Swiss Finance Startups zu PSD2 und Open Banking

Swiss Finance Startups
Bild: Swiss Finance Startups

Wie sehen Branchenexperten die Auswirkungen der PSD2 und die Bedeutung von Open Banking für die Schweiz? Der Vorstand von Swiss Finance Startups bezieht Position.

Die PSD2 bewegt Europa und Open Banking schafft neue Spielregeln. Auch in der Schweiz? Unsere Redaktion hat den Puls der Branche genommen und Experten aus verschiedenen Lagern um ihre Meinung zum Thema gebeten.

In unserer Serie Fokus Schweiz | Meinungen zur PSD2 und zu Open Banking haben sich in den letzten Wochen Exponenten aus dem Umfeld von Banken, FinTechs, Verbänden, Beratung, Medien und Recht zum Thema geäussert. Mit der bemerkenswerten Stellungnahme des Vorstands von Swiss Finance Startup schliessen wir unsere Serie ab.

Die Haltung des Vorstands von Swiss Finance Startups

Der Vorstand von Swiss Finance Startups bezieht Position und hat seine Haltung in einer Stellungnahme zusammengefasst. Für den Verein Swiss Finance Startups: Gian Reto à Porta, Christina Kehl, Urs Haeusler und Thomas Brändle.

Diese Stellungnahme spiegelt die persönliche Meinung des SFS Vorstands wider. Ein offizielles Positionspapier von SFS wird veröffentlicht, sobald die interne Mitglieder-Meinungsbildung​ ​abgeschlossen​ ​ist.

Hintergrund

Die Payment Services Directive (PSD) ist eine EU-Richtlinie der Europäischen Kommission zur Regulierung von Zahlungsdiensten und Zahlungsdienstleistern in der gesamten Europäischen Union (EU) und dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR). Ziel der Richtlinie war und ist es, den europaweiten Wettbewerb und die Teilnahme an der Zahlungsbranche auch von Nichtbanken zu erhöhen und durch die Harmonisierung des Verbraucherschutzes und die Rechte und Pflichten für Zahlungsdienstleister und Nutzer gleiche Wettbewerbsbedingungen zu schaffen. Das Ziel der PSD in Bezug auf die Verbraucher war es, die Kundenrechte zu erhöhen, schnellere Zahlungen zu garantieren, Rückerstattungsrechte​ ​zu​ ​beschreiben,​ ​klarere​ ​Informationen​ ​über​ ​Zahlungen​ ​zu​ ​geben.

Am 8. Oktober 2015 verabschiedete das Europäische Parlament den Vorschlag der Europäischen Kommission zur Schaffung sichererer und innovativerer europäischer Zahlungen (PSD2). Die neuen Regeln zielen darauf ab, die Verbraucher besser zu schützen, wenn sie online bezahlen, die Entwicklung und Nutzung innovativer Online- und Mobilfunkzahlungen zu fördern und die grenzüberschreitenden europäischen Zahlungsdienste sicherer zu machen. Die neue EU-Zahlungsdienste-Richtlinie PSD2 soll auch die Markteintrittshürden senken und so den Wettbewerb stärken und Innovation fördern. Die Banken werden verpflichtet, Schnittstellen einzurichten, die akkreditierten Zahlungsdienstleistern​ ​den​ ​Zugriff​ ​auf​ ​die​ ​Konten​ ​der​ ​Bankkunden​ ​ermöglichen.

Anwendbarkeit​ ​für​ ​die​ ​Schweiz

Die​ ​PSD2-Regulierung​ ​der​ ​EU​ ​gilt​ ​nicht​ ​für​ ​die​ ​Schweiz.​ ​Dennoch​ ​wird​ ​auch​ ​in​ ​der​ ​Schweiz diskutiert,​ ​ob​ ​eine​ ​PSD2-äquivalente​ ​Regulierung​ ​eingeführt​ ​werden​ ​soll.

Stellungnahme​ ​des​ ​SFS​ ​Vorstands

1. OpenBanking ist sehr wichtig für die Schweiz, den Schweizer Finanzplatz und dessen internationale​ ​Wettbewerbsfähigkeit.

2. Wir verstehen OpenBanking als Initiative, die den Kunden in den Mittelpunkt der Bankbeziehung stellt. Der Kunde entscheidet, wem er Zugriff auf seine Daten gibt und welche Finanzdienstleistungen er von wem in Anspruch nimmt. Die Wertschöpfungsketten der Banken brechen weltweit auf und gewisse Dienstleistungen werden teilweise kundennäher und effizienter von anderen Anbietern (oftmals Fintech Startups) übernommen, dazu müssen Schnittstellen erstellt werden. Daher macht es für alle Banken sehr viel Sinn, wenn dazu standardisierte Schnittstellen (OpenBanking API) bestehen. Es entstehen damit Effizienz-​ ​&​ ​Kostenvorteile​ ​für​ ​den​ ​gesamten​ ​Markt.

3. Wir sehen ein clever umgesetztes OpenBanking als Chance für innovative, neue Dienstleistungen​ ​auf​ ​Seite​ ​der​ ​Kunden,​ ​Finanzdienstleister,​ ​Banken​ ​und​ ​Versicherungen.

4. Die Schweiz sollte möglichst rasch einen OpenBanking Standard entwickeln, der bei allen Banken gleich implementiert wird. Dieser sollte kompatibel sein mit dem Standard, der in der EU (Berlin Group) am Entstehen ist. Eine Empfehlung zur direkten Übernahme der PSD2 Regelungen​ ​lassen​ ​wir​ ​an​ ​dieser​ ​Stelle​ ​(noch)​ ​offen.

5. Wir empfehlen, dass die Schweiz eine Vorreiterrolle in Sachen OpenBanking mit sicheren Standards und einem umfassenden Datenschutz einnimmt. Als Land mit langer Finanzmarkttradition, aber auch als Land mit einem Menschenbild, das von Eigenverantwortlichkeit und Selbstverantwortung geprägt ist, ist die Schweiz prädestiniert die Entwicklungen in der EU zu verfolgen und mit einer innovation OpenAPI Lösung international neue Standards zu setzen - und so zum Finanzinnovationszentrums Europas zu​ ​werden.

6. Aus unserer Sicht ist OpenBanking die Grundlage für einen innovativen Finanzplatz der Zukunft. Schweizer Fintech Startups müssen über die Landesgrenzen hinaus denken um erfolgreich wachsen und skalieren zu können - OpenBanking ist eine wichtige Grundlage für gleich​ ​lange​ ​Spiesse​ ​im​ ​europäischen​ ​Vergleich.

7. Zusätzlich kann durch standardisiertes OpenBanking ("digital Compliance/Regulation", RegTech) auch der Compliance und somit dem Regulator (FINMA) viel effizienter und kostengünstiger​ ​Rechnung​ ​getragen​ ​werden.

Die Kurzstellungnahme von Swiss Finance Startups als PDF zum Runterladen.

Der Interviewpartner: Swiss Finance Startups (SFS)

Swiss Finance Startups (SFS) engagiert sich für die Interessen von FinTechs und Startups auf dem Finanzplatz Schweiz.

SFS wurde im Mai 2014 von vier FinTech-Pionieren in Zürich gegründet. Mit dem Ziel, Brücken zwischen traditionellen Playern und Startup-Gründern zu schlagen, Synergien zu schaffen, Kräfte zu bündeln und einen Wandel auf dem Finanzplatz voranzutreiben.

Swiss Finance Startups ist eine Non-Profit-Organisation von Unternehmern für Unternehmer. SFS setzt sich für die Anerkennung von FinTech als wesentlicher Teil des Finanzplatzes Schweiz ein. Darüber hinaus für eine Verbesserung des Startup-Umfelds, für eine faire Steuerpolitik sowie für den Abbau regulatorischer Hürden.