Chalenger-Banken

Ein Finanzjournalist schürft tiefer und macht für die Neo-Bank N26 eine interessante Rechnung auf

Journalist bei einer Recherche am PC
Bild: AndreyPopov | Getty Images

Hat der Journalist mit seiner Analyse recht, darf man die Zahl der Kunden relativieren, die Überraschung liegt in der Grössenordnung der Erträge.

Challenger-Banken machen fast ausnahmslos Schlagzeilen durch massive Zugewinne neuer Kunden. Die berechtigte Frage, die auch wir periodisch stellen: Wie definieren Neo-Banken neu gewonnene und bestehende Kunden? Zwischen dem blossen Download der App und einem aktiven Konto mit regelmässigen Transaktionen liegen Welten, welche die Zahl und den "Wert" der ausgewiesenen Kunden in die eine oder andere Richtung relativieren.

Mitte 2019 hat die Challenger-Bank N26 ihre Kundenzahl mit 3,5 Millionen angegeben, wir haben berichtet. Auf der Basis des dynamischen Wachstums müsste N26 heute um die 5 Millionen Kunden im Portfolio haben. Die aktuelle Kundenbasis ist von N26 bisher noch nicht kommuniziert worden.

Zwei Geschichten und eine spannende Analyse

Der Finanzjournalist Heinz-Roger Dohms hat die Smartphone-Bank N26 unter die Lupe genommen, verfügbare Zahlen interpretiert und in Beziehung zu begründeten und fundierten Schätzungen gesetzt. Dohms Ausührungen sind nicht nur lesenswert, der Autor kommt in seiner Analyse auch zu höchst überraschenden Einsichten und Resultaten.

Zum Start kolportiert Heinz-Roger Dohms zwei "grosse Erzählungen" zu N26 – eine mit Happy End und eine mit Bauchlandung. Im Startup-Mekka Berlin geht die euphorische Version der Sage:

"N26 wächst Tag für Tag um rund 10'000 Kunden, ist mit fast 5 Mio. Kunden jetzt schon grösser als nahezu jede andere deutsche Bank – und wird den Wachstumskurs dank üppiger Finanzierung und lächerlicher Kundenakquise-Kosten noch jahrelang fortsetzen können. Wer will diese Bank stoppen?"

Im Bankenzentrum Frankfurt sieht man's deutlich nüchterner und erzählt sich die abgemagerte Version der Geschichte:

"N26 ist ein Scheinriese, der zwar irre viele Kunden gewinnt – aber keine Idee hat, wie er mit diesen Kunden Geld verdienen kann. Früher oder später werden das auch die Investoren merken. Und dann war’s das mit N26."

Dohm schürft dann in die Tiefe, kommt in seinem Artikel auf Finanz-Szene.de über sechs ausführliche Thesen zu bemerkenswerten Schlüssen und zieht eine finale Bilanz zu N26: Nur 1,5 Mio. Kunden. Aber 100 Mio. Ertrag.

Die sechs Thesen sind lesenswert. Die Begründung für die finale Bilanz ebenfalls. Das eine wie das andere gibt's über den Link gleich unten.