Gastbeitrag

Kauf kein neues iPhone, kauf Apple

Therese Faessler

Unsere Gastautorin Therese Faessler will die Schweizer Wirtschaft demokratisieren und ermutigt deshalb jeden und jede, ein Stück davon zu besitzen.

Der Unterschied zwischen dem Vorankommen und dem Durchkommen besteht darin, dass man Vermögenswerte besitzt, zum Beispiel ein Haus, ein Grundstück oder Aktien.

Derzeit besitzen rund 1 Prozent der Schweizer Bevölkerung 40 Prozent des gesamten Vermögens der Schweizer Bevölkerung. Rund zwei Drittel der Schweizer Erwachsenen verfügen über ein Vermögen von über 100'000 Dollar, und 12 Prozent sind Millionäre (Global Wealth Report, Oktober 2019).

Worin besteht ein Unterschied zwischen den 12 Prozent und den anderen 88 Prozent? Finanzielle Vermögenswerte, Häuser, Grundstücke, Aktien usw. machen 55 Prozent des Bruttovermögens in der Schweiz aus. 

Die wachsende Schweizer Wirtschaft befindet sich im Besitz der reichsten Schweizer. Der Besitz von Vermögenswerten, die Schweizer Wirtschaft, war lange Zeit eher den bereits Vermögenden vorbehalten. Ein "Club", dem schwer beizutreten war. Die von der Finanzindustrie geschaffenen Barrieren machten es zeitweise schwierig und teuer, Member in diesem Club zu werden.

Mit Online-Banking, neuen Plattformen und digitalen Möglichkeiten verändert sich die Finanzbranche. Informationen sind breit verfügbar, auch "Geheimnisse" werden offengelegt, Finanzberater sind nicht mehr erforderlich. Sie können wählen, bei welchen Unternehmen sie Miteigentümer werden möchten. Sie können jederzeit überprüfen, ob es ihrem Lieblingsunternehmen gut geht. Sie können selbst leicht erkennen, ob ihre Unternehmens-Aktie überteuert oder unterbewertet ist.

Es gibt dre Grundregeln für die Investition: Jetzt anfangen, langfristig investieren und auf die Gebühren achten.

1. Jetzt zu beginnen ist wichtig, denn niemand weiss, wann der richtige Zeitpunkt ist. Niemand weiss, wann die Börse ihren Höhepunkt erreicht hat und niemand weiss, wann sie ihren Tiefpunkt erreicht hat. Nicht jetzt anfangen bedeutet, für immer zu verschieben. Es gibt keinen richtigen Zeitpunkt für den Start, also ist jeder Zeitpunkt richtig.

2. Langes Durchhalten ist die zweite Grundregel. Es geht nie darum, wann sie anfangen zu investieren, es geht immer darum, wie lange sie investiert bleiben können. Warren Buffett sagt, wenn sie eine Firma kaufen, sollten sie mit dem Wissen beginnen, dass sie dieses Unternehmen für immer besitzen möchten. Investieren sie deshalb niemals mit Geld, das sie in absehbarer Zeit brauchen.

3. Die Überwachung ihrer Gebühren ist die dritte Regel. Sie besagt, dass der Verkauf und Kauf von Aktien nur für die Banken gut ist, die Transaktionsgebühren erheben. Es gibt eine zusätzliche Gebühr, auf die besonders zu achten ist. Das sind die versteckten Depotgebühren, die sie oftmals nicht bemerken, weil sie im Kleingedruckten geschrieben sind und vierteljährlich berechnet werden. Depotgebühren sind definitiv Gebühren, die sie nicht bezahlen wollen.

Unser Vorschlag ist, klein anzufangen. Fangen mit 1‘000 Franken an. Die Aktienmärkte sind oftmals sehr volatil, was bedeutet, dass die Aktien steigen und fallen. Da sie wissen, dass sie langfristig investiert bleiben, sind die täglichen Aktienbewegungen nicht relevant. Verfolgen sie ihre Aktien nicht täglich – tun sie das, werden sie sich ärgern, wenn ihre Aktien fallen. Und sie werden fallen. Für ihre Gesundheit lohnt es sich allerdings nicht, wenn sie in Werte zu investieren, deren Volatilität zu hoch ist. In diesem Fall sollten sie ihr Geld lieber für einen schönen Urlaub verwenden und sich entspannen.

Generell jedoch lässt sich sagen, alle historischen empirischen Wirtschaftsdaten belegen das, es ist besser, ihr Geld in eine gute Firma zu investieren, die sie kennen, im Vergleich zum Bankkonto, das sie Bankgebühren und negative Zinsen (und vielleicht sogar Inflation) kosten wird.

Die Autorin: Therese Faessler

Therese Faessler ist Gründerin der Faessler Finance AG und will die Schweizer Wirtschaft demokratisieren, indem sie jeden ermutigt und in die Lage versetzt, ein Stück davon zu besitzen.

Vor der Programmierung von Invested und der Gründung ihres Startups arbeitete sie in der Informatik bei Helvetia Versicherungen, in der Forschung für das Schweizerische Institut für Empirische Wirtschaftsforschung an der Universität St.Gallen und als Beraterin für Malik Management in St.Gallen. Therese studierte Mathematik, Statistik und Wirtschaftswissenschaften und hat einen Master-Abschluss in Quantitative Economics and Finance.

Heute arbeitet Therese als Senior Research Associate an der Universität St.Gallen und hat sich zum Ziel gesetzt, durch finanzielle Bildung zu einer gerechteren Verteilung des Vermögens beizutragen. Das ist ihr Hobby, Interesse und ihre Bestimmung.