Gesundheitswesen

Ist es zum Naturgesetz geworden, dass Gesundheitskosten und Krankenkassenprämien laufend steigen?

Frau checkt am Smartphone Gesundheitsthemen
Bild: marchmeena29 | Getty Images

Dem Milliardenmarkt Gesundheit fehlen neue Ideen und griffige Konzepte – was die Politik seit Jahren nicht schafft, könnte neuen Mitspielern gelingen.

Was viele westliche Länder, auch die Schweiz, als wirtschaftliches Naturgesetz längst akzeptiert haben, ist keines:

Die Kosten im Gesundheitswesen steigen laufend, jährlich höhere Krankenkassenprämien, die Politik hat bisher keine konkreten Pläne entwickelt, wie das verhindert werden könnte – die Schwierigkeiten scheinen zu gross, das Thema zu komplex. Trifft das zu?

Komplex ist das Thema zweifellos, weil sehr viele Dinge zusammenhängen und die Ansprüche und Interessen von Kunden (Patienten) und Anbietern (Ärzte, Spitäler, Pharma etc.) völlig unterschiedlich gelagert sind.

Unglaublich schwierig im Sinne von unlösbar trifft sicher nicht zu. Das auffällig zurückhaltend geschmiedete Eisen ist für die Politik möglicherweise schlicht zu heiss, weil man es sich mit keiner der verschiedenen Anspruchsgruppen verscherzen möchte.

Wer das Gesundheitswesen, Kostenentwicklung inklusive, wirkungsvoll reformieren will, wird sich in den meisten der involvierten Lager werden Fans noch neue Freunde schaffen. 

Das Gesundheitswesen öffnet die Türe für Startups und Big Techs

Die Ineffizienzen und die Kostenentwicklung im Gesundheitswesen sind Fakt. Und sie sind lösbar. Werden sie durch die Politik nicht gelöst, ein Wille dazu ist nicht erkennbar, dann werden in Zukunft andere übernehmen. Die oft gehörte Polit-Floskel: "Das haben wir nicht kommen sehen", braucht dann nicht einmal mehr bemüht zu werden – man hat einfach zu lange und seit Jahren schon ohne entschlossene Massnahmen und konkrete Resultate die dringenden Probleme verwaltet, anstatt sie zu lösen.

Die Einladung ist gesprochen

Eine Einladung, die von Startups und Big Techs angenommen wird. Die sind hungrig auf neue Wirkungsfelder und das ineffizient bewirtschaftete und kostenexplosive Gesundheitswesen bietet sich geradezu an. Zumal es in diesem Milliardenmarkt mit unzähligen offenen Baustellen Raum für zahlreiche Anbieter mit neuen Ideen und neuen Lösungen gibt.

CB Insights hat eine aktuelle Auslegeordnung gemacht, welche Tech Unternehmen und Big Techs in welchen Bereichen bereits aktiv sind. Eine interessante Momentaufnahme:

Weitere Felder werden abgesteckt

Wie gesagt, eine aktuelle Momentaufnahme. Die Ambitionen werden allerdings weitergehen. Big Tech-Unternehmen sind nicht dafür bekannt, dass sie partielle Lösungen anbieten oder sich mit Teilen des Kuchens begnügen. Sie bauen in aller Regel durchgängige Ketten, welche sämtliche notwendigen und wünschbaren Bereiche und Services abdecken. In der Kombination aus digital und analog, welche Menschen und Kunden das Leben einfach macht.

Zudem: die Zahl der ungelösten Problemfelder ist grösser, über das Gesundheitswesen hinaus. Wo eine analog orientierte Politik nicht weiter weiss, werden sich digitale Giganten Gedanken machen. Gut möglich, dass sich Tech-Unternehmen demnächst auch um Altersvorsorge und weitere Themen kümmern werden.

Ob es wünschbar ist, irgendwann im Amazon-Ökosystem zum Arzt zu gehen, die Reha-Klinik im Tencent-Katalog zu buchen oder von Google die Rente zu beziehen, bleibt fraglich.

Neue Anbieter und digitale Promlemlöser werden allerdings nicht fragen, sie werden liefern. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Tech-Unternehmen mit neuen digitalen Lösungen nach und nach jeden Milliardenmarkt besetzen, der in Sachen Dynamik und Reformen eher bewegungslos und noch weitgehend analog in sich ruht.

Die Tech-Giganten werden überall einspringen, wo aktuelle Lösungen versagen oder schlicht keine vorhanden sind, weil der politische oder wirtschaftliche Wille dazu fehlt.