Internationale Geldtransfers

Das FinTech Transferwise verbucht 70 Prozent Umsatzsteigerung und arbeitet weiterhin profitabel

Transferwise-Gründer Taavet Hinrikus und Kristo Käärmann
Transferwise-Gründer Taavet Hinrikus und Kristo Käärmann (Bild: Tranferwise)

Hätte man sich an gute Nachrichten von Transferwise nicht schon längst gewöhnt, wären die neusten Zahlen überraschend – sie sind es trotzdem.

Mit dem Angebot der Multi-Währungs-Konten und den kostengünstigen Auslandsüberweisungen arbeitet Transferwise ungebrochen erfolgreich. Das FinTech hat seinen Umsatz für das im März abgelaufene Geschäftsjahr um 70 Prozent auf 302,6 Mio. Pfund (327 Mio. Euro) erhöht. Nach Steuern verzeichnete das 2011 gegründete Unternehmen einen Gewinn in Höhe von 21,3 Mio. Pfund (23,1 Mio. Euro). Damit operiert Transferwise bereits das vierte Jahr in Folge profitabel.

Wo generiert das FinTech seine Umsätze?

Insgesamt 52 Prozent des Jahresumsatzes im letzten Geschäftsjahr generierte Transferwise in Europa. 26 Prozent entfielen auf das Geschäft in den USA, wo das Unternehmen bereits seit 2015 aktiv ist. Die restlichen 22 Prozent wurden besonders im stark wachsenden Asien-Pazifik-Raum und Lateinamerika sowie in weiteren Märkten umgesetzt.

Weltweit führte das Unternehmen im vergangenen Geschäftsjahr Überweisungen in Fremdwährungen in Höhe von 42 Mrd. Pfund (45,5 Mrd. Euro) aus. Zusammen mit Zahlungen ohne Währungswechsel betrug das Gesamtvolumen 67 Mrd. Pfund (72,5 Mrd. Euro). 

Bekanntlich verfolgt Transferwise seit neun Jahren das Ziel, Geld auf eine neue Art um die Welt zu bewegen. Das FinTech setzt alles daran, diese Transfers schneller, bequemer und im Vergleich zu klassischen Banken deutlich günstiger und transparenter auszuführen. Kristo Käärmann, CEO und Mitgründer von Transferwise, mit Blick auf das aktuellen Geschäftsergebnis:

Die aktuellen Zahlen beweisen, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden

Starker Zuwachs seit COVID-19

Seit Ausbruch der COVID-19-Pandemie verzeichnet Transferwise nach eigenen Angaben einen deutlichen Anstieg an Neukunden, die nach digitalen Alternativen für Auslandsüberweisungen suchen. Das FinTech bedient nun acht Millionen Kunden, die im Monat über vier Mrd. Pfund (4,3 Mrd. Euro) ins Ausland überweisen. So werden jährlich, hat Transferwise errechnet, rund eine Mrd. Pfund (1,1 Mrd. Euro) an Gebühren gespart. 

Derzeit stehen den Nutzern von Transferwise  2'500 Währungsrouten und 54 Währungen zur Verfügung. 30 Prozent der Transaktionen erreichen dabei ihr Ziel in Echtzeit, das heisst in weniger als 20 Sekunden. Das Unternehmen beschäftigt aktuell 2'200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an 14 verschiedenen Standorten auf der Welt.

Wie sieht's bei den Multi-Währungs-Konten und bei Geschäftskunden aus?

Seit der Gründung im Jahr 2011 hat Transferwise sein Produktangebot, das im Kern aus Auslandsüberweisungen besteht, kontinuierlich erweitert. Zum Beispiel mit dem Multi-Währungs-Konto, das internationale Bankgeschäfte vereinfachen soll und sich vor allem an Expats, Freiberufler und Reisende richtet. Die dazugehörige Debitkarte ist derzeit in Europa, Grossbritannien, den USA, in Australien, Neuseeland und in Singapur erhältlich.

Seit 2018 wurden eine Million Karten ausgestellt. Aktuell verwaltet Transferwise auf Multi-Währungs-Konten Geld in Höhe von zwei Mrd. Pfund (2,2 Mrd. Euro).

Auch im B2B-Bereich verzeichnet das FinTech weiteres Wachstum: Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurden 107'000 neue Geschäftskunden dazugewonnen, meldet das Unternehmen. Aktuell kommen bei Transferwise nach eigenen Angaben jeden Monat mehr als 10'000 Geschäftskunden neu an Bord.

Neue Schritte und Erfolge auch in weiteren Bereichen

Transferwise hat erstmals direkten Zugang zu einer nationalen Zahlungsinfrastruktur innerhalb der Europäischen Union erhalten. Das Unternehmen verfügt nun über ein direktes Abrechnungskonto bei der ungarischen Zentralbank. Bereits im Jahr 2018 erhielt Transferwise als erste Nichtbank direkten Zugang zur britischen Zahlungsinfrastruktur.

Das Unternehmen stellt seine Technologie weiterhin Banken und Finanzdienstleistern zur Integration via API-Schnittstelle zur Verfügung. Bisher haben zwölf Institute auf vier Kontinenten ihr Ja-Wort gegeben und die Auslandsüberweisungen in ihr eigenes Angebot integriert, darunter Monzo, N26, Bunq und zuletzt die Schweizer Neo-Bank Neon sowie Aspire in Singapur.

Transferwise verkündete im Juni den Erwerb neuer FCA-Lizenzen. Das Unternehmen darf Kundinnen und Kunden des Multi-Währungs-Kontos künftig auch Spar- und Investitionsprodukte anbieten.

Kapital und Bewertung

Im Juli 2020 hat Transferwise einen Sekundärverkauf von Unternehmensanteilen in Höhe von 319 Mio. US-Dollar (269 Mio. Euro) durchgeführt und wird aktuell mit fünf Milliarden US-Dollar bewertet. Das seit Unternehmensgründung eingesammelte Kapital aus Primär- und Sekundär-Finanzierungsrunden erhöhte sich in der Folge auf über eine Mrd. US-Dollar (842 Mio. Euro).

Fazit

Transferwise operiert nicht in einem vorübergehenden Hype, das Unternehmen ist nun schon seit Jahren kontinuierlich am Wachsen und baut seine Leistungen laufend aus. Im Gegensatz zu zahlreichen anderen FinTechs, insbesondere Challenger-Banken mit grossem Wachstum, setzt Transferwise nicht auf Skalieren um jeden Preis – das FinTech schafft das Kunststück, nun bereits seit vier Jahren profitabel zu arbeiten und dennoch schnell zu wachsen, Umsätze zu steigern und neue Märkte zu erobern.