Challenger-Banken

Challenger-Bank Vivid Money will mit neu gefüllter Kasse in Europa expandieren

Ansicht eines Smartphones mit der App von Vivid Money
Bild: Vivid Money

Das FinTech Vivid Money überrascht mit aggressivem Tempo – einerseits im Ausbau der App und auf der anderen Seite durch forcierte Expansionspläne.

Noch kein halbes Jahr in Deutschland im Markt, fällt die Challenger-Bank seit ihrem Start durch ihr Tempo auf. Erweiterungen der App und neue Funktionen folgen Schlag auf Schlag.

Dass Vivid Money in Europa keine kleinen Brötchen backen will, haben die Macher schon vor dem Markteintritt klar gemacht. Die Gründer Artem Yamanov und Alexander Emeshev haben in Russland die Neo-Bank Tinkoff mit über 10 Millionen Kunden zu Grösse und Blüte gebracht. 

Chris Weafer, ehemaligen Chefstratege der russischen Sberbank, hat die Europa-Pläne der Gründer gegenüber unseren Kollegen von Finance Forward vor dem Markteintritt mit folgender Aussage kommentiert:

Das ist ein direkter Angriff auf Revolut und N26 – sie werden mit einer Aggressivität auf den Markt kommen, die Revolut und N26 so noch nicht kennen

Die Challenger-Bank fällt unter anderem dadurch auf, dass sie sich noch weniger mit Ankündigungen aufhält, sie liefert in der Regel gleich ab. Die beiden Konto-Angebote "Vivid Standard" (kostenlos) und "Vivid Prime" (9.90 Euro pro Monat) unterscheiden sich vor allem in den realisierbaren Cashbacks und in der Limite bei den monatliche kostenlosen Bargeldbezügen am Automaten.

Eine Metallkarte, Verzicht auf Währungszuschläge und zahlreiche gebührenfreie Leistungen gehören mit zum Angebot von beiden Kontotypen. Die App selbst ist in Look und Design smart aufgemacht und bleibt in der Bedienung einfach und übersichtlich.

Die ersten fünf Monate

Seit dem Deutschland-Start im Juni sind folgende Funktionen dazugekommen: Mit dem Service Vivid Pay können Kunden über einen generierten Link schnell und einfach Geld auf jedes andere Bankkonto überweisen. Auch Rechnungen können so geteilt werden. Die KI-gestützte Funktion Subscription Control erkennt Abonnement-Zahlungen, Nutzerinnen und Nutzer verwalten mit dieser Funktion ihre laufenden Abos und regelmässigen Zahlungen. Durch Shared Pockets können Vivid-Nutzer die Unterkonten für Sparziele, genannt Pockets, mit jeweils eigener IBAN auch mit Freunden und Familie teilen sowie Transaktionen über die eigene Visa Debitkarten ausführen. Vivid Money macht zudem mobiles Bezahlen mit Google Pay und Apple Pay möglich.

Expansion in Europa

Die Challenger-Bank startet aktuell die internationale Expansion und beginnt mit dem Markt Frankreich. Vivid Money hat weitere Länder auf der Expansions-Landkarte und will die App bald in weiteren Teilen Europas verfügbar machen. Welche Länder konkret in Planung sind, ist noch nicht bekannt.

Ob die Schweiz auch auf der Wunschliste von Vivid Money steht, bleibt im Moment ebenfalls offen. Ein Anreiz dürften allerdings die 350'000 Kunden sein, die Revolut aus der Schweiz inzwischen an Bord der App geholt hat – ohne nennenswerte Marketing-Anstrengungen. So klein das Land, so interessiert und begeisterungsfähig offenbar die Einwohner.

Andere Neo-Banken starten in neuen Ländern oftmals mit einem reduzierten Angebot, Vivid Money bietet in Frankreich von Anfang an das volle Programm, das bereits in Deutschland zur Verfügung steht. Alexander Emeshev, Mitgründer von Vivid Money, sagt:

Wir stehen erst am Anfang der grossen Reise von Vivid Money und wir freuen uns umso mehr, dass französische Nutzerinnen und Nutzer nun diese Reise mitgestalten können

Frisches Kapital für die Expansion

Vivid Money hat die Kasse gefüllt und gibt eine Finanzierung in Höhe von 15 Millionen Euro bekannt, die für die weitere Expansion und Produktentwicklung eingesetzt werden soll. Nach Angaben des FinTechs erhöht sich dadurch die Gesamtbewertung des Unternehmens auf 100 Millionen Euro.

Die Serie-A-Finanzierungsrunde wurde von Ribbit Capital angeführt, einer Risikokapitalgesellschaft aus dem Silicon Valley, USA, die auf FinTechs fokussiert ist und Marktgrössen wie Robinhood, Nubank und Coinbase in ihrem Portfolio führt. Bemerkenswert: Ribbit Capital ist auch bei Revolut engagiert, die Investoren scheinen beiden Challenger-Banken, Vivid Money und Revolut, einiges zuzutrauen.

Zusätzlich zu seinen Expansionsplänen will das Startup die neue Finanzierung nutzen, um in naher Zukunft ein komplettes Investmentprodukt innerhalb der App für Nutzer anbieten zu können.

Artem Yamanov, Mitgründer von Vivid Money, zu den Plänen:

Der Spar- und Anlagemarkt für Privatkunden in Europa ist reif für neue Innovationen, da er zugleich gigantisch und altmodisch ist

Das neue Produkt ist aktuell in der Mache und soll nach Aussagen der Challenger-Bank zu einem "unvergleichlichen Investmentprodukt" gedeihen, das in ganz Europa angeboten werden soll. Bei dem Tempo, das die Macher bisher vorgelegt haben, dürfte der Schleier eher bald gelüftet werden.

Look und Funktionen der App im Video