Der Einfluss von Apple Pay auf Mobile Payment

Bild: Marco Vosseler

Spannende Referate und Diskussionen am Kongress "Next Generation Payment 2016" in Köln. Die Höhepunkte in der Zusammenfassung als Serie.

Die Gedanken und Visionen von Praktikern und Referenten aus der Banken- und Finanzbranche. Zu Themen, welche den Zahlungsverkehr bewegen und verändern. Vorgetragen und diskutiert am Kongress Next Generation Payment 2016 in Köln. Marco Vosseler war für uns mit dabei.

Heute im Fokus: Notizen zum Referat von Rudolf Linsenbarth
Senior Consultant Mobile Payment & NFC, COCUS Consulting GmbH

Der Einfluss von Apple Pay auf Mobile Payment

Weil Apple Pay NFC einsetzt, zum Start ein Rückblick auf die Entwicklung der Technologie: NFC (Near Field Communication) existiert schon länger, die Technologie geht auf das Jahr 2008 zurück. Das erste NFC-fähige Handy war das Nokia 6131.

Während bei kontaktlosen Kartenzahlungen die Autorisierung über einen SP TSM (Service Provider Trusted Service Manager) erfolgt, setzt Apple Pay auf Tokenization.

Tokenization heisst: Pro Transaktion wird ein einmalig nutzbarer Token generiert. Dieser wird nicht zu einem SP TSM übermittelt, sondern zu einem Token Service Provider (TSP). Für Apple Pay stehen dafür in Europa Visa und MasterCard. Erst jetzt erfolgt die Zuordnung des Tokens zur Karte und die Zahlung wird autorisiert.

Vorteil
Ein Token ist nur einmal nutzbar, deshalb kann im Betrugsfall auch nur eine missbräuchliche Transaktion erfolgen. Der Händler hat keine Einsicht auf die Kartendaten.

Was ebenfalls für Apple Pay spricht: Die Zahlungsauslösung wird über Touch-ID gestartet. Das schafft Vertrauen und Sicherheit, ist sehr einfach zu bedienen und vermittelt dem Zahler das Gefühl der vollständigen Kontrolle über den Zahlvorgang.

Nachteil
Jede Transaktion muss online autorisiert werden.

Mit in die Waagschale gehört: Da Visa und MasterCard als TSP bei Apple Pay agieren, läuft zwingend auch das Clearing über VISA/MC, was zu zusätzlichen Transaktions- oder Autorisierungskosten führen kann.

Die Position von Apple

Apple Pay ist wahrscheinlich der grösste Treiber für NFC am Point of Sale. Auf der anderen Seite liefert Apple Pay durch das geschlossene System auch Gründe, alternative Übertragungsverfahren in Betracht zu ziehen, zum Beispiel den QR-Code.

Eine andere Möglichkeit, die NFC-Technologie für Zahlungen mit Smartphones zu nutzen: Die Kartendaten werden im sogenannten Secure Element (SE) des Geräts hinterlegt. Dieses SE wird direkt von der NFC-Antenne angesteuert und bleibt unabhängig vom Prozessor oder der Software des Smartphones. Dadurch werden sogar Zahlungen möglich, wenn das Smartphone ausgeschaltet oder der Akku leer ist.

Zu den Mitbewerbern von Apple Pay gehört, unter anderen, Samsung Pay. Ein Verfahren mit einer ähnlichen Funktionsweise wie Apple Pay, allerdings mit einem klaren Unterschied: Samsung Pay setzt auf Google Wallet und Andriod Pay auf. Dabei wird nicht die Technologie der Tokenization oder des Secure Elements genutzt, sondern HCE (Host Card Emulation). Bei HCE werden die Kartendaten (verschlüsselt) in einer App abgelegt und beim Zahlvorgang wird dem Zahlterminal die echte Karte simuliert. Ein grosser Nachteil ist hier das Thema Sicherheit, da die Kartendaten in der App bzw. in einer Software liegen. Kann man sich Zugang zur App/Software verschaffen, indem die Verschlüsselung geknackt wird, hat der Hacker auch Zugriff auf die Kartendaten.

Ausblick und Fazit

HCE: Host Card Emulation muss zuerst einmal beweisen, dass es als sicheres Bezahlverfahren gelten kann. MasterCard drängt bereits auf zertifizierte Hardware, um HCE zu nutzen. Auch in der Bedienung hat HCE noch Luft nach oben.

Tokenization: Wird im Kreditkartenumfeld das dominierende Bezahlverfahren werden. Dadurch wird ermöglicht, dass ein Kunde ein Bankkonto eröffnet und sofort auch seine virtuellen Karten erhält. Im selben Moment, in dem er die Bank verlässt, kann der Kunde die Karten auch nutzen. Eine Wartezeit von mehreren Tagen, bis die Karte produziert und ausgeliefert ist, wird es nicht mehr geben.

Statements von Rudolf Linsenbarth

Im anschliessenden Interview ist Rudolf Linsenbarth von Jochen Siegert und André M. Bajorat zur Entwicklung des Zahlungsverkehrs im Allgemeinen und zu Fintech im Besonderen befragt worden.

«Jeder mit bankähnlichen Dienstleistungen ist eine Bank. Fintech schafft eine neue Gruppe. Das ist wie früher mal Direktbanken versus Retailbanken. Ein Fintech braucht eine Bank im Hintergrund. Fintechs werden ihren Platz finden, einige Banken werden Marktanteile verlieren.»

«Wann bringt Apple Pay auch andere Dienstleistungen, Flugtickets oder Konzertkarten und ähnliches? Das ist interessant.»

«Die Girokarte wird kontaktlos, Weareables werden zulegen.»

«Wenn paydirekt Ende Jahr auf 20 Prozent des Marktanteils von PayPal kommt, wäre das gut. Und Express Checkout wäre wichtig.»

Das Interview mit Rudolf Linsenbarth ist in voller Länge im Podcast von paymentandbanking.com verfügbar.

Korrespondent am Kongress in Köln: Marco Vosseler
Redaktion iso-20022.ch: Ruedi Maeder

Links zum Thema

Stichworte im Lexikon: Mobile Payment | NFC | QR-Code