Medien & Meinungsbildung

Meinungsbildung: Ist Ihre Meinung in 20 Minuten gemacht?

20 Minuten auf der Stoppuhr
Bild: ayax | Getty Images

Wenn nicht in 20 Minuten, dann zumindest über die Gratiszeitung 20 Minuten, die sich zur Nummer 1 der meinungsbildenden Medien entwickelt hat?

Trifft beides nicht zu, gehören Sie zur schrumpfenden Gruppe von Menschen, die in bezahlte Medien investiert. Die gute Nachricht: Wir sind unter uns. Die schlechte: Wir sind überhaupt nicht im Trend.

Im Trend liegt nämlich, sich überhaupt nicht zu informieren. Zu den News-Verweigerern gehören immerhin 36 Prozent der Schweizer Bevölkerung, Tendenz zunehmend. Und beunruhigende 53 Prozent der 16- bis 29-Jährigen (Quelle: Jahrbuch Qualität der Medien).

Und wenn doch etwas Info gefragt ist, dann sind Influencer ziemlich cool und angesagt. Immerhin finden junge Menschen Influencer unterhaltsamer (54 Prozent), interessanter (56 Prozent) und sogar glaubwürdiger (30 Prozent) als klassische Medien (Quelle: Media Use Index 2018).

Klassische Medien haben gerade dann noch Chancen, wenn sie gratis sind und wenn die Info schnell und flüssig runtergeht. Am besten in 20 Minuten. Deshalb hat sich die Gratiszeitung 20 Minuten zur Nummer 1 der meinungsbildenden Medienmarken in der Schweiz entwickelt – inzwischen mit einer Meinungsmacht von 36 Prozent.

Neben TV und Radio hat's dann in den Top 10 der meinungsbildenden Medienmarken gerade noch für eine einzige bezahlte Zeitung Platz. Der Blick kommt auf Platz 6, hat aber im Vergleich zu 20 Minuten mit 12 Prozent nur ein Drittel der Meinungsmacht in der Schweiz. Auch Boulevard ist auf dem Abstieg, wenn er bezahlt werden muss.

Ist das gut oder schlecht?

Weder noch, es ist einfach eine Tatsache. Auf jeden Fall ist es Zeitzeichen, Zeitgeist und eine Entwicklung, die man kennen muss, wenn man mit Zielgruppen zu tun hat. Wenn man Menschen erreichen, bilden, engagieren, beeinflussen oder nur schon schlicht verstehen will. Hintergrund und Informationsverhalten zu kennen, kann dann helfen, mögliche Brücken zu erkennen und zu bauen.

Die Zukunft gehört Gratiszeitungen, Boulevardmedien, Social Medias und vor allem auch dem Fernsehen, das sich langsam sellber abschafft und zunehmend durch Streaming ersetzt wird.

Als Tatsache relevant für Politik, Bildung und auch Wirtschaft, die aus unterschiedlichen Gründen wissen sollten, wie und wo Meinung gemacht und gebildet wird. Dass medialer Fast Food, bevorzugt kostenlos, bei beträchtlichen und wachsenden Teilen der Bevölkerung besser oder überhaupt erst ankommt, dass Tiefe und Breite zunehmend weniger gefragt sind.

Aktuelle Fakten zum Thema

Voll im Trend, weil ebenfalls kostenlos, hier nachzulesen:

Medienmonitor Schweiz vom Bundesamt für Kommunikation BAKOM

Jahrbuch Qualität der Medien vom Fög – Forschungsinstitut Öffentlichkeit und Gesellschaft

Media Use Index von Y&R Group Switzerland

Die Resultate aus sämtlichen aktuellen Studien vermitteln ein gutes Bild über die Schweiz, wo Menschen und Medien stehen, in welche Richtung sie sich entwickeln, wer sich wo informiert und warum.