Banken und FinTechs: Gedanken zu Kooperationen, unterschiedlichen Kulturen und Geschwindigkeiten

Bild: A Lot of People | Getty Images

Erstaunliches Resultat im aktuellen Global FinTech Report 2017 von PwC: "Neun von zehn Finanzdienstleistern weltweit haben sich mittlerweile darauf eingestellt, Marktanteile an FinTechs zu verlieren."

Die Startups und FinTechs werden jedoch nicht bekämpft, etablierte Finanzdienstleister setzen auf Kooperation und Kollaboration. Der Global FinTech Report 2017 von PwC zeigt: 45 Prozent der Befragten unterhalten bereits Partnerschaften mit FinTechs und 82 Prozent planen, in den kommenden Jahren Kooperationen auszubauen. Ein Trend also, der nach der Studie in den nächsten Jahren an Bedeutung noch wesentlich gewinnen dürfte. Sind in den vergangenen vier Jahren weltweit rund 40 Milliarden US-Dollar in Finanz-Startups geflossen, wird in Zukunft voraussichtlich wesentlich mehr Geld in FinTechs und in Kooperation investiert.

Deshalb einige grundsätzliche Gedanken, ausserhalb der Studie, zur Kooperation und Kollaboration von Banken und FinTechs.

Die Synchronisierung von Kulturen und von Geschwindigkeiten

Der strategische Wandel bei zahlreichen Finanzdienstleistern sticht ins Auge: Disruption wird weder negiert noch bekämpft, vielmehr von innen heraus forciert und inzwischen sogar bei mehr als der Hälfte der Befragten ins Zentrum der eigenen Geschäftsmodelle gestellt.

Diese Einsicht lässt sich auch so ausdeutschen: Banken und FinTechs stehen erstmal auf völlig unterschiedlichen Positionen. Das kann ein Vorteil sein, zeigt jedoch auch Defizite auf beiden Seiten. Konkret: Banken haben etwas, was Startups brauchen und FinTechs können Dinge bieten, welche Banken nicht ohne weiteres von sich aus schaffen. Im Kern eine hervorragende Ausgangslage, die offensichtlich auch erkannt wird – alles da, im Moment nur unterschiedlich verteilt.

Im Zentrum von Kooperationen stehen jedoch zwei Punkte, die jeweils sehr sorgfältig betrachtet, verstanden, respektiert und ein Stück weit "gegenseitig harmonisiert" werden müssen, um erfolgreich operieren zu können: unterschiedliche Kulturen und ebenso unterschiedliche Geschwindigkeiten.

Supertanker versus Schnellboot

Das "versus" darf gestrichen werden, legen beide Bootstypen ihre Stärken zusammen, ohne ihre eigene Ausrichtung zu verleugnen, können agile und schlagkräftige Flotten entstehen.

Banken
Aufgrund von Historie, gewachsenen Strukturen, Grösse, Kultur, komplexer IT, Regulierung und anderen Faktoren agieren Banken oftmals eher träge. Ein Supertanker kann nicht schnell manöverieren, auch wenn er das wollte, hat jedoch Ressourcen mit an Bord, die Marktvorteile verschaffen: Kunden, Beziehungen, Vertrauen, Marktzugang, finanzielle Ressourcen.

FinTechs
Innovationskraft, Agilität, Gespür für die Kundenbedürfnisse der Zukunft, nicht vorhandene Denkverbote und tief gelegte Denkblockaden, Schnelligkeit und weitere Faktoren bilden das andere Gewicht in der Waagschale, das Vorteile bringt. Möglicherweise fehlende oder schwach vorhandene andere Ressourcen können durch Partnerbanken ausgeglichen werden.

Gelingt es, diese Geschwindigkeits- und Temperamentsunterschiede als Vorteile zu sehen und zu nutzen, dann kann Grosses entstehen.

Kulturelle Unterschiede auf Augenhöhe ausgleichen

Etablierte Banken denken und funktionieren anders als Startups und FinTechs. Das liegt in der Natur und Ausrichtung der Unternehmen. Was im Gesamtspektrum als Vorteil betrachtet werden sollte, kann auch zur unüberwindlichen Hürde werden. Sind Kooperationen und Kollaboration nicht auf Augenhöhe angelegt, will der Grosse den Kleinen dominieren oder will der Schnelle dem Bedächtigen vorschreiben, was Sache ist, wird die Kooperation kaum erfolgreich funktionieren. Mögliche Früchte werden noch vor der Blütezeit durch unfruchtbare Abgrenzungsdiskussionen und ideelle Sololäufe aufgerieben und verhindert.

Auch hier: Gelingt es, die beiden unterschiedlichen Kulturen einander näherzubringen ohne die Kultur des anderen zu negieren oder zu demontieren, dann werden Dinge möglich, die alleine nicht schaffbar sind.

Im Zusammenhang mit kulturellen und anderen Notwendigkeiten ebenfalls interessant, unser Artikel "Butter bei die Fische", der die lesenswerten Gedanken der Autoren Christina Kehl, Stefan Eiselin und Urs Haeusler zum Thema zusammenfasst.

Global FinTech Report 2017

Unsere vorangestellten Überlegungen haben nicht direkt mit der Studie von PwC zu tun, sie sind allerdings durch die aktuellen Resultate inspiriert worden, welche einen deutlichen Wandel in Haltung und Denkmustern zeigen. Vor zwei, drei Jahren war die generelle Haltung noch eine andere.

Deshalb ist die Studie selbst interessant. Sie steht unter der These "FinTech ist der neue Mainstream" und belegt, wie der wachsende Einfluss der Startups die Finanzindustrie verändert.

PwC selbst interpretiert die Studienergebnisse des FinTech Reports 2017 über vier kurze Artikel:

Report zum Runterladen

Und den Report in voller Länge mit überraschenden Resultaten gibt's als Download hier:

Global FinTech Report 2017: "Redrawing the lines: FinTech's growing influence on Financial Services"

Stichworte zum Thema im Lexikon: FinTech | RegTech | InsurTech | Digitale Transormation