Banken

Wie digital sind klassische Banken unterwegs – und wie aktiv agieren Banken, um ihre Position zu verteidigen?

Symbolbild einer digitalen Bank
Bild: Andrey Suslov | Getty Images

Verschiedene Studien der letzten Monate zeigen digitale Schwächen bei den klassischen Banken, aktuelle Studien liefern Prognosen für die Zukunft.

Klassische Banken haben Vorteile gegenüber neuen Anbietern von Finanzdienstleistungen. Zum Beispiel Tradition und dadurch eine tatsächliche oder vermutete Beständigkeit und Zuverlässigkeit, langjährig gewachsene Kundenbeziehungen und Vertrauensbonus sowie Erfahrung im Banking.

Nutzen klassische Banken ihre Vorteile, um aus Grösse, Tradition und Erfahrung der Vergangenheit und Gegenwart das Banking der Zukunft zu entwickeln?

Klassische Banken haben auch Nachteile gebenüber neuen Anbietern oder Big Techs. Zum Beispiel hohe Regulierungs-Anforderungen, die sie erfüllen müssen, teilweise starre oder schwerfällige Strukturen mit langen Entscheidungswegen, oftmals auch eine IT mit Legacy-Systemen, welche ein schnelles und flexibles Agieren zusätzlich erschweren.

Sind diese Nachteile matchentscheidend, veränderbar oder werden sie sogar durch die Vorteile aufgewogen?

Ein erster Blick auf die digitale Fitness der Banken und ein zweiter Blick auf die Pläne und Vorhaben der Banken, welche unter dem Begriff "Kulturwandel" subsummiert werden können.

Ein erster Blick auf die Schweizer Finanzbranche

Unsere Kollegen von der Handelszeitung haben eine Studie des Beratungsunternehmens Deloitte sehr genau unter die Lupe genommen und ihre Interpretationen zusätzlich mit eigenen Studien ergänzt. Herausgekommen ist eine hochinteressante Analyse zur digitalen Fitness der Schweizer Banken.

Ein plaktives Ergebnis der Deloitte-Studie vorweg: Gehörten die Schweizer Banken 2018 im internationalen Vergleich auf dem 2. Rang noch zur digitalen Avantgarde, schaffen es die 12 in der Schweiz beurteilten Banken nach der aktuellen Studie gerade noch auf Platz 22 im Ländervergleich. Basis der Studie sind 318 Banken in 39 Ländern, deren digitale Angebote untersucht und verglichen worden sind. Von der Spitzengruppe ins Mittelmass, woran liegt das?

Die Handelszeitung belässt es nicht bei blossen Zahlen, sie geht in zwei lesenswerten Analysen (Paywall) in die Tiefe:

Beide Artikel aus der Feder des Wirtschafts-Journalisten Michael Heim vermitteln im Duopack und deshalb in Ergänzung einen guten Überblick zur digitalen Befindlichkeit der Schweizer Banken.

Ein zweiter Blick auf die deutsche Finanzbranche

Die Bankenstudie 2021 von TI&M verfolgt einen anderen Ansatz. Unter dem Titel "Zupacken statt Zaudern – Banken brauchen den Kulturwandel" hat TI&M 211 Experten aus der Finanzbranche befragt, wie sich eine Branche im Umbruch präsentiert und vor allem, wie Experten den Kulturwandel und die Erfolgsaussichten einschätzen.

Neben grundsätzlichen Digitalisierungs-Aspekten widmet sich ein Kapitel der Wiederentdeckung des Zahlungsverkehrs. Das längere Zeit ungeliebte und vernachlässigte Kind scheint wieder in den Vordergrund zu rücken.

Wie wichtig ist der Zahlungsverkehr für Banken?

These: Die heimischen Banken werden sich wieder verstärkt im Zahlungsverkehr engagieren
65 Prozent der Experten sind ganz oder eher der Überzeugung, dass diese These ins Schwarze trifft.

These: Ohne Zahlungsverkehr verlieren Banken eine zentrale Schnittstelle zum Kunden
Ja, sagen 70 Prozent der befragten Experten ohne Wenn und Aber, 23 Prozent sind der Meinung "trifft eher zu".

These: Die Institute verlieren den Bereich Zahlungsverkehr immer stärker an bankfremde Unternehmen
Die Experten stützen diese These mit 41 Prozent (trifft zu) und 43 Prozent (trifft eher zu).

Zudem sind 86 Prozent der Befragten ganz oder eher der Meinung, dass bankfremde Unternehmen über den Zahlungsverkehr hinaus eine wichtige Rolle einnehmen werden.

In welchen Bereichen diese neuen Konkurrenten der Banken voraussichtlich Terrain besetzen werden, zeigt die folgende Grafik (mit einem Klick lässt sich die Grafik vergrössern).

Woher droht Gefahr und wie abwehrbereit sind die Banken?

Von welcher Seite droht den Banken die grösste Gefahr?
82 Prozent der Experten sehen in weltweit tätigen Finanzdienstleistern wie PayPal, Klarna und anderen die grösste Gefahr. 66 Prozent identifizieren zudem internationel agierende IT-Konzerne als Gegner.

Weitere Nennungen haben erhalten: Vergleichsportale (49 Prozent), FinTechs (40 Prozent), Krypto-Anbieter (19 Prozent) sowie Konkurrenten aus dem Banksektor (15 Prozent).

Haben die Institute erkannt, welche Gefahren für sie von eigentlich bankfremden Konkurrenten ausgehen?
Die Mehrheit der Experten sagt mit 51 Prozent Nein oder eher Nein. Ein klares Ja kommt nur von 14 Prozent, gefolgt von eher Ja mit 35 Prozent.

Handeln die Banken vor diesem Hintergrund aktiv genug, um langfristig überlebensfähig zu sein?
Die folgende Grafik zeigt, wie Experten die Abwehrbereitschaft und die aktiven Massnahmen der Banken einschätzen, um ihre Rolle längerfristig zu sichern.

Die Einschätzung der Experten erstaunt von der Tendenz her nicht unbedingt, die Wuchtigkeit der zusammengenommen 84 Prozent "eher Nein"- und "Nein"-Stimmen überrascht allerdings schon.

Die Studie zum Runterladen

Die Bankenstudie 2021 geht tiefer und beleuchtet die Faktoren, die nach Einschätzung der Experten für eine erfolgreiche Veränderung der Banken entscheidend sind. Mit im Zentrum auch die grössten Hürden, die im Wege stehen werden.

Besonders interessant ist auch das Thema der Plattformen und Ökosysteme, weil sich hier zwischen Einsicht, Öffnung, Wollen und Können eklatante Kluften auftun.

Diesen und weiteren Fragen geht die Studie auf den Grund, sie kann kostenlos als PDF direkt bei TI&M runtergeladen werden, über den Link gleich unten.