Challenger-Banken

Wer kümmert sich um Freiberufler, Selbstständige und Kleinunternehmen? Neo-Banken – und bald auch Qonto.

Qonto Business-Konto auf dem Smartphone
Bild: Qonto

Waren Freiberufler und Selbstständige für traditionelle Banken nicht besonders interessant, werden sie zunehmend zur umworbenen Zielgruppe für Challenger-Banken.

FinTechs und Neo-Banken wie Bunq, Holvi, Kontist oder Monese haben die grosse und nicht gerade verwöhnte Gruppe der Freiberufler und Selbstständigen schon länger für sich entdeckt. Still und leise hat sich Mitte 2019 auch die Deutsche Bank mit ihrer Digitalbank Fyrst ins wachsende Lager der Disruptoren gesetzt.

Fasst man die Gruppe etwas grösser und erweitert auf Kleinunternehmen, sind auch weitere Challenger-Banken wie Penta sowie N26 und Revolut mit ihren Business-Angeboten im Spiel. 

Sie alle bieten Apps mit digitalen Services und teilweise ausgebauten Leistungen, welche Gründern, Einzelunternehmen und ganzen Teams in KMUs das finanzielle Leben einfacher machen.

Mit Qonto startet eine weitere Neobank in Deutschland

Im Wissen, einen nicht völlig unbeackerten Markt vorzufinden, startet das FinTech Startup Qonto am 29. Januar 2020 in Berlin. Qonto wird nicht die letzte Neobank sein, die Deutschland erobern will, die Neo-Bank gehört jedoch zu den interessanten und vielversprechenden Digitalbanken.

Zumal Qonto Deutschland nicht als Endstation betrachtet, vielmehr als weiteren Ausgangspunkt, um KMUs, Startups und Selbstständige in ganz Europa mit einem Geschäftskonto zu bedienen. Bisher aktiv in Italien und in Spanien, hat die Neo-Bank zweieinhalb Jahre nach ihrer Gründung aktuell 65'000 Unternehmen auf der Kundenliste.

Country Manager Philipp A. Pohlmann zum Markteintritt in Deutschland:

Für uns ist Deutschland ein Schlüsselmarkt auf dem Weg zur europäischen Geschäftsbank

Qonto wächst schnell, fällt deshalb in der Ankündigung nicht durch übergrosse Zurückhaltung auf, sondern hat sich vielmehr sehr ehrgeizige Ziele gesetzt: Das FinTech will "in den nächsten drei Jahren Hunderttausende KMUs, Startups und Selbstständige in ganz Euopa erobern". Nach eigenen Angaben verwaltete Qonto 2019 Transaktionen im Wert von 10 Milliarden Euro (im Vergleich zu 3,5 Milliarden Euro im Vorjahr).

Um für den Markt Deutschland fit zu sein, hat Qonto den Service bereits vor dem Launch mit einer Beta-Version getestet und spezifische Wünsche von deutschen Kunden in die App integriert. Country Manager Pohlmann fasst zusammen:

«Unsere ersten hiesigen Kunden waren von der Intuitivität und Benutzerfreundlichkeit beeindruckt. Wir haben dutzende Interviews mit Kunden geführt, um unser Produkt auf die Bedürfnisse deutscher Unternehmen zuzuschneiden. Einige Besonderheiten, wie die Möglichkeit virtuelle Karten zu generieren, die in Echtzeit verwendet werden können, Rechnungen auch von dem Smartphone hochzuladen und die möglichen Upgrades zu Premiumkarten mit Exklusivleistungen, sind besonders beliebt.»

Was leisten die digitalen Geschäftskonten von Qonto?

Ein Konto für Selbstständige, Onboarding innerhalb von fünf Minuten, kostenlose Mastercard mit Versicherungspaketen, alle notwendigen Zahlungsmethoden, papierlose Buchhaltung, virtuelle Karten und mehr. Für KMU gibt's verstärkte Ausrichtung auf Teams mit zusätzlichen Karten, Überblick über Teamausgaben und mehr.

Mit dazu gehört für alle Konten ein versprochener Support mit einer Reaktionszeit von höchstens 15 Minuten. Nach Aussagen der Macher sind Support und Erreichbarkeit oftmals Schwachstellen von Neo-Banken. Deshalb will man auf diesen Bereich besonderes Gewicht legen, damit Kunden innerhalb von kurzer Zeit in ihrer jeweiligen Muttersprache kompetente Unterstützung bekommen.

Pakete, Leistungen und Kosten gibt's übersichtlich gelistet hier zu sehen

Kosten, Gebühren, Vergleiche und Transparenz

Zum kommunizierten Credo von Qonto gehören Ehrlichkeit und Transparenz. Einen Tatbeweis liefert die Neo-Bank gleich auf ihrer Website. Qonto bietet eine neutral gehaltene Checkliste und gibt Tipps, worauf  KMUs achten sollten, bevor sie bei einer Bank andocken. Mit dabei ist ein direkter Leistungs- und Kosten-Vergleich von Geschäftskonten traditioneller Banken sowie der Leistungsvergleich von Online-Geschäftskonten von Neo-Banken.

Der Vergleich ist insofern nicht ganz ohne, als Qonto erwartungsgemäss sicher nicht schlecht abschneidet, aber eben nicht in jedem Bereich als Platzhirsch glänzt. Ehrlichkeit und Transparenz scheinen gelebt zu werden.

Eigener Leidensdruck führt zu neuen Geschäftsmodellen

Wie andere Challenger-Banken hat auch Qonto auf die eigene Flagge geschrieben, "das Business Banking zu revolutioneren". Diese Absichtserklärung ist wenig überraschend, die kommt jeweils aus allen Ecken im Chor. 

Interessant ist jedoch, dass die beiden Gründer, Alexandre Prot und Steve Anavi, Qonto aus eigener Unzufriedenheit heraus gegründet haben. Als sie mit ihrem ersten Startup unterwegs waren, ärgerten sie sich über ihr dannzumaliges Business-Konto: zu kompliziert, zu zeitaufwendig, auch fehlten moderne Finanzmanagement-Tools. Deshalb haben Prot und Anavi nach dem Verkauf ihres Startups selbst den Banking Service entworfen und entwickelt, den sie sich als Unternehmer für ihr Startup gewünscht hätten.

Wünsche, die als umgesetzte Lösung offenbar geteilt werden, der Service wird heute von 65'000 Kunden in Italien und in Spanien genutzt und wird Ende Januar 2020 in Deutschland ausgerollt.

Mitgeholfen haben aktuell rund 180 Talente im eigenen Team sowie die Finanzierung durch Investoren in der Höhe von bisher 32 Millionen Euro.