Bargeldloses Bezahlen

Bäckerei Buchmann: Alles, nur kein Bargeld

Bäckerei Buchmann: Uetliberggipfel, 50g, CHF 1.60 & Brezel mit Salz, 95g, CHF 2.60

Mit ihrer zehnten Filiale in Zürich bricht die Bäckerei Buchmann nicht nur Brot, sondern auch gleich mit Bargeld.

Café und Beck Oberstrass ist für Buchmann der Standort Nummer zehn in der Stadt Zürich. Mit der Eröffnung der neuen Fililale im Universitätsquartier überraschen die Zürcher Traditionsbäcker mit einer zusätzlichen und radikalen Neuerung:

Wer sein Gipfeli, Sandwich, Müesli oder seinen Salat bar bezahlen möchte und mit Münz klimpert oder mit Noten raschelt, wird um den zweiten Griff ins Portemonnaie oder zum Handy gebeten. Im neuen Laden an der Universitätsstrasse geht alles, nur kein Bargeld.

Bargeldlos bezahlen – nicht als Option, sondern nur und ausschliesslich

Twint, Apple Pay und andere Mobile Payment-Verfahren sind akzeptiert, Kartenzahlungen ebenfalls, auch gegen Kryptowährungen gibt's das Bürli – einzig Münzen und Noten gehen nicht über die Ladentheke. Nach einem Bericht von Corsin Zander im Tages-Anzeiger müssen Kunden, welche wirklich nur Bargeld auf sich tragen, den Laden allerdings nicht hungrig verlassen. Daniel Wehrli, Geschäftsleiter Bäckerei Buchmann, zum unbürokratischen Notfall-Prozedere:
 

Im Notfall kann man den Betrag anschreiben lassen und ihn am nächsten Tag bezahlen


Die Vorteile des radikalen Schritts zum bargeldlosen Beck sieht Daniel Wehrli zum einen in hygienischen Aspekten, die Ausgabe von frischen Lebensmitteln und das Kassieren von Geld wollen nicht zusammenpassen. Zudem stehen auch Reduktion von Aufwand, Minimierung von Fehlerquoten bei Rückgeldherausgabe sowie Sicherheitsüberlegungen mit im Vordergrund.

Die Traditionsbäckerei sieht im bargeldlosen Bezahlen die Zukunft und macht mit der neuen Filiale im Universitätsquartier den ersten Pilotversuch, der ganz ohne Bargeld funktionieren soll. Je nach gemachten Erfahrungen, sind Ausweitungen auf weitere Filialen möglich.

Beck und Bistro im Zürcher Uni-Viertel

Interessanter Feldversuch, verbunden mit einer Neueröffnung im wahrscheinlich "richtigen" Quartier. Verschiedene Kundengruppen im Uni-Viertel dürften dem Komort von bargeldlosem Bezahlen positiv gegenüberstehen. Wer Kundenreaktionen mit einem persönlichen Blick bei einem Bürli begleiten möchte: Café und Beck Oberstrass öffnet heute, 14. Mai 2018, an der Universitätsstrasse 9 in Zürich. Der neue Beck in den Räumen einer früheren Apotheke ist nicht nur Laden mit Sandwiches, Salaten und Broten, sondern auch trendiges Bistro mit Kaffee und Drinks, das Montag bis Freitag bis 21 Uhr offen bleibt.

Vi hanterar ej kontanter

Falls Ihr Schwedisch in diesen Tagen nicht so gut ist: "Wir akzeptieren kein Bargeld", ist als Hinweis inzwischen an zahlreichen Lädentüren in Schweden zu finden. Was in der Schweiz nur vereinzelt anzutreffen ist und bei der Bäckerei Buchmann aktuell getestet wird, hat in Schweden bereits grossräumig Terrain erobert. Bezahlen mit dem Smartphone oder mit Karten gehört längst zum Alltag und der Löwenanteil der Zahlungen im schwedischen Einzelhandel wird bargeldlos abgewickelt.

Die Entwicklung zur bargeldlosen Gesellschaft wird in Schweden von Staat und Banken vorangetrieben, der bezahlenden Bevölkerung scheint das recht zu sein. Mobiles und bargeldloses Bezahlen ist in Skandinavien generell stark verbreitet, Schweden agiert in Bezug auf Massnahmen und Ziele hervorstechend konsequent.

Auch in der Schweiz nehmen bargeldlose Transaktionen laufend zu, dennoch können sich Schweizerinnen und Schweizer aktuell nicht vorstellen, ohne Bargeld zu leben. So wenig wie die Bevölkerung in Deutschland und in anderen europäischen Nationen. Der Komfort des bargeldlosen Bezahlen wird geschätzt, dennoch ist man sich hierzulande gewohnt, die Wahl zu haben. Und die möchte man auch behalten.

Tradition und Emotionen im Blick behalten

Beim Bargeld geht es nicht nur ums Bezahlen, Geld zum Anfassen ist auch ein emotionales Thema. Ein Thema, das auch mit Freiheit und Kontrolle assoziiert wird – beides Werte, welche man nicht abgeben möchte, weder an Staat noch an Banken.

Diese Diskussionen wurden und werden weiterhin geführt, auf dem Boden von Technologien und Entwicklungen, welche Bargeld "technisch" zunehmend entbehrlich machen, emotional aber eben nicht. Deshalb ist die Wahlfreiheit möglicherweise ein wichtiger Faktor, um zusätzlichen Komfort durch neue Technologie akzeptieren zu können und schätzen zu lernen.

Schweizer, wie auch Deutsche und andere Nationen, stehen digitalen Bezahlmethoden sicher nicht grundsätzlich ablehnend gegenüber – sie brauchen allerdings und offensichtlich einfach mehr Zeit, neuen digitalen Komfort in ihren ganz normalen Bezahl-Alltag zu integrieren. Die Befürchtung, dass digitale Technologien längerfristig darauf zielen, Bargeld gewissermassen durch die Hintertüre ganz abzuschaffen, könnte allerdings als zusätzliche Bremse wirken.

Die Verlagerung der Anteile von Bargeld- zu bargeldlosen Zahlungen ist in Bewegung und wird auch in der Schweiz an Dynamik gewinnen. Das Vermitteln der Sicherheit an die Bevölkerung, dass Bargeld weiterhin mit zur friedlichen Koexistenz der Systeme gehören wird, dürfte diese Entwicklung noch beschleunigen.