Wie sieht's mit der Umstellung auf ISO 20022 aus?

Zug verpassen im Bahnhof
Bild: Poba | Getty Images

Beim Projekt "Harmonisierung Zahlungsverkehr Schweiz" stehen alle Banken auf den richtigen Schienen und sind nach Fahrplan unterwegs – Firmenkunden suchen zum Teil noch den Bahnhof.

SIX Interbank Clearing hat bereits 2016 die Weichen richtig gestellt und das gesamt SIC-System auf ISO 20022 umgestellt. Diese gut gelegten Schienen und der minutiös organisierte Fahrplan haben dazu geführt, dass 208 Banken die Umstellung auf den Standard ISO 20022 Anfang Dezember planmässig abgeschlossen haben.

Wenn der Zug abfährt – sind alle Fahrgäste mit an Bord?

Firmenkunden müssen ihre Systeme, Software und Prozesse bis Ende Juni 2018 auf ISO 20022 umgestellt haben, damit ihr Zahlungsverkehr weiterhin reibungslos funktioniert. Wie stehen die betroffenen Firmen im Fahrplan?

Der von SIX nachgeführte Readiness-Index zeigt ein etwas diffuses Bild. Der aktuelle Bericht (Befragungszeitraum Juni/Juli 2017) erkennt bei den Unternehmen eine hohe Zufriedenheit gegenüber dem Schweizer Zahlungsverkehr, teilweise jedoch eher geringe Lust auf Umstellungen.
 

Ein Auszug aus dem Bericht:
"Das Wohlwollen spiegelt sich aber nicht in einer hohen Umstellungsbereitschaft. Über 60 Prozent der mittel bis stark betroffenen Organisationen werden bis 30. Juni 2018 nicht auf ISO 20022 umgestellt haben. Ausnahmen bilden die Treuhänder, Revisionsunternehmen, Inkassofirmen und Versicherungen sowie Non­Profit­Organisationen (NPOs), bei denen jeweils knapp die Hälfte eine hohe Readiness aufweist."
 

Zur Frage: «Hat ihre Organisation bereits ein Projekt für die Software-Umstellung ihrer Prozesse auf ISO 20022 gestartet?»

Verwaltung

  • Ja: 83 Prozent
  • Nein: 7 Prozent
  • Weiss nicht/Keine Antwort: 10 Prozent

NPOs

  • Ja: 53 Prozent
  • Nein: 40 Prozent
  • Weiss nicht/Keine Antwort: 7 Prozent

Unternehmen ab 20 Mitarbeiter (VZÄ)

  • Ja: 50 Prozent
  • Nein: 40 Prozent
  • Weiss nicht/Keine Antwort: 10 Prozent

Verwaltungen stehen gut da, Fragezeichen gibt's bei NPOs und Unternehmen. Wer nicht weiss, ob aktuell ein Projekt in der eigenen Firma läuft, sagt damit faktisch nein, damit wäre die Hälfte der Unternehmen ohne Umstellungs-Projekt unterwegs.
 

Zur Frage: «Wie gut fühlen Sie sich informiert rund um (2017: die Harmonisierung, beziehungsweise) das Infrastrukturprojekt des Schweizer Zahlungsverkehrs?»

Verwaltung

  • Eher gut/Sehr gut informiert: 68 Prozent
  • Eher schlecht informiert: 19 Prozent
  • Sehr schlecht informiert: 7 Prozent
  • Weiss nicht/Keine Antwort: 6 Prozent

NPOs

  • Eher gut/Sehr gut informiert: 50 Prozent
  • Eher schlecht informiert:28 Prozent
  • Sehr schlecht informiert: 10 Prozent
  • Weiss nicht/Keine Antwort: 12 Prozent

Unternehmen ab 20 Mitarbeiter (VZÄ)

  • Eher gut/Sehr gut informiert: 50 Prozent
  • Eher schlecht informiert: 34 Prozent
  • Sehr schlecht informiert: 10 Prozent
  • Weiss nicht/Keine Antwort: 6 Prozent

Fühlen sich die Hälfte der NPOs und Unternehmen eher schlecht oder sehr schlecht informiert oder haben schlicht keine Ahnung, ob und wie gut sie informiert sind, ist dieser hohe Anteil beunruhigend.
 

Ein Auszug aus dem Bericht zum Thema:
"Die Informationsanstrengungen des letzten Jahres haben gefruchtet. Trotzdem gibt es immer noch Betroffene, die von der Harmonisierung noch gar nichts gehört haben.

Es braucht nun eine offene Kommunikation ohne Alarmis­mus, die Endtermine ins Zentrum rückt, die Vorteile der Umstellung betont und diejenigen zum Handeln anregt, die betroffen, aber noch nicht sensibilisiert sind.

Die Kommunikation läuft idealerweise über die Finanz­institute. Dieser Kommunikationsweg funktioniert."

Alarmierend oder alles im Lot?

Der Bericht von SIX gibt keinen Aufschluss darüber, wie die befragten Gruppen arbeiten. Ist ein Grossteil der Unternehmen mit Standard-Software unterwegs, besteht wenig Grund zur Aufregung. Sind jedoch individuelle Systeme und Prozesse im Einsatz, könnten einige den abfahrenden Zug verpassen, der nach dem 30. Juni 2018 den Bahnhof verlässt.