Mobile Payments und was im Wege steht

Bild: Lev Dolgachov | Getty Images

Die Zahl der Studien über die Nutzung von Mobile Payment ist gross, die Zahl der Nutzer hingegen bleibt sehr überschaubar. Warum ist das so?

Studien zur Nutzung von Mobile Payment Apps lesen sich im Resultat meistens ähnlich und gehen oftmals in die Richtung: Der Durchbruch steht kurz bevor.

Das Beratungsunternehmen PwC hat in seiner aktuellen Studie den Fokus stärker auf die wirklich wichtige Frage gelegt:

Warum hat der Durchbruch nicht schon längst stattgefunden?

Wer nutzt das Smartphone zum Bezahlen?

Die Studie ist auch im Detail interessant, wir beschränken uns jedoch auf die zentralen Erkenntnisse.

Die erste Überraschung ist keine
Die Erkenntnis, "55 Prozent der Deutschen zahlen bereits mobil oder möchten dies künftig tun", könnte auf den ersten Blick überraschen, tut sie auf den zweiten Blick jedoch nicht. Nimmt man die Zahl und die dahinterstehende Haltung auseinander, dann liest sich das Ergebnis so:

13 Prozent haben schon mal mit dem Smartphone bezahlt.

42 Prozent noch nie, möchten aber das Smartphone in Zukunft "eigentlich gerne" nutzen.

Bei den 42 Prozent Nicht-Nutzern steht dann gleich die Frage im Vordergrund, was sie denn bisher von der Nutzung abgehalten hat.

Ebenso wichtig, die dezidierten Verweigerer: Satte 44 Prozent haben noch nie mit dem Smartphone bezahlt und werden das auch in Zukunft nicht tun.

Mag folglich das theoretische Potenzial aktuell bei 55 Prozent liegen, Fakt bleibt: nur 13 Prozent haben schon mal mit dem Smartphone bezahlt. Und auch bei diesen mageren 13 Prozent (knapp 8 von 100) dürfte die Zahl der Heavy User nicht berauschend ausfallen.

PwC hat deshalb tiefer geschürft und benennt die wesentlichen Bremsklötze.

Was hindert Menschen daran, Mobile Payment Apps zu nutzen?

Die Resultate zeigen, dass Anbieter oftmals am Markt und an den Wünschen der User vorbeiagieren:

  • 55 Prozent der Befragten wünschen sich Standards und eine einheitliche Technologie.
    Das heisst: Aktuelle Lösungen sind oft zu kompliziert.
  • 52 Prozent fordern eine flächendeckende Lösung und keinen Flickenteppich.
    Das heisst: User sind verwirrt durch die Vielzahl der Angebote und Anbieter, niemand will mehrere Apps nutzen müssen, die unterschiedlichen Standards folgen.
  • 57 Prozent wünschen sich Komfort, schnelle Bedienbarkeit und eine Technologie, die keine Hürden setzt.
    Das heisst: Der Wunsch impliziert, dass es bisher keiner der Anbieter wirklich geschafft hat, durch Komfort und Einfachheit zu überzeugen.
  • 79 Prozent stellen Sicherheit und Datenschutz in den Vordergrund.
    Das heisst: Aktuellen Lösungen oder Mobile Payment generell wird im Moment noch misstraut, User fürchten sich davor, dass ihre Daten gehackt oder missbraucht werden könnten.
  • 57 Prozent wollen niedrigere Gebühren als bei anderen Zahlungsarten.
  • 61 Prozent der Befragten, die schon mobil bezahlen, wünschen sich nicht nur eine Bezahllösung, sondern eine App mit zahlreichen Zusatzleistungen und Mehrwertdiensten, welche das Leben einfacher machen, Service bringen und Probleme lösen.

In einem Satz: Zersplitterte Märkte, mangelnder Komfort, zu viele Standards, isolierte Lösungen ohne Mehrwertleistungen und Sicherheitsbedenken hindern Kunden daran, ihr Smartphone zum Bezahlen zu nutzen. Auch diese Erkenntnisse sind nicht völlig neu, werden jedoch komprimierter herauskristallisiert. Weil PwC nicht versucht, einen schnellen Durchbruch herbeizureden, sondern aktiv nach den Gründen forscht, weshalb Mobile Payments nach 17 Jahren immer noch auf tiefstem Niveau dümpeln.

Das Fazit ohne Schörkel

Wenn weiterhin eine Bezahl-App die andere jagt und konkurrenziert, alle Apps zusammengenommen das könnten, was Kunden wünschen, jede App für sich aber eben nicht und nur zusätzlich den Markt fragmentiert – dann wird das so bald nichts mit Mobile Payment auf breiter Ebene. Das wiederum birgt die Gefahr, dass irgendwann einer der Techgiganten die Lehren zieht und den noch dünn bewachsenen Boden für sich entdeckt. Mit der Erkenntnis, wie's nicht funktioniert, lässt sich ja schon allerhand anfangen. Und Technologie-Riesen beweisen jeden Tag, wie sich starke Brücken zu Kunden bauen lassen.

Übrigens: 78 Prozent der Transaktionen im Einzelhandel werden in Deutschland noch mit Bargeld abgewickelt (nur sechs Prozent weniger als 2008). Daran wird sich auch in Zukunft nicht sehr viel ändern, wenn nicht innerhalb von Kooperationsprojekten einheitliche Standards und flächendeckende Lösungen mit hohem Komfort geschaffen werden. Von wem auch immer.

Die Studie im Detail und eine smarte Infografik

Unsere Zusammenfassung lässt weitere interessante Details aus, die in der Studie nachgelesen werden können. Der kostenlose Report steht als PDF zum Runterladen bereit. Plus eine Grafik, die alles Wesentliche auf einen Blick zeigt.

Die Studie von PwC zum Runterladen: Mobile Payment Report 2017 – What Customers really want

Für Schnellleser: Smarte Infografik mit den zentralen Resultaten