SWIFT Business Forum Switzerland 2017

Bild: Cristina Rigo (SWIFT) im Gespräch mit Alain Raes (SWIFT) und Ulrich Stritzke (Credit Suisse)

Updates für Kunden in der Schweiz und Liechtenstein – mit Trends, Fakten und Entwicklungen zu den relevanten Themen, welche die Finanzindustrie beschäftigen.

Das SWIFT Business Forum 2017 im Papiersaal der früheren Silhpapierfabrik in Zürich. Am 7. März 2017 über 200 interessierte Gäste im Sihlcity. Die Location mit zwei Stockwerken ist ein perfekter Rahmen mit genügend Raum für Konferenzen, Diskussionen, Präsentationen und Networking. Auf Einladung von SWIFT war die Informationsplattform ISO-20022.CH mit dabei, Oscar Neira hat für Sie mitgeschrieben.

Welches sind die Bedürfnisse der SWIFT Community?

Die rhetorisch gestellte Frage beantwortet Cristina Rigo, Head of SWIFT Switzerland, gleich in ihrem Eröffnungsreferat.

Regulierungen, Cyberbedrohungen, Cybersecurity, disruptive Kräfte, neue Technologien, Veränderungen im Kundenverhalten und deshalb neue Anforderungen – das und mehr sind Entwicklungen, welche die Finanzindustrie beschäftigen und fordern. Neue Lösungen helfen mit, die Position von Banken und Finanzdienstleistern als aktive Teilnehmer in laufenden Veränderungsprozessen zu stärken.

Ulrich Stritzke, Managing Director bei Credit Suisse meint dazu, dass eine Antwort auch im spürbaren Trend zu Partnerschaften liegt. Nicht nur Kooperationen mit FinTechs, auch Banken selbst kooperieren verstärkt miteinander. Zum Beispiel mit einer gemeinsamen Initiative im Trade Finance.

Sehr wichtig in diesem Zusammenhang ist das Teilen der Erfahrungen im Bereich Cybercrime. Es macht überhaupt keinen Sinn, dass jede Institution für sich selber Erfahrungen mit den neusten Tricks von Cyberkriminellen macht. Von Erkenntnissen können alle profitieren, wenn gemachte Erfahrungen in einer technischen Community geteilt und diskutiert werden können.

Customer Security Programme (CSP)

Dieses Programm läuft noch bis Ende 2017. Bis zu diesem Zeitpunkt müssen sich alle SWIFT Teilnehmer zwingend attestiert haben.

Christian Kothe, Head of Central and Eastern Europe bei SWIFT, erklärt die Kernpunkte und Inhalte von CSP. Und er führt aus, weshalb dieses Programm so wichtig ist – nicht nur für SWIFT, sondern vor allem für deren Teilnehmer. In Zentrum steht die Überlegung: "Gut, ich weiss, dass meine Institution sicher ist. Ist es aber auch meine Gegenpartei?".

Kothe ist sich des Efforts aller Beteiligten bewusst, neben allen laufenden Projekten nun auch noch CSP durchzuführen. Er verweist jedoch darauf, dass erfahrungsgemäss die Herausforderung für Schweizer Institutionen im Rahmen bleiben würde, da diese ohnehin schon sehr hohe Standards an die Sicherheit stellen und auch erfüllen.

Details zum Thema: Customer Security Programme (CSP)

Financial Crime and Compliance

Eine interessante Runde über einen zentralen Teil der Compliance: Sanktionen und Sanktionslisten. Daniel Fernández, Global Sanctions Programs Officer bei Credit Suisse, erklärt die Grundzüge der Problematik. Sanktionen treten sofort in Kraft, sobald sie ausgesprochen sind, die Bank hat also keine Übergangsfrist. Dies gehört mit zu den grossen Herausforderung, dass überall auf der Welt bei Credit Suisse diese Sanktionslisten sofort umgesetzt sind.

Diese Filter sollen möglichst engmaschig ausgelegt sein und funktionieren. Dadurch entstehen jedoch auch sehr viele sogenannte “false positives”, also “positive”, die im Netz hängen bleiben, nach aktueller Betrachtung jedoch korrekt und keinen Sanktionen unterstellt sind.

Hier wünscht sich das Panel eine verstärkte und bessere Zusammenarbeit in der Community. In etwa so, meint Ian Horobin, Head of Compliance Innovation & Services bei SWIFT, wie bei Fluglinien, welche auch "No-Fly"-Listen führen. Airlines haben einen Weg gefunden, wie sie sich untereinander besser austauschen und voraussichtliche “positive” bereits vorgängig freigeben.

In diesem Zusammenhang gewinnt auch das Thema ISO 20022 an Bedeutung. Denn nun werden auch alle Zahlungen, die über Einzahlungsscheine erfolgen, durch diese Filter kanalisiert. Dies führt zu einer massiven Erhöhung des Volumens.

FinTech in Switzerland

Ein mitreissendes Referat kommt von Andreas Iten, Managing Director SIX, CIO Financial Information & Corporate Functions. Als Co-Founder und Board Member von F10 präsentiert Iten den ehemaligen SIX Incubator, der sich nun auch für weitere Teilnehmer geöffnet hat.

