pfund.

Der anhaltende Erfolg scheint ihm Recht zu geben. Auch Transferwise gehört zu den Challenger-Unternehmen, die nichts bis sehr wenig in klassische Marketingmassnahmen investieren, zufriedene Kunden übernehmen diesen Job und generieren laufend neue Nutzer – in eindrücklichen Dimensionen.

Das Unicorn will mehr

Kristo Käärmann freut sich über den grossen Schritt nach vorne, sieht jedoch die Mission von Transferwise noch im Stadium des "frühen Morgens", das FinTech will mehr. Käärmann rechnet vor, dass "heute 99 Prozent der Welt ihr Geld noch immer über teure, intransparente Anbietern bewegen", und er meint, "für die 1 Milliarde Pfund, die wir jährlich für unsere Kunden einsparen, werden Hunderte weitere Milliarden in versteckten Gebühren verschwendet"

Diese aufgemachte Rechnung verbindet Käärmann mit der klaren Absicht, den Anteil der "99 Prozent" drastisch zu verringern. Eine klare Kampfansage an traditionelle Banken.

Nach einer aktuellen Studie von Accenture soll der Markt der weltweiten Zahlungsabwicklung bis 2025 jährlich um 5,5 Prozent wachsen und das Level von zwei Billionen US-Dollar erreichen. Punkten FinTechs wie Transferwise und andere weiterhin mit Tempo und sehr viel tieferen Gebühren, stehen für Banken bis zu 280 Milliarden US-Dollar auf dem Spiel, die an Einnahmen wegbrechen könnten.

Transferwise heute

Das FinTech hat die Zahl seiner Kunden innerhalb eines Jahres verdoppelt, aktuell unterhalten sechs Millionen Kunden weltweit ein Konto bei Transferwise und versenden pro Monat vier Milliarden Pfund.

Das Multi-Währungs-Konto (“Borderless Account”) ist heute in mehr als 170 Ländern verfügbar. Die dazugehörige Debitkarte von Mastercard ist seit 2018 in Europa erhältlich. Inhaber können ihr Geld in 49 Währungen umtauschen und in der jeweiligen lokalen Währung mit der Karte bezahlen oder am Automaten abheben. Zudem erhalten Nutzer fünf individuelle Kontoverbindungen für den Empfang von Zahlungen. Transferwise verwaltet auf den Multi-Währungs-Konten aktuell mehr als eine Milliarde Pfund.

Geschäftskunden als Umsatzgeneratoren
Ursprünglich als Service für Privatkunden gestartet, gewinnt die starke Schiene mit Firmenkunden zunehmend an Schwung. Transferwise verzeichnet nach eigenen Angaben pro Monat einen Zuwachs von 10'000 neuen Geschäftskunden. Auch grössere Konzerne und Banken nutzen die Technologie-Infrastruktur für ihre eigenen Services über die API-Schnittstelle. Der starke Anstieg der Firmenkunden wird erheblich zum Umsatz-Wachstum des Unternehmens beitragen, weil ein durchschnittlicher Geschäftskunde ein Vielfaches des Umsatzes eines Privatkunden bringt.

Banken und Neo-Banken als Multiplikatoren
Das Geschäft mit Banken läuft ebenfalls und soll in den nächsten Monaten weiter ausgebaut werden. Momentan sind die französische Bankengruppe BPCE sowie die Challenger-Banken Monzo, Bunq und N26 mit an Bord, welche ihren Kunden die Transferwise-Technologie in ihren eigenen Produkten anbieten. Die wachsende Zahl dieser Multiplikatoren dürfte die Revolution der kostengünstigen Geldtransfers in alle Welt zusätzlich befeuern.

Transferwise in Zukunft

In den USA, Australien und Neuseeland hat Transferwise seine Angebote erst kürzlich lanciert, auf der Expansions-Landkarte des FinTechs stehen in nächsten Schritten die Destinationen Singapur, Japan und Argentinien.

Transferwise hat sich innerhalb von nur acht Jahren von einer smarten Idee zu einem Unicorn mit schnellem Wachstum entwickelt. Das Unternehmen wird aktuell mit 3,5 Milliarden US-Dollar bewertet, beschäftigt mehr als 1'700 Mitarbeiter an zwölf Standorten und plant in den kommenden zwölf Monaten weitere 750 Stellen zu schaffen und zu besetzen.

Die Weichen für die Zukunft scheinen gut gestellt zu sein. Das Unternehmen arbeitet seit drei Jahren profitabel und verfügt mit einer Gesamtsumme an eingesammelten Kapital von 689 Millionen US-Dollar über genügend Mittel, die Expansion weiter voranzutreiben.