Postfinance gibt sich eine neue Struktur und baut Personal ab

Hauptgebäude der Postfinance in Bern
Bild: © PostFinance AG 2017

Die Postbank will das finanzielle Ergebnis stabilisieren, Strukturen und Prozesse optimieren und die Digitale Transformation beschleunigen.

Das Unternehmensergebnis der Postbank ist seit mehreren Jahren stark rückläufig – aufgrund der negativen Marktzinsen und des Kreditverbots, wie die Postfinance festhält. Mit einer neuen Strategie will die Bank diesen negativen Trend stoppen und die Entwicklung des Unternehmensergebnisses stabilisieren.

Allerdings liefert die Postfinance in ihrer Mitteilung an die Medien eine "Gewinnwarnung" gleich mit:

"Im aktuellen Zinsumfeld und bei den geltenden gesetzlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen wird Postfinance jedoch trotz klarer Fokussierung, Effizienzsteigerungen und Investitionen nicht an die Ergebnisse früherer Jahre anknüpfen können."

Ob dieser Hinweis als Wink mit dem Zaunpfahl ans Parlament zu verstehen ist, das über die Zukunft und eine mögliche Aufhebung des Kreditverbots für die Postfinance berät, bleibt offen.

"SpeedUp" fokussiert auf vier thematische Schwerpunkte

Postfinance stellt mit "SpeedUp" ihre neue Strategie vor, welche das Kerngeschäft der Bank in vier neue Business Units aufteilen will. Diese Geschäftseinheiten sollen grösstenteils eigenständig agieren und ihr Geschäft unabhängig voneinander und im eigenen Tempo weiterentwickeln. Dadurch soll sichergestellt werden, dass sich jede Einheit noch konsequenter auf die spezifischen Bedürfnisse ihrer Kundinnen und Kunden fokussieren kann. Die neuen Business Units:

Payment Solutions
Im Zahlungsverkehr will Postfinance für Händler und Rechnungssteller in der Schweiz als verlässliche Partnerin für Zahlungs- und Inkassolösungen operieren.

Retail Banking
Im Retail Banking will das Finanzinstitut seinen Privat- und Geschäftskunden bewährte Lösungen und Beratung für den smarten Umgang mit Geld  bieten – sowohl physisch wie auch digital.

Digital First Banking
Im Digital First Banking will Postfinance im Laufe des kommenden Jahres ein radikal neues, vollständig digital gedachtes Angebot für "Banking & Beyond" lancieren.

Platform Business
Im Platform Business will die Bank mit Valuu die unabhängige Schweizer Vergleichs- und Abschluss-Plattform für Finanzierung, Versicherung und Vorsorge schaffen.

Die Unit "Digital First Banking" dürfte die Antwort auf Challenger- und Neo-Banken bringen, welche auch in der Schweiz zunehmend spürbarer werden. Gleichzeitig geht die Postfinance mit dem Projekt der neuen Digitalbank in Konkurrenz zur Credit Suisse, welche diese Woche mit CSX ihre neue App vorgestellt hat.

Die formulierten Ziele für die Unit "Platform Business" lassen darauf schliessen, dass die Postfinance das Leistungsspektrum der bereits bestehenden Vergleichsplattform Valuu erheblich erweitern oder auch in weitere Plattformen investieren will.

Personelle Konsequenzen

Bis Ende 2021 ist ein Abbau von rund 130 Vollzeitstellen vorgesehen, dazu kommen gut 260 arbeitsvertragliche Anpassungen. Parallel dazu sollen rund 80 neue Stellen geschaffen werden, die im Zusammenhang mit der neuen Digitalbank und mit der Weiterentwicklung des Plattformgeschäfts besetzt werden sollen.

Die Postfinance begründet den Stellenabbau mit folgenden Ausführungen: "Im aktuellen Negativzinsumfeld und aufgrund des Kreditverbots kann Postfinance ihre Ertragslage kurzfristig nur bedingt verbessern. Gleichzeitig können die Investitionen in neue Geschäftsfelder erst mittelfristig rentabilisiert werden. Damit Postfinance ihr Ergebnis stabilisieren kann und nicht in die Verlustzone rutscht, muss sie folglich auf der Kostenseite effizienter werden."

Die Finanzdienstleisterin verspricht, ihre soziale Verantwortung wahrnehmen zu wollen, plant den Einbezug der Belegschaft über ein Konsultationsverfahren und will einen "gut ausgebauten Sozialplan" anbieten. Allerdings soll der Stellenabbau so weit wie möglich über natürliche Fluktuation, auslaufende befristete Arbeitsverhältnisse und (Früh-)Pensionierungen erfolgen.

Unzufriedenheit bei der Gewerkschaft

Die Gewerkschaft Syndicom zeigt sich besorgt über die Pläne der Postfinance und befürchtet, dass "SpeedUp" die Postbank überhitzen könnte, wenn die Belegschaft nicht ausreichend mit einbezogen würde. Die Gewerkschaft hält fest, dass in der Belegschaft "seit längerer Zeit Unmut ob der ständigen Reformen herrschen" würde und reklamiert die neueste Restrukturierung, "die in atemberaubendem Tempo umgesetzt werden soll".

David Roth, Zentralsekretär von Syndicom, kommentiert die Pläne der Postfinance und macht seinem eigenen Unmut Luft:

Dass ein Management mindestens 130 Angestellte opfert, ohne an die eigene Strategie zu glauben, ist besorgniserregend. Das lässt uns an der Strategie zweifeln und stellt die Entlassungen zweifellos infrage.

Verhaltener Optimismus bei der Postfinance

Auch mit der Ankündigung, "nicht an die Ergebnisse früherer Jahre anknüpfen können", zeigt sich CEO Hansruedi Köng dennoch verhalten optimistisch:

Trotz sinkender Gewinne haben wir in der laufenden Strategieperiode zahlreiche Vorhaben erfolgreich umgesetzt und sind für die Beschleunigung der digitalen Transformation gut aufgestellt

Köng verweist unter anderem auf das neue Kernbankensystem der Postfinance, eines der modernsten auf dem Schweizer Finanzplatz, das der Postbank die Möglichkeit bieten soll, Innovationen künftig noch schneller zur Marktreife bringen.