Andreas Iten erklärt im Detail das Konzept von F10 und schlägt einen Bogen dazu, was notwendig ist und bei SIX gelebt wird, um Innovation zu fördern und Innovation entstehen zu lassen. Mit dazu gehören zahlreiche Massnahmen und Initiativen – eine davon ist der jährliche SIX Hackathon, der gerade aktuell in Zürich durchgeführt wird.

Financial Crime Compliance – Roadmap and Product Portfolio

Thomas Preston, Sanctions & AML Solutions Manager bei SWIFT, vermittelt eine gute Übersicht über die Lösungen von SWIFT, um die Compliance und die gesetzlichen Anforderungen im Umfeld der Finanzkriminalität erfüllen zu können.

Sanktionslisten, Verhinderung von Terrorfinanzierung, Verhinderung von Geldwäscherei – um dies erfolgreich umzusetzen, müssen Finanzinstitute ihre Kunden immer besser und genauer kennen. Know Your Customer (KYC) und damit die Identifikation des Kunden braucht immer mehr Zeit, da sie immer tiefer gehen muss. Aber vor allem ist KYC nicht mit der Kontoeröffnung abgeschlossen, es ist vielmehr ein ständiger Prozess. SWIFT wird noch bessere KYC Lösungen auch für Corporates bringen.

Global Payments Innovation Initiative (GPI)

GPI ist eine der grossen Innovationen von SWIFT in der letzten Zeit. Stanley Wachs, Head of Bank and Corporate engagement, SWIFT gpi, bringt es mit diesen Worten auf den Punkt:

«Wir haben innerhalb eines Jahres drei neue Produkte in den Markt gestellt, schneller als jedes FinTech.»

Diese drei neuen Produkte betreffen den internationalen Zahlungsverkehr und umfassen: “Tracker”, “Directory” und “Observer”.

Bei den teilnehmenden Banken werden die Empfänger des Cross Border Payments jeweils am selben Tag das Geld bekommen (sofern es die Zeitverschiebung zulässt) und werden vorher wissen, was die Zahlung kostet. Es entsteht zum ersten Mal eine End-to-End-Sicht auf die Zahlung, die man tracken und damit auch direkt verfolgen kann.

Martin Schlageter, Head of Treasury Operations bei Roche, ist hocherfreut über diese Verbesserung und erklärt den Nutzen mit folgendem Beispiel: «Es ist teilweise sehr zeitkritisch, wenn man eine grössere Ladung eines Produktes an einem Hafen stehen hat und die Lieferanten warten auf das Geld, bis sie mit dem Schiff losfahren.»

Paula Roels, Head of Market Infrastructure & Industry Initiatives, Institutional Cash Management bei der Deutschen Bank und Natalia Blatter, Product and Market Development, Corporate and Institutional Clients bei UBS, fordern alle Banken auf, auch an der Initiative GPI teilzunehmen. Es bringt für alle Teilnehmer eine markante Erhöhung an Effizienz und vor allem eine massive Verbesserung der Dienstleistung an die Kunden.

Details zu GPI: SWIFT Global Payments Innovation

SWIFT and Blockchain – Threat or Opportunity?

Natürlich lotet auch SWIFT intensiv die Möglichkeiten aus, welche die Blockchain bieten kann. Konkret ist eine Lösung in Arbeit, welche die Kontostände mit Einsatz der Distributed Ledger Technologie (DLT, ein verteiltes Kontobuch) auch tagsüber automatisch ausgleicht. Das Projekt steht kurz vor dem Proof of Concept (PoC) und könne einen grossen Beitrag für die Community, aber auch für die ganze Branche bringen, meint Damien Vanderveken, Head of R&D, Labs and UX bei SWIFT.

Update vom Staatssekretariat für Internationale Finanzfragen SIF

Dr. Michael Manz, Deputy Head of Multilateral Affairs Divison bei SIF, hat eine grosse Herausforderung zu bewältigen: Wie fesselt man als letzter Referent vor dem Apéro das Publikum? Ziellandung, er hat das geschafft.

Manz macht klar, dass internationale Initiativen immer mehr und vor allem stärker auf die einzelnen Länder Druck machen, um eine Harmonisierung in der Gesetzgebung und vor allem Besteuerung hinzukriegen.

Das Financial Stability Board (FSB) beschäftigt sich mit dem Korrespondenzbanken-Geschäft, wie Manz ausführt. Und auch die Legal Entity Identifier (LEI) oder Derivate, welche OTC (ausserhalb von der Börse) gehandelt werden, gehören zu den Aufgaben des FSB. Das Board beschäftigt sich zudem mit Risiken und Themen, welche im Umfeld der Bereiche FinTech, klimatische Risiken, Schattenbanken und Bankresolutionen eine Rolle spielen. Aus Sicht des Schreibers der interessanteste Punkt ist: das FSB untersucht auch die Effekte der Reformen. Damit schliesst sich der Kreis.

Cristina Rigo, Head of SWIFT Switzerland, setzt den freundlichen Schlusspunkt zum offiziellen Teil und öffnet das Forum für alle Gäste, um sich beim Apéro auszutauschen und Gehörtes in persönlichen Gesprächen zu vertiefen.
 

Stichworte im Lexikon zum Thema: SWIFT | Global Payments Innovation | KYC