PSD2: Massiver Protest von FinTechs gegen die RTS

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68 europäische FinTechs haben ein PSD2-Manifest an die Europäische Kommission adressiert. Ziel: Nachbesserung von zentralen Punkten in der RTS, insbesondere zum Direct Access.

Der finale Entwurf der RTS (Regulatory Technical Standards), ausgearbeitet und im Februar 2017 präsentiert von der EBA (European Banking Authority), stösst nicht überall auf einhellige Zustimmung. Aktuell haben 68 europäische FinTechs ihre Bedenken formuliert und als gemeinsam unterzeichnetes Manifest der Europäischen Kommission vorgelegt. Zu den Mitunterzeichnern gehören Figo, Klarna, PPRO, Sofort, Trust Pay, Web Financial Group und 62 weitere FinTechs aus ganz Europa.

Das PSD2-Manifest

Die Unterzeichner des Manifests machen sich Sorgen um die Zukunft der europäischen FinTech-Branche. In der aktuellen Version der RTS sehen sie Widersprüche zu den Zielen und Absichten sowie zum Auftrag der PSD2. Die Initianten befürchten negative Auswirkungen auf die Geschäftsmodelle zahlreicher im FinTech-Umfeld agierenden Unternehmen. Nach ihrer Ansicht macht die RTS das rückgängig, was FinTech-Unternehmen in den vergangenen Jahren erreicht haben.

Negative Effekte sehen die 68 FinTech-Unternehmen vor allem in den Standards, welche die Kommunikation zwischen FinTechs und Banken betreffen. Sie halten fest, dass dies im krassen Gegensatz zu dem stünde, wofür die PSD2 ursprünglich vorgesehen war. Insbesondere, weil die vorgesehenen Standards einen nachteiligen Einfluss auf den Wettbewerb hätten, die Kontrolle der Verbraucher über ihre persönlichen Finanzdaten gefährden würden und deshalb negative Auswirkungen auf die zukünftige Innovation in Europa hätten.

Im Zentrum des Manifestos steht die Technologie des Direct Access über Screen Scraping, welche im finalen Entwurf der EBA nicht vorgesehen ist. Oder präziser: von Banken nicht gewährt werden muss, wenn eine andere (indirekte) Möglichkeit geschaffen wird (API).

Ralf Ohlhausen, Business Development Director PPRO Group zum Thema:

«Wir, die Unterzeichner des Manifestes, glauben, dass die regulatorischen technischen Standards der EBA den in der PSD2 festgelegten Prinzipien widersprechen. Sie verzerren sie vielmehr, indem sie bewährte, sichere Technologien wie den Direct Access über die existierende – und sorgfältig gepflegte – kundenseitige Online-Banking-Oberfläche der Bank verbieten. Daher fordern wir die politischen Entscheidungsträger dringend dazu auf, die RTS dem PSD2-Text so anzupassen, dass bestimmte Technologien, wie Direct Access, nicht mehr ausgeschlossen werden, sondern Technologieneutralität und Verbraucherauswahl im Zahlungswesen bewahrt werden.»

Die Stolpersteine

Unter anderen reklamieren die Initianten vor allem die folgenden Punkte:

1. Direct Access mit Screen Scraping
Direct Access als sichere Technologie, welche seit 15 Jahren mit mehreren hundert Millionen Transaktionen von europäischen FinTechs und von Banken genutzt wird, soll innerhalb der PSD2 erlaubt werden.

2. Technologieneutralität, Wettbewerb und gleich grosse Spielfelder für alle
Das aktuelle Verbot von Direct Access läuft den Zielen der PSD2 zuwider, weil Innovationen verhindert werden bzw. die volle Kontrolle über zukünftige Innovationen bei den Banken liegt.

3. Unterschiede zwischen PSD2 und GDPR
Zwischen PSD2 und GDPR (General Data Protect Regulation) bestehen Widersprüche, die aufgelöst werden müssen.

Diese und weitere Punkte sind im Manifesto ausführlich formuliert, erklärt und mit konkreten Forderungen und Empfehlungen der Europäischen Kommission zur Prüfung vorgelegt worden.

Manifesto: Das Manifest von 68 europäischen FinTechs

Die Koalititon der europäischen FinTechs: Future of the European FinTech

Stichworte zum Thema im Lexikon: PSD2 | Open Banking | XS2A | AIS | PIS | Screen Scraping