Nachhaltige Karten

Suchmaschine Ecosia und FinTech Treecard: Aus welchem Holz sind die neuen Debitkarten geschnitzt?

Debitkarte aus Holz von Ecosia und Treecard
Bild: Ecosia

Die Schwermetaller unter den Kartennutzern werden nicht konvertieren, 18 Gramm Stahl in der Tasche sind kaum zu schlagen – bei Plastic-Money-Nutzern gibt's Chancen.

Ideen und Projekte, Kredit- und Debitkarten in Materialbeschaffenheit oder über Begleitmassnahmen insgesamt umweltverträglicher zu gestalten, werden schon länger verfolgt.

Carbon Connect hat bereits vor zwei Jahren einen Anlauf gestartet mit der Kreditkarte, die beim Geldausgeben Bäume pflanzt. Visa hat letztes Jahr eine Karte vorgestellt, die zu 98 Prozent aus recyceltem Plastic hergestellt wird. Apple setzt bei der Apple Card auf Titanium, Challenger-Banken wie Revolut, N26 und andere Neos bieten ihren Kunden Metallkarten.

Die Suchmaschine Ecosia setzt einen neuen Akzent bei Debitkarten

Die Berliner Suchmaschine will sich nicht auf Material oder Begleitmassnahmen beschränken, die Macherinnen und Macher kombinieren das eine mit dem anderen und investieren in beides. Mit dieser Kombination setzt Ecosia einen neuen Akzent. Die Betreiber der Suchmaschine bringen dabei sehr viel Erfahrung mit.

Seit über zehn Jahren steckt Ecosia Gewinne aus dem Suchmaschinengeschäft nicht in die eigenen Taschen, sondern pflanzt weltweit Bäume an – aktuell steht der Zähler bereits bei über 110 Millionen Bäumen, die innerhalb von Ecosia-Projekten angepflanzt worden sind. Gezählt werden nur jene Bäume, die wirklich Bestand haben und über das dritte Lebensjahr hinausgekommen sind.

Neu will das Unternehmen nicht nur in Bäume, sondern auch in das Material von Debitkarten investieren. Ecosia lanciert in Kooperation mit dem Londonder Impact FinTech Treecard eine Debitkarte aus FSC-zertifiziertem Kirschholz. Aus einem einzigen Baum sollen mehr als 300'000 Karten hergestellt werden können.

Die Karten aus Holz und sonstige Kontoleistungen in der App sollen kostenlos angeboten werden, Treecard und Ecosia wollen sich einzig über die Transaktionsgebühren finanzieren. Auch bei dieser Kooperation gilt: 80 Prozent der Interchange-Fee-Profite sollen ins Pflanzen neuer Bäume gesteckt werden.

Ecosia und Treecard reiten die Welle der Zeit

Um den beiden Unternehmen nicht unrecht zu tun: Ecosia nutzt nicht bloss einen Trend, das Unternehmen trägt seit zehn Jahren selbst dazu bei, diesen Trend zu etablieren und aus dem Trend eine Bewegung zu machen. Deshalb reiten Ecosia und Treecard wohl eine Welle der Zeit, allerdings die eigene, welche Ecosia vor Jahren schon aktiv losgetreten hat.

Impact Investing, nachhaltige Anlagen und Umweltbewusstein generell stehen im Bewusstsein zahlreicher Konsumenten heute sehr viel weiter vorne als noch vor einigen Jahren. Gut möglich deshalb, dass auch die Idee der Karte aus Holz mit Baumpflanz-Auftrag bei einer sensibilisierten Bevölkerung gut landen kann.

Die Ecosia-Betreiber sind zuversichtlich und begründen ihre Investition ins Karten- und Neo-Bank-Geschäft mit der Bemerkung:

Debitkarten erwirtschaften genau wie Suchmaschinen eine Menge Geld

Geld, das in Bäume investiert werden soll. Von der Wirkung der Tree Card überzeugt ziehen die Macher Vergleiche zu bestehenden Challenger-Banken und rechnen vor: "Wenn die Tree Card so viele Kunden wie beispielsweise Chime gewinnt, können wir jedes Jahr 360 Millionen zusätzliche Bäume pflanzen". Die amerikanische Challenger-Bank Chime dürfte inzwischen bei rund 7 Millionen Kunden angelangt sein. Noch ein gutes Stück Weg für die Tree Card und ihre App.

Gut möglich allerdings, dass die Welle von Impact Investing, die sich mit Imagegewinn verbinden lässt, auch im Segment der institutionellen Investoren greift und grosse Unternehmen anzieht, welche für zusätzlichen Schub und schnelles Wachstum sorgen können.