Digital Asset Ökosystem

« Die Schweiz muss zum Digital-Asset-Zentrum der Welt werden »

Luka Müller, Gründer und Partner, MME

Über Technologie, Know-how, Rahmenbedingungen, Partner und weitere Ressourcen, die notwendig sind, um ein digitales Asset-Ökosystem aufzubauen.

Autor: Marc Landis

Was braucht es, um ein neues digitales Asset-Ökosystem aufzubauen? Genau: eine sichere DLT-Infrastruktur, auf der verschiedene Anbieter Services zur Verfügung stellen können, die sich gegenseitig ergänzen und Finanzflüsse automatisiert abwickeln. Swisscom stellt sich diesem Unterfangen gemeinsam mit Partnern.

Mit dem neuen digitalen Asset-Ökosystem ist ein erster Schritt getan, diesen gerade entstehenden Markt von Anfang an mitzugestalten. Die Lancierungspartner Swisscom, Daura, Custodigit, MME, die Digital-Asset-Bank Sygnum und Handelsplätze wie die Deutsche Börse bringen im Ökosystem die benötigten Expertisen und Fähigkeiten mit, dieses zu gestalten. «Wir sind eine praktische Erfa-Gruppe, welche die verschiedenen Rollen aus der Notwendigkeit heraus entwickelt hat», sagt Luka Müller, Gründungspartner und einer der Leiter des MME-FinTech-/Blockchain-Teams. Das Beratungsunternehmen MME, das sich auf Recht, Steuern und Compliance spezialisiert hat, ist schon seit vielen Jahren im FinTech-/Blockchain-Bereich unterwegs. Die Kanzlei ist auch an vorderster Front als Berater mit dabei, wenn es um die Schaffung der regulatorischen Rahmenbedingungen für die Digitalisierung von Vermögenswerten geht.

Wir sind eine praktische Erfa-Gruppe, welche die verschiedenen Rollen aus der Notwendigkeit heraus entwickelt hat

Luka Müller betreut und berät vor allem Unternehmen im Technologiebereich, mit Fokus auf Blockchain-Technologie. So kam auch die Zusammenarbeit mit Swisscom zustande, die in der Lancierung von einigen wichtigen Playern im neuen Schweizer digitalen Asset-Ökosystems gipfelte. Müller gründete in diesem Zusammenhang auch gemeinsam mit Swisscom das Gemeinschaftsunternehmen Daura AG als Tokenisierungsfactory (siehe unten).

Schweiz als sicherer Hafen für DLT

Für Luka Müller ist es eine Herzensangelegenheit, den Schweizer Finanzplatz bei der Digitalisierung mit Blockchain zu unterstützen. Er beschäftigt sich seit 2014 ausschliesslich mit der Welt der digitalen Assets und DLT und ist sich sicher: «Es ist eine gewaltige Chance, dass wir bei der Entwicklung von Technologie und Ökosystemen rund um digitale Assets in der Schweiz von Anfang an dabei sind. Der Schweizer Finanzplatz geniesst weltweites Vertrauen und die Schweiz hat den Ruf als verlässliche Partnerin.» Darauf gelte es aufzubauen und die Schweiz als sicheren Hafen für Digital-Ledger-Technologie zu positionieren, wo die sichersten Verwahrungsstellen für Digitale Assets zu Hause sind und die vertrauenswürdigsten Smart Contracts der Welt programmiert werden. «Die Schweiz muss das Digital-Asset-Zentrum der Welt werden», sagt Müller und «wenn wir den Konsens auf der Blockchain auch noch auf Schweizer Servern sicherstellen, dann haben wir einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Finanzplätzen.»

DLT-Gesetz ist ein guter Wurf

Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Denn digitale Assets funktionieren als Anlageklasse nur, wenn man sie als Ökosystem betrachtet, und zwar sowohl auf Marktseite als auch auf der technischen Ebene. Nicht zuletzt müssen die rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen entsprechend ausgestaltet werden. «Die überarbeitete Rahmengesetzgebung für DLT ist ein guter Wurf», sagt Müller. Die neue Vorlage sei ein gutes Beispiel dafür, wie sich mit der Ergänzung bestehender Gesetze aktuelle und zukünftige technologische Entwicklungen abbilden liessen. «Aber nun dauert es bis zum Inkrafttreten des Gesetzes bis 2021. Solange können wir nicht warten, denn dann geht dieser Markt an uns vorbei», gibt Müller zu bedenken. Deshalb kämpft er dafür, dass digitale Assets rechtssicher auch digital übertragen werden können.

Gesetzgebungsprozess in der Schweiz ist zu langsam

Denn auch in Singapur, Grossbritannien, den USA und Deutschland erarbeiten die Regierungen die Rahmenbedingungen zur Erschliessung von digitalen Assets. «Der globale Wettbewerb um digitale Assets ist voll im Gang. Und es wird mit harten Bandagen gekämpft», sagt Müller.

«Mit dem Schweizer Gesetzgebungsprozess haben wir keine Chance, mit dem technologischen Fortschritt mitzuhalten. Deshalb braucht es Gesetze, die so formuliert sind, dass sie eine Auslegung entsprechend den technologischen Entwicklungen ermöglichen.»

Offenes Ökosystem

Das neue Asset-Ökosystem ist aber laut Müller ganz bewusst nicht abschliessend gestaltet, sondern es ist offen konzipiert. So könnten weitere Services-Anbieter, die an der Swisscom-Blockchain andocken möchten, darauf aufsetzen.

Insbesondere ist auch die Anbindung weiterer Marktplätze im In- und Ausland angedacht, damit die verschiedenen digitalen Assets auch breitflächig gehandelt werden können. Denn nur so ergibt sich ein Markt mit genügend Verkäufern und Käufern für die Preisfindung mit der entsprechenden Liquidität